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Henning Koch, Stifterverband
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Kontakt: futureskillsjourney@stifterverband.de

Gestaltung
Atelier Hauer + Dörfler, Berlin

Zitationshinweis
Koch, H., Schneider, C., Wilke, U. (Hrsg.). (2024). Future Skills lehren und lernen. Schlaglichter aus Hochschule, Schule und Weiterbildung. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.

DOI: 10.5281/zenodo.13944245

Medien



HERZLICH WILLKOMMEN!

Sie befinden sich im Kapitel I "Bedarfe & Analysen".

Auf dieser Seite erfahren Sie, wie die Autorinnen und Autoren Future-Skills-Bedarfe ihrer Zielgruppen ermittelt und analysiert haben. Sie stellen daraus entstandene Kompetenzrahmen für das Lehren von Future Skills dar und leiten Handlungsempfehlungen ab.

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Die weiteren Kapitel und das Intro der Publikation finden Sie hier:



01 · DER KOMPETENZBOOSTER: EIN DIAGNOSTIK- UND PLANUNGSINSTRUMENT FÜR FUTURE SKILLS ⸺

WIBKE MATTHES · MAX KLEINSORG Zentrum für Schlüsselqualifikationen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel / DayOff



Einer der größten Kritikpunkte an den Future Skills ist ihre mangelnde Erfassung und Messung. Es ist das Ziel dieses Artikels, dieser Kritik einen Ansatz zur Kompetenzmessung entgegenzusetzen. Das Zentrum für Schlüssel­qualifikationen (ZfS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) arbeitete hierfür mit dem Start-up DayOff zusammen und ent­wickelte und erprobte ein Self-Assessment für Future Skills, das auf einem vom ZfS erstellten Future-Skills-Kompetenzrahmen basiert. Das Assessment ermöglicht den Lernenden, sich durch Selbsteinschätzung in den Future Skills zu verorten und daraus abgeleitet Lernentscheidungen zur Entwicklung ihrer Future Skills zu treffen. Im Sommersemester 2023 wurde das Instrument durch Studierende der CAU getestet. Die Ergeb­nisse aus dem Test werden in diesem Artikel beschrieben. Sie unter­streichen das Potenzial und die Bereitschaft der Studierenden, sich proaktiv mit dem Status und der Entwicklung ihrer Future Skills aus­einanderzusetzen. Ebenso deuten sie an, dass durch selbstbestimmtes Lernen, basierend auf einer fundierten Selbsteinschätzung, Fortschritte in der Kompetenzentwicklung erzielt werden können.



1 Einleitung

Eine gängige Kritik an dem Future-Skills-Konzept ist der mangelnde Nachweis seiner Wirksamkeit. So ist weder der Begriff ausreichend systematisiert, noch bestehen evidenzbasierte Nachweise ihrer Existenz. Der Vorwurf lautet: »Es wird in diesen Konzepten die evidenzbasierte Grundlage der Zukunftskompetenzen erst gar nicht diskutiert. Diese werden vielmehr als Tatsache angenommen, um dann auf dieser Basis Aktivitäten zu starten.« (Kalz, 2023) Dies ist insofern nachvollziehbar, als dass der Future-Skills-Diskurs sich insbesondere auf Konzepte und Kompetenzrahmen bezieht, die stark aus der Perspektive der Nachfrage und Steuerung (Arbeitsmarkt, Bildungspolitik, Lehrförderung) entwickelt wurden. Wenn auch Erhebungen existieren – wie beispielsweise der Studierendensurvey –, die zeigen, dass Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen ihrem Studium eine entwickelnde Wirkung in Bezug auf einige Future Skills zuschreiben, ist noch vieles unklar. Der Studieren­den­survey dokumentiert seit 1982 mit Daten von rund 100.000 Studierenden in einer querschnittlichen Langzeitstudie mittels eines standardisierten Fragebogens ihre Erfahrungen, Anforderungen und Bewertung der empfundenen Studiensituation sowie ihre beruflichen Erwartungen verlässlich und repräsentativ (Multrus et al., 2017). Auch Erhebungen wie die von Nina Horstmann im Rahmen des CHE-Hochschulrankings mit über 5.500 befragten Hochschullehrenden zeigt, dass Lehrende sich darum bemühen, Future Skills erwerbbar zu machen. Insofern besteht aus den beiden an dem Lehr-/Lernprozess beteiligten Akteursgruppen – Studierende und Lehrende – die begründete Erwartung, dass Future Skills erworben werden. Einer der größten Kritikpunkte ist die mangelnde Erfassung und Messung von Zukunftskompetenzen (Kalz, 2023; Reinmann, 2023). Um sich dieser Forschungslücke anzunähern, können verschiedene Ansätze der Kompetenzfeststellung genutzt werden (Lai & Viering, 2012). Dazu gehören auch Selbsteinschätzungen. Welche Future Skills sich die Lernenden selbst zuschreiben und wie diese in individuelle Lern­entscheidungen münden, wird die Analyse in diesem Beitrag beispiel­haft zeigen.

Der hierfür erhobene Datensatz basiert ebenso wie der Studierenden­survey auf der Selbsteinschätzung der befragten Studierenden. Dieser Ansatz wird im ersten Kapitel begründet. Im zweiten Kapitel wird das Erhebungsinstrument beschrieben und die theoretische Grundlage erläutert, um danach die Erhebung vom Sommer 2023 zu erläutern und zuletzt die Ergebnisse zu interpretieren.

2 Kompetenzbewusstsein als Basis für die Entwicklung von Future Skills

Wenn die digitale Transformation von emergenter Entwicklung gekenn­zeichnet ist, dann bedeutet dies, dass es unmöglich ist, mit einer linearen Fortschreibung des Status quo zu rechnen. Denn Emergenz bedeutet, dass die Entwicklung von etwas Neuem sich aus den vorherigen Zustän­den nicht ableiten lässt. Es entsteht vielmehr etwas gänzlich Anderes. Damit wird die Vorhersagbarkeit zukünftiger Entwicklungen immer weniger möglich.

Wenn das Bildungssystem das Ziel hat, Lernende in die Lage zu versetzen, zukünftig handlungsfähig zu sein, dann besteht die Anforderung, diese unvorhersehbare Zukunft antizipieren zu können.

Unsere Schulen müssen sie auf Jobs vorbereiten, die es heute noch nicht gibt, auf Technologien, Apps und Anwendungen, die heute noch nicht erfunden worden sind, darauf, in einer Gesellschaft zu leben, deren Strukturen wir heute nicht absehen können, und darauf, mit Herausforderungen umzugehen, die heute noch nicht erkennbar sind.

Ehlers, 2020, S. 2

Wenn es also immer weniger darum gehen kann, durch ein Hochschul­studium auf bekannte Probleme vorzubereiten, dann gewinnt das selbst­gesteuerte Lernen deutlich an Bedeutung. Nur durch kontinuier­liche selbstgesteuerte Auseinandersetzung mit der jeweils aktuellen Situation werden Individuen langfristig in der Lage sein, Herausforderungen der Zukunft aktiv handelnd zu begegnen. Sie selbst definieren folglich laufend ihren eigenen Lern- und Entwicklungsbedarf.

In der Hochschullehre vollzieht sich vor diesem Hintergrund seit einigen Jahren ein Paradigmenwechsel, der traditionelle Lehransätze an vielen Stellen zugunsten eines neuen Verständnisses von Lernen und Lehren ablöst. Ehlers kommt daher für die Arbeitswelt zu dem Schluss,

dass die Entwicklung der notwendigen Fähigkeiten so volatil und stetig im Wandel begriffen ist, dass 80 Prozent des notwendigen Lernens ‚on-the-job‘ stattfindet. Dabei spielt das extern organisierte, formale und explizite Training eine immer unwichtigere Rolle. Die Reflexion, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich brauchen, und wo sie die notwendigen Kompetenzen erlernen können, passiert laut Einschätzung zu 90 Prozent aus Eigeninitiative.

Ehlers, 2020, S. 15

Das Lernen aus Eigeninitiative unter Rückgriff auf individuelle Reflexion ist also der Schlüssel zu langfristiger Handlungsfähigkeit. Wie sieht diese Eigeninitiative aus und wie die davor liegende Reflexion?

Foelsing und Schmitz formulieren so ein New Learning, bei dem sich »der Lernende Lernprozesse bedürfnisorientiert durch Nutzung seines Netz­werks, mittels unterschiedlicher Methoden, Remix vielfältiger interner und externer Inhalte sowie im Austausch und Co-Kreation mit seinen Learning Peers, selbst« kreiert (Foelsing & Schmitz, 2021, S. 108). Die Eigeninitiative liegt also in einem prozeduralen Wissen und weniger in einem konkreten inhaltlichen – wohl aber fachbezogenen – Wissen. Eingeübtes und jederzeit abrufbares, bekanntes Wissen wird weniger relevant. Das Finden und Bewerten des konkret nutzbaren (neuen) Wis­sens für die jeweilige Herausforderung ist der Schlüssel: »Viel wich­tiger ist es, Daten, Information und Wissen zu suchen und zu diskriminieren, Unterscheidungen treffen zu können, sowie die Validität und Objektivität der jeweils gefundenen Informationen vornehmen zu können.« (Ehlers, 2020, S. 17)

New Learning zeichnet sich durch eine Fokussierung auf die Selbst­steue­rung der Lernenden aus. Die Grundlage des New Learning liegt in der Annahme, dass Lernen ein aktiver, konstruktiver Prozess ist, der von indi­viduellen Entscheidungen und Strategien der Lernenden geleitet wird (Zimmerman, 2000). Selbststeuerung, als zentrales Element dieses An­satzes, bezieht sich auf die Fähigkeit der Lernenden, ihre Lernprozesse bewusst zu planen, zu überwachen und zu regulieren (Zimmerman, 2002). Dieser Ansatz hebt die Rolle der Lernenden als aktive Gestalter ihres eigenen Lernens hervor und betont die Notwendigkeit, sie dabei zu unterstützen, diese Selbststeuerungsfähigkeiten zu entwickeln.

Die Bedeutung der Selbststeuerung für das New Learning wird durch eine Vielzahl empirischer Befunde gestützt. So zeigen Studien, dass Lernende, die über eine hohe Selbststeuerungskompetenz verfügen, tendenziell effektiver lernen und bessere Leistungen erzielen (Pintrich & De Groot, 1990). Darüber hinaus korreliert Selbststeuerung mit anderen wichtigen Lernfaktoren wie Motivation und Metakognition (Zimmerman, 2002), was ihre zentrale Rolle im Lernprozess unterstreicht.

Um die Selbststeuerung der Lernenden zu fördern, bedarf es jedoch spezifischer Lernvoraussetzungen. Eine zentrale Voraussetzung ist die Ausbildung von Metakognitionsfähigkeiten, also der Fähigkeit der Lern­enden, ihr eigenes Denken zu reflektieren und zu steuern (Schraw & Dennison, 1994). Dies umfasst sowohl das Bewusstsein über eigene Lernziele und Strategien als auch die Fähigkeit zur Selbstregulation während des Lernprozesses.

Des Weiteren sind motivational-kognitive Merkmale entscheidend für die Entwicklung von Selbststeuerungskompetenzen. Dazu gehören beispiels­weise das Selbstvertrauen der Lernenden in ihre Fähigkeiten (self-efficacy) sowie ihre intrinsische Motivation zum Lernen (Deci & Ryan, 1985). Studien haben gezeigt, dass Lernende mit einer hohen Selbst­wirk­samkeit und intrinsischen Motivation eher dazu neigen, selbstreguliert zu lernen (Zimmerman, 2000).

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schaffung eines unterstützenden Lernumfelds, das den Lernenden ermöglicht, ihre Selbststeuerungs­fähigkeiten zu entfalten. Dazu gehören klare Lernziele, regelmäßiges Feedback seitens der Lehrenden sowie die Möglichkeit zur aktiven Teil­nahme und Mitgestaltung des Lernprozesses (Nelson & Schunn, 2009).

Eine spezifische Lernvoraussetzung im Kontext des selbstgesteuerten Lernens ist die Metakognition über die eigenen Fähigkeiten, Wissens­bestände und Haltungen in Bezug auf ein neues Lernthema. Meta­kogni­tion bezieht sich auf das Bewusstsein und die Kontrolle über den eigenen Denkprozess sowie die Fähigkeit, die eigene kognitive Leistung zu über­wachen und zu regulieren (Flavell, 1979). Im Rahmen des New Learning ist diese Fähigkeit von entscheidender Bedeutung, da sie den Lernenden ermöglicht, ihre Lernstrategien und -prozesse aktiv anzupassen und zu optimieren.

Insbesondere im Hinblick auf die Bewältigung neuer Lernthemen ist die Fähigkeit zur metakognitiven Regulation entscheidend, da sie es den Lernenden ermöglicht, ihre eigenen Wissenslücken zu identifizieren und gezielt zu schließen (Schraw & Moshman, 1995). Darüber hinaus fördert eine ausgeprägte Metakognition die Entwicklung einer positiven Einstel­lung zum Lernen sowie die Bereitschaft zur Selbstreflexion und -ver­bes­serung (Schneider & Artelt, 2010).

Eine Möglichkeit, die Metakognition der Lernenden zu fördern, besteht darin, sie zur Selbsteinschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten und Wissens­bestände anzuregen. Dies kann durch den Einsatz von Self-Assessment erfolgen. Self-Assessment ist ein Prozess, bei dem Lernende ihre eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistungen reflektieren und bewerten (Boud & Falchikov, 2007). Indem Lernende dazu ermutigt werden, sich aktiv mit ihren eigenen Lernfortschritten auseinanderzusetzen, werden sie dazu befähigt, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und gezielt an ihrer Weiterentwicklung zu arbeiten. In diesem Sinne kann die Selbstbewertung einen Ausgangspunkt für das weitere selbstgesteuerte Lernen bieten. Es kann hingegen nicht zur objektiven Lernbeurteilung und zum Vergleich zwischen Lernenden genutzt werden, denn die Selbstdiagnostik ist weder repräsentativ noch valide und auch nicht reliabel.

Die Repräsentativität der Selbstbewertung ist aufgrund der potenziellen Verzerrungen durch subjektive Wahrnehmung und individuelle Vorurteile fraglich, denn Lernende können dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten und Leistungen entweder zu über- oder zu unterschätzen, was zu Verzer­rungen in den Selbstbewertungen führt (Dunning, Heath & Suls, 2004). Es ist davon auszugehen, dass die Selbstbewertung kaum ein repräsen­ta­tives Bild der tatsächlichen Leistung oder Fähigkeiten der Lernenden lie­fert. Selbstbewertungen korrelieren oft nicht mit externen Be­ur­tei­lungen durch Lehrende oder mit standardisierten Tests (Kruger & Dunning, 1999). Daher ist auch die Validität der Selbstbewertung fraglich. Und schließlich kann durch die Inkonsistenz und Variabilität der Selbst­bewer­tungen über die Zeit hinweg die Reliabilität der Selbstbewertung beein­trächtigt sein.

Untersuchungen haben gezeigt, dass Lernende dazu neigen können, ihre Selbstbewertungen im Laufe der Zeit zu ändern, ohne dass sich ihre tatsächlichen Fähigkeiten oder Leistungen signifikant verändern (Mabe & West, 1982).

Ganz bewusst nutzt der Kompetenzbooster daher das Self-Assessment als didaktisches Instrument des selbstgesteuerten Lernens und nicht als Forschungs- oder Bewertungsinstrument. Es ist also das Ziel, dass die Lernenden mit den Ergebnissen umgehen können und wollen, und nicht, dass objektive Schlüsse daraus gezogen werden. Um ihren Lernprozess zu steuern, kann es hilfreich sein, dass die Lernenden für sich selbst ein­schätzen und erkennen können, wo sie stehen und wo ihr Ausgangs­punkt für das Weiterlernen ist. Zusätzlich zeigt ihnen ein umfangreiches Selbst­diagnostik-Instrument auf, wie die Lernlandkarte der Future Skills aus­sieht, was sie also können könnten.

Future Skills sind ein wenig klar definierter Begriff, der zudem häufig mit umfangreichen Kompetenzrahmen gefüllt ist. Studierende haben selbst oft keinen Überblick über die unterschiedlichen Kompetenzfelder und Kompetenzen. Wenn das Self-Assessment sie durch diesen Referenz­rahmen führt, erhalten sie einen Eindruck davon, wie das gesamte Lern­feld Future Skills aussieht. Daraus können sie wiederum ableiten, welche Lernpfade sie durch das Lernfeld nutzen möchten. Und nicht zuletzt sammelt ein Selbstdiagnose-Instrument auch das Vorwissen der Lernen­den. Darauf basierend schlägt die DayOff App individuelle Lerneinheiten vor, aus denen Studierende wählen können, um ihre Stärken zu stärken oder Schwächen zu trainieren.

3 Der Kompetenzbooster: ein Diagnostik- und Planungsinstrument

Das Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) erarbeitete 2021–2023 in einer Kooperation mit dem Start-up DayOff ein Self-Assessment als Analyse- und Planungs­instrument für Future Skills. Auf der Grundlage des am ZfS entwickelten Future-Skills-Kompetenzrahmens (vgl. ZfS, o. J.) wurde ein Selbst­diagnostik-Instrument konzipiert, das Lernenden ein Hilfsmittel bietet, um sich selbst in den Kompetenzfeldern der Future Skills zu verorten und darauf aufbauend Lern(pfad)entscheidungen treffen zu können. Das Instrument dient damit nicht der objektiven Messung von Kompetenzen, sondern schafft eine Basis für die Analyse des individuellen selbst­defi­nierten Future-Skills-Kompetenzniveaus und zur Planung des eigenen Lernprozesses. Im folgenden Abschnitt wird der Entwicklungsprozess des Analyseinstrumentes für Future Skills beschrieben und die Ableitung des Self-Assessments erläutert.

Das ZfS der CAU ist eine gemeinsame Einrichtung von sieben der acht Fakultäten dieser Volluniversität in Kiel. Sie wurde im Zusammenhang mit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen 2007 etabliert und entwickelte sich zunächst als Einrichtung der Philosophischen Fakul­tät 2009 zu einer Institution für die Vermittlung von Schlüssel­kompeten­zen für Studierende aller Fächer und 2015 zu einer gemein­samen Ein­rich­tung unter der Leitung eines Direktoriums aus Vertreten­den der betei­ligten Fakultäten der CAU. Das ZfS ist damit ein Beispiel von vielen in dieser Zeit entstandenen Zentren für Schlüsselqualifikationen an deut­schen Universitäten (Enderle et al., 2021).

Mit der Zuständigkeit des ZfS für die Schlüsselqualifikationsangebote innerhalb der CAU wurde dem Zentrum bereits 2009 auch die Curricu­lums­gestaltung hierfür übertragen. Diese Aufgabe erfüllte das ZfS 2011 mit der Entwicklung eines eigenen Kompetenzverständnisses und Kompetenzrahmens, der 2015 auch veröffentlicht wurde (Ufert, 2015).

Die zunehmende Präsenz des Future-Skills-Diskurses in der Hochschul-Community (zum Beispiel Stifterverband, Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Hochschulforum Digitalisierung) seit 2018 und verstärkt durch den Veränderungsdruck der Pandemiesemester 2020 und 2021 wurden die Future Skills auch innerhalb des ZfS zunehmend als Weiter­entwicklung der Schlüsselkompetenzen wahrgenommen. Die zehn wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Lehrkräfte des ZfS kamen zu dem Schluss, dass ein neuer Kompetenzrahmen für Future Skills für die Weiter­entwicklung der Lehre genutzt werden sollte, um den Anforde­rungen an Hochschulabsolventinnen und -absolventen in der digital geprägten Transformationsgesellschaft besser gerecht zu werden.

In einem ersten Schritt wurde in mehreren internen Workshops Literatur gesichtet und diskutiert und verschiedene Kompetenzrahmen für Future Skills (insbesondere Stifterverband, 2021; Ehlers, 2020; Binkley et al., 2012) analysiert. Insbesondere wurden die verschiedenen Kompetenz­rahmen auf ihre Passung mit den allgemeinen Bildungszielen (Wissen­schaft­liche Befähigung, Befähigung zur Erwerbstätigkeit, Persönlichkeits­entwicklung und gesellschaftliches Engagement und Bürgersinn) über­prüft, mit strategischen Zielen der CAU abgeglichen und den Lehrer­fahrungen aus 15 Jahren Lehrpraxis in dem Lehr-/Lernfeld Schlüssel­kom­petenzen gegenübergestellt. Zusätzlich wurde eine allgemeine Befragung unter den Studierenden zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen an der CAU aus dem Jahr 2020 herangezogen. Das Kernergebnis der Befragung war, dass die Studierenden der CAU (N = 1017) ein hohes Interesse daran haben, konkrete Future Skills in ihrem Studium zu erwerben (Matthes, 2020). Die Priorisierung der Studierenden bezüglich einzelner Kompe­ten­zen wurde für die Erarbeitung des Kompetenzrahmens herangezogen.

Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten wurden zunächst 42 Einzelkom­petenzen identifiziert. Anschließend wurden diese in mehreren Work­shops mit den Lehrenden des ZfS diskutiert. Ziel war es, eine Definition im Konsens der Lehrenden zu jeder der enthaltenen Kompetenzen zu ent­wickeln. Dieser Prozess durchlief mehrere Phasen individueller Reflexion und Gruppendiskussionen. Neben dem Effekt, dass die Lehren­den aktiv an der Entwicklung des Kompetenzrahmens beteiligt wurden, konnten durch den Austausch von Best Practices und erfolg­reichen Lehrmethoden die Begriffe weiter geschärft werden. Anhand von Fallstudien aus den ZfS-Seminaren konnten wirksame und relevante Future-Skills-Lehr-/Lern­inhalte identifiziert werden. Die kollegiale Zusammenarbeit trug überdies dazu bei, dass der Kompetenzrahmen verschiedene Perspektiven und Fachgebiete berücksichtigt. Die Reflexion von Erfahrungswissen und individuellen Kategoriensystemen der Lehrenden für Schlüssel­kompe­tenzen im ZfS ermöglichte es, gemeinsame Cluster zu finden und Be­griffs­klärung zu betreiben. Damit sind die genutzten Begriffe direkt in der Praxis der Future-Skills-Lehre fundiert. Nicht zuletzt konnte schon durch den Entwicklungsprozess sichergestellt werden, dass der Kompe­tenz­rahmen nahtlos in die Lehrpraxis integriert wird. Die Lehrenden stellten durch ihre direkte Beteiligung sicher, dass die Lehrpraxis und die theo­retische Fundierung in Einklang stehen. Sie brachten aus erster Hand Kenntnisse über die Bedürfnisse und Herausforderungen der Studie­renden ein und stellten durch ihre Erfahrungen aus der Lehrpraxis sicher, dass der Kompetenzrahmen praxisorientiert ist und direkt auf die Bedürf­nisse der Lernenden eingeht. Der Kompetenzrahmen berück­sich­tigt zudem direkt seine Umsetzbarkeit. Da die Lehrenden wissen, welche unterschiedlichen Konzepte oder Fähigkeiten für die Studie­ren­den besonders herausfordernd sind, können sie dieses Wissen schon in die Entwicklung des Frameworks einfließen lassen. Nicht zuletzt ist damit auch das Wirksamkeitspotential des Frameworks größer: Es besteht um­fangreiches Wissen darüber, welchen Einfluss Lehrende ebenso wie die Lernenden, die Bildungseinrichtung, das Curriculum und die Lehrstrategie usw. auf den Lernerfolg haben:

A major message is that what works best for students is similar to what works best for teachers – an attention to setting challenging learning intentions, being clear about what success means, and an attention to learning strategies for developing conceptual understanding about what teachers and students know and understand.

Hattie, 2008, S. 1

Daher ist die Entwicklung des Future-Skills-Kompetenzrahmens des ZfS mit einem zusätzlichen Qualitätsaspekt ausgestattet und unterscheidet sich in dieser Hinsicht von anderen gängigen Kompetenzrahmen.

Daraus abgeleitet wurde auch die Definition von Future Skills als Erweiterung des Schlüsselkompetenzbegriffs neu entwickelt. Das ZfS versteht Future Skills als »erwerbbare Wissenselemente, Fähigkeiten und Werthaltungen, die dem Individuum vor dem Hintergrund individueller Dispositionen erlauben, in komplexen und hoch-emergenten Situationen selbstorganisiert sowohl individuellen Bedürfnissen als auch gesellschaft­lichen Herausforderungen gestaltend zu begegnen« (ZfS, o. J).

Schon der vorherige Kompetenzrahmen des ZfS (Ufert, 2015) umfasste verschiedene Dimensionen, die nicht nur individuelle, sondern auch kollektive Kompetenzen (gesellschaftliche Kompetenzen) (Matthes, 2015) einbezogen. Auch für den erweiterten Ansatz war es wichtig, diesem Prinzip treu zu bleiben. Im Ergebnis wurden alle Kategorien zusätzlich drei Dimensionen zugeordnet: das Ich, das Wir und die Gesellschaft.

Abbildung 1 Der ZfS-Kompetenzrahmen 2023

[Quelle: eigene Darstellung]

Der schließlich final abgeleitete Kompetenzrahmen umfasst drei Dimensionen, neun Kompetenzfelder und 36 Kompetenzen, die in Tabelle 1 dargestellt werden:



Tabelle 1 Der ZfS-Kompetenzrahmen für Future Skills

[Quelle: eigene Darstellung]

Die nächste Stufe der Erarbeitung des aus dem Kompetenzkonzept abgeleiteten konkreten Curriculums war die Entwicklung von Lernzielen oder Lernergebnissen.

Diese Entwurfsphase wurde durch ein vorgeschaltetes Kooperations­projekt des ZfS mit dem Hamburger Start-up DayOff flankiert. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Civic-Innovation Platform – Gemeinsam wird es KI wurde gemein­sam die Entwicklung des Kompetenzboosters vorgenommen und im Zusammenhang damit ein erster Pilottest für ein Selbstdiagnostik-Instrument für Future Skills entwickelt.

Das ZfS erstellte für diesen Pilottest einen Selbsteinschätzungs­frage­bogen. In diesem Entwurfsstadium nutzte das ZfS die folgenden neun Kompetenzfelder: Selbstkompetenz, Lösungskompetenz, Reflexions­kompetenz, Agile Kompetenz, Kommunikationskompetenz, Kooperations­kompetenz, Digitalkompetenz, Medienkompetenz und Transformative Kompetenz.

Zur Ableitung der Lernergebnisse wurde auf das KSAVE-Konzept¹ zurück­gegriffen und die durch Binkley et al. (2012) vorgelegten Formulierungen als Vorbild genutzt. Aus der Future-Skills-Definition leitet sich ab, dass es drei Ebenen des Lernens gibt und daher auf allen Ebenen Lernergebnisse erreicht werden. Diese Ebenen sind die Ebene des Wissens, der Fähig­kei­ten und der Werthaltungen.

Für die neun Kompetenzfelder wurden jeweils drei Kompetenzen identifi­ziert, die mit drei Lernergebnissen pro Ebene beschrieben wurden. Die Lernergebnisse wurden mit Hilfe der Taxonomie von Anderson/Krathwohl (Anderson, Krathwohl & Bloom, 2001) und Bloom (Bloom et al., 1956) formuliert. Dadurch entstanden 81 Fragen.

Die Integration der Lernzieltaxonomien von Bloom und Anderson/Krathwohl in die Entwicklung von Lernzielen für Future Skills bietet eine strukturierte und differenzierte Herangehensweise, die sicherstellt, dass alle Dimensionen von Wissen, Fähigkeiten und Haltungen angemessen berücksichtigt werden. So wird das von Binkley vorgeschlagene Vorgehen für die Future Skills auf allen drei Ebenen umgesetzt. Für die Ebene des Wissens können die Lernziele gemäß der taxonomischen Hierarchie von Bloom (Bloom et al., 1956) mithilfe der Überarbeitung der kognitiven Dimensionen von Anderson/Krathwohl (Anderson, Krathwohl & Bloom, 2001) in der kognitiven Domäne formuliert werden, beginnend mit dem Erinnern und Verstehen von Fakten und Konzepten bis hin zum Anwen­den, Analysieren, Evaluieren und Schaffen neuer Ideen und Lösungen. Für die Ebene der Fähigkeiten wurden die Lernziele so festgelegt, dass sie auf Hochschulniveau, das heißt auf den komplexeren Niveaustufen gewählt wurden. Im Vordergrund standen also die Anwendung von Strategien, die Erzeugung neuer Ideen und die Evaluation komplexer Zusammenhänge. Für die Ebene der Haltungen wurden die Lernziele mit Verben der affektiven Domäne der Bloom-Taxonomie entwickelt. Damit wurde dem Volitions-Aspekt der Werthaltungen begegnet. Die affektive Domäne nach Bloom umfasst die emotionale und soziale Dimension des Lernens (Bloom et al., 1956).

Abbildung 2 Hierarchie der affektiven Kategorien

[Quelle: eigene Darstellung]

Die affektiven Kategorien bilden eine Hierarchie, die den Prozess der Entwicklung von Werten und Einstellungen beschreibt, beginnend mit einfachen Reaktionen und endend mit der Internalisierung und Inte­gra­tion von Werten in das individuelle Verhalten.

Für die Selbsteinschätzung wurden im nächsten Schritt aus den Lernzielen positive Aussagen formuliert, zu denen sich die Teilnehmenden positio­nieren konnten.

Als Ziel der Selbsteinschätzung anhand der formulierten Aussagen basie­rend auf den Lernzielen werden also in Anlehnung an Dinkelaker (2009) Kompetenzerwartungen durch die Teilnehmenden (implizit) formuliert. So können sie gegebenenfalls ein Kompetenzdefizit erkennen. Es geht um die »Differenzen zwischen Kompetenzbedarfen und Kompetenz­zuschrei­bungen« (Dinkelaker, 2009, S. 74). Nur wenn die Kompetenz­zuschrei­bungen bekannt sind, kann die Differenz zu den Kompetenzbedarfen erkannt werden.

Zugleich wird mit dem Gesamtüberblick über alle Future Skills ein Be­wusst­sein für die Lernlandkarte geschaffen und ein Sense of Urgency bewirkt, der zusätzliche Lernmotivation schaffen könnte. Die Selbst­einschätzung im Zusammenhang mit dem Gesamtüberblick bietet den Teilnehmenden zudem den Ausgangspunkt für die Bestimmung ihrer individuellen Ziele, Lernentscheidungen und Lernpfadinteressen. Dabei bleibt ihnen überlassen, ob sie sich dafür entscheiden möchten, ihre Stärken zu stärken, oder dafür, Schwächen zu bearbeiten.

4 Beschreibung des Pilottests an der CAU

Im Sommersemester 2023 wird das Instrument in freiwilliger und anony­mer Nutzung durch Studierende der CAU getestet. Die Studieren­den werden per E-Mail sowie durch Flyer und Plakate an verschiedenen Orten der Universität zur Nutzung der Future-Skills-Analyse eingeladen und erhalten anschließend Zugang zu den zugeschnittenen Lernange­boten der DayOff App. Diese Strategie ermöglicht eine niedrigschwellige und datenschutzkonforme Teilnahme, welche allerdings eine differen­zierte Analyse der Daten nach Studienfächern, Geschlecht oder anderen demo­graphischen Merkmalen ausschließt. Insgesamt nehmen 332 Stu­die­rende an dem Pilotprojekt teil, 201 von ihnen schließen das erste Assess­ment zur Orientierung ab, lediglich zwölf das nicht verpflichtende zweite Assessment.

Nach Abschluss des ersten Assessments werden den Studierenden, basie­rend auf den Ergebnissen der Analyse, ein personalisiertes und hand­lungs­orientiertes Lernangebot in der DayOff App bereitgestellt. Im Rahmen dieses Angebotes können die Studierenden selbst entscheiden, ob sie Stärken stärken oder Schwächen trainieren wollen. Die Studieren­den planen also basierend auf der Kompetenzanalyse ihre eigene Lern­reise, indem sie die entsprechenden Lerneinheiten in der App auswählen.

Auf der Grundlage ihres individuellen Profils werden ihnen anschließend täglich automatisiert kurze, handlungsorientierte Lernangebote (Actions) zu den von ihnen freigeschalteten Future-Skills-Kompetenzfeldern (Lern­einheiten) bereitgestellt.

Die DayOff App verbindet Elemente von Gamification und Theorien des motivierenden Lernens im Kontext der Kompetenzentwicklung, um Lern­ende langfristig zu motivieren und so den Lernerfolg zu maximieren. Das detaillierte Konzept der App ist es, Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich digital und spielerisch in Future Skills weiterzubilden. Dafür wird auf Gamification zurückgegriffen: Gamification ist die Übertragung von spieltypischen Elementen und Vorgängen in spielfremde Zusammen­hänge mit dem Ziel der Verhaltensänderung und Motivationssteigerung bei Anwenderinnen und Anwendern (Deterding, 2011). Dabei teilt sich die App in zwei für die Nutzung relevante Bereiche: die tägliche Action und das Heroboard.

Der Startbildschirm der App, wie in Abbildung 1 gezeigt, gibt den Teil­neh­men­den die Möglichkeit auszuwählen, aus welchem der vom Algorithmus ausgewählten Lernziele die tägliche Action entstammen soll. Sollten ein oder zwei der Lernziele bereits vollständig gelöst sein, können die Studie­renden lediglich das Lernziel wählen, das noch nicht abgeschlossen wurde. Nach Auswahl des Lernziels startet die jeweilige Action als Klickreihe. Am Ende der jeweiligen Action gibt es die Möglichkeit, Feedback zum jewei­ligen Impuls zu geben. Im oberen Teil des Startbildschirms wird außerdem die »Teamnachricht der Woche« angezeigt. Dies ist eine motivierende Nachricht des Teilnehmenden, der in der vergangenen Woche die meisten Actions abgeschlossen hat.

Abbildung 4 Fortschrittsanzeige und Mitglieder der Lerngruppe im »Heroboard« Hinweis: Die Bilder zeigen Screenshots zum Zeitpunkt des Einsatzes an der CAU im Sommer 2023.

[Quelle: eigene Screenshots]

Das Hero-Board zeigt den Teilnehmenden den Fortschritt im Lernprozess an. Die Teilnehmenden können die Anzahl der abgeschlossenen Actions ihrer Lerngruppe, ihren persönlichen Fortschritt im aktuellen Kompetenz­modul – unterteilt nach Lernzielen – (Abbildung 2) und die Anzahl der jeweils von den Mitlernenden abgeschlossenen Actions einsehen. Letzteres wird in einer Rangliste (»Hero-Board«, Abbildung 2) unter Verwendung der selbst gewählten Alias dargestellt. Teilnehmende, die mehrere Tage am Stück ihre Action abgeschlossen haben, werden im Hero-Board mit einer Flamme dargestellt; dies steht für eine sogenannte »Streak«. Erreicht ein Team ein vorher definiertes Ziel an abgeschlos­senen Actions, wird es mit einer Teamaktivität (»Team-Event«) belohnt. Im Fall der Studierenden handelt es sich hierbei um ein gemeinsames Kaffeetrinken.

Das Hero-Board sowie die angezeigten Erfolge im Team, das mögliche gemeinsame Teamevent und die Streaks sind Elemente aus dem Bereich der Gamification, mit denen mehr Spaß am Lernen und damit langfristige Motivation geschaffen wird.

Die Konzeption der DayOff App greift also gezielt Elemente auf, die das Erlernen von Future Skills in einem authentischen Nutzungs- beziehungs­weise Anwendungskontext fördern. Dies ist von essenzieller Bedeutung, da es den Lernenden ermöglicht, den unmittelbaren Nutzen des Erlernten zu erkennen und so den Transfer auf andere, reale Anwendungsszenarien zu begünstigen (Bransford, 1979). Durch die Bereitstellung täglicher praxisnaher Lernangebote (Actions) werden die Studierenden in die Lage versetzt, die erworbenen Kompetenzen direkt im Alltag zu erproben und somit deren Anwendbarkeit und Relevanz zu erleben.

Weiterhin unterstützt die App das Üben unter variierenden Aufgaben­bedingungen. Die diversen personalisierten Lernimpulse tragen dazu bei, dass die Lernenden die erworbenen Strategien umfassend internalisieren. Somit wird der flexible Einsatz der erlernten Kompetenzen in verschie­densten Situationen gefördert (Hasselhorn, 1987).

Die Veränderung motivationaler Lernvoraussetzungen wird durch die Verbindung von Lernen mit Spiel- und Wettkampfelementen adressiert. Die Gestaltung der App fokussiert darauf, die Motivation für selbst­ge­steuertes Lernen anzukurbeln, indem sie Aspekte wie Erfolgserlebnisse und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (Mandl & Kopp, 2008) durch das Erreichen von Lernzielen und die visualisierte Fortschrittsanzeige positiv verstärkt.

Zuletzt legt die DayOff App großen Wert auf das Lernen im sozialen Kontext. Durch Features wie das Heroboard und die Möglichkeit, Team-Events zu gewinnen, werden die Lernenden Teil einer Gemeinschaft. Dies fördert nicht nur die Motivation durch ein gesundes Maß an Wettbewerb, sondern unterstützt auch den Transfer von erlernten Inhalten durch den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Lerngruppe (Palincsar & Brown, 1984; Dansereau, 1988).

Die Actions selbst basieren auf psychologischen Erkenntnissen zum nach­haltigen Lernen im Sinne der Self-Determination-Theory und nutzen Gamification-Techniken, um mittels spielähnlicher Erfahrungen wie bei­spielsweise Spaß, Flussgefühl und Motivation das Verhalten positiv zu beeinflussen.

Dieses Zusammenspiel aller Elemente bildet ein ausgeklügeltes System zur Förderung von selbstgesteuertem und motiviertem Lernen (Ryan & Deci, 2000) im Rahmen des Erwerbs von Future Skills.

5 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse

In diesem Textabschnitt soll die Auswertung der gewonnenen Daten (n=201) zum Gegenstand gemacht werden. In einer Querschnittsanalyse soll der Frage nachgegangen werden, welche Wissenselemente, welche Fähigkeiten und welche Werthaltungen (Binkley et.al., 2012) in den jeweiligen Kompetenzfeldern Studierende sich fachunabhängig zuschrei­ben (81 Items) und wo sie ihren individuellen Lernbedarf sehen.

Ziel ist es,

  • die Selbsteinschätzung der Studierenden zum Niveau ihrer Future Skills zu analysieren,
  • Muster in der Wahl der Kompetenzen für den individuellen Lernpfad herauszuarbeiten,
  • Lernbedarfe der Studierenden zu erkennen, um allgemeine Erkenntnisse für die Studiengangsentwicklung abzuleiten und das Future-Skills-Lernangebot zu optimieren,
  • Aussagen zur Güte der Daten zu treffen (Validität, Reliabilität und Objektivität, gegebenenfalls bei geeigneter Stichprobe und entsprechender Größe auch Repräsentativität),
  • die anschließende Nutzung der DayOff App zu analysieren.

Insgesamt schätzen die Studierenden sich auf einer Skala zwischen »stimme überhaupt nicht zu« (1) und »stimme voll zu« (4) auf der Grundlage von Aussagen zu den Kompetenzen bezüglich bestimmter Wissenselemente, Fähigkeiten und Werthaltungen ein. So schätzen die Teilnehmenden zum Beispiel ihre Agile Kompetenz anhand verschiedener Aussagen bezüglich der Teilkompetenzen Entrepreneurship, Projekt­management und wissenschaftliches Arbeiten selbst ein. Dies tun sie jeweils, indem sie sich zu Aussagen positionieren, wie zum Beispiel »Agile und klassische Methoden des Projektmanagements sind mir bekannt« (Wissensebene), »Ich kann Projekte initiieren, begleiten und steuern« (Ebene der Fähigkeiten) und »Im Projekt denke ich selbstverantwortlich und prozessorientiert« (Ebene der Werthaltungen). Die Aussagen entsprechen also einem guten Kompetenzniveau. Wählen die Teilnehmenden die Aussage »stimme überhaupt nicht zu«, so schätzen sie ihre Kompetenz hier als sehr gering oder nicht vorhanden ein. Wählen sie die Aussage »stimme voll zu«, so entspricht dies einer hohen Selbsteinschätzung und damit hoher Kompetenzzuschreibung.

Im Durchschnitt ergibt sich für die Teilnehmenden ein Wert von »2,84« sie stimmen den Aussagen also mehrheitlich knapp zu, so dass sie sich insgesamt für leicht kompetent oder kompetent in allen Kategorien halten, wobei sich in der Teamkompetenz (»3,1«) im Durchschnitt die höchsten Werte ergeben. Die geringsten Werte attestieren sie sich in der Agilen Kompetenz (»2,53«).

Abbildung 3 DayOff App: Lerneinheiten zur Auswahl (links) und Beispiel-Action (rechts)

Hinweis: Die Bilder zeigen Screenshots zum Zeitpunkt des Einsatzes an der CAU im Sommer 2023.

[Quelle: eigene Screenshots]

Abbildung 5 Selbsteinschätzung der Studierenden nach Kompetenzfeld 1 = stimme überhaupt nicht zu, 4 = stimme voll zu

[Quelle: Datensatz Pilottest CAU Kiel]

Im Detail schätzen die Studierenden sich in den 27 angefragten Subkompetenzen wie folgt ein: Die ersten Plätze mit der höchsten Selbsteinschätzung nehmen in ab­steigender Rangfolge Präsentationsfähigkeit (3,16), Empathie (3,15), Führungskompetenz (3,09), Kollaboration (3,05) und wissenschaft­liches Arbeiten (3,04) ein. Auf den letzten Plätzen liegen in abstei­gen­der Rangfolge Kreativität (2,67), Medien erstellen (2,56), Projekt­management (2,46), Innovation (2,43) und Entrepreneurship (2,09).

Abbildung 6 Selbsteinschätzung der Studierenden nach Subkompetenz 1 = stimme überhaupt nicht zu, 4 = stimme voll zu

[Quelle: Datensatz Pilottest CAU Kiel]

In den klassischen Studienkompetenzen Präsentation, Kollaboration und wissenschaftliches Arbeiten sehen die Studierenden ihre Stärken. Das ist wenig überraschend, beachtet man, dass diese Fähigkeiten auch in allen Fächern wesentliche Anforderungen darstellen und vermutlich offensiv durch Didaktik und Methodik in der Lehre eingefordert werden. Für die Subkompetenzen Empathie und Führung dürfte dies weniger zutreffen. Dieser Ausschnitt der Antworten zeigt, dass keine zuverlässige Aussage darüber gemacht werden kann, woher die Studierenden diese Kompe­ten­zen haben. Greifen sie auf Vorerfahrung zurück? Schreiben sie sich hier hohe Werte zu, weil diese Kompetenzen durch Lehre im Hochschul­studium gefördert werden? Oder sind es Kompetenzen, die durch die Lernräume implizit besonders angesprochen werden? Hierzu wären differenzierte Daten erforderlich, die Angaben zu den Herkunftsfächern einschließen, sodass gegebenenfalls bessere Rückschlüsse auf die Effekte der Lehre gezogen werden können. Erstaunlich ist in diesem Zusammen­hang, dass der Studierendensurvey von Multrus et al. (2017) zum Beispiel abfragt, inwieweit die Befragten durch ihr Studium in ihrer Autonomie und Selbständigkeit gefördert worden sind. Die Befragten antworten auf einer Sechser-Skala, sie würden stark in diesen Fähigkeiten gefördert werden. Assoziierbare Kompetenzen aus unserem Datensatz – wie Selbst­reflexion, Entscheidungskompetenz und Selbstorganisation – liegen dem­gegenüber eher im mittleren Kompetenzniveau. Dies wirft die Frage auf, ob die Studierenden sich zwar stark gefördert sehen, aber nur verhältnis­mäßig weniger Kompetenz im Rahmen ihres Studiums aufbauen können und insofern eher gefordert als gefördert werden.

Betrachtet man die drei Ebenen der Kompetenzen (Wissen, Fähigkeiten, Werthaltungen), so zeigt sich, dass die Befragten sich im Durchschnitt am schwächsten auf der Wissensebene einschätzen, gefolgt von den Fähig­keiten. Am besten schätzen sie ihre Werthaltungen und damit auch ihre Motivation und Handlungsbereitschaft ein. Das könnte darauf hinweisen, dass sie bei hoher Motivation und einer positiven Einstellung zu den Kom­petenzen noch Potenziale in der Entwicklung der Kompetenzen auf den Ebenen des Wissens und der Fähigkeiten sehen und damit Lernpotenziale erkennen können.

Problematisch sind die im Vergleich geringeren Werte in der transforma­tiven Kompetenz (Innovation, Inspiration und Veränderung). Dieses Kompetenzfeld wird insbesondere für die berufliche und gesellschaftliche Teilhabe in der digitalen Transformation und bezüglich wesentlicher Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, multidimensionale Krisen, eine alternde Gesellschaft und extremistische Bewegungen immer wichtiger. Dies sind Herausforderungen mit hoher Komplexität und Ver­flechtung. Sie bilden auch das Umfeld für unser Bildungssystem und erzeugen Anpassungs- und Veränderungsdruck. Aktive und gesellschaft­liche Prozess mitgestaltende Individuen und Gruppen sind gefragt und Hochschulabsolventinnen und -absolventen eine der wichtigsten Akteurs­gruppen. Auch hierzu sind weitere Unter­suchungen notwendig, aber die Daten lassen die These zu, dass das Hochschulstudium derzeit noch zu wenig die transformativen Kompe­tenzen fördert beziehungs­weise zu wenig verdeutlicht, wie diese gefördert werden. Die Daten aus der Studie des CHE (Horstmann, 2023) weisen darauf hin, dass Hoch­schullehrende bezüglich der Subkompe­tenzen Missionsorientierung (vergleichbar mit dem in unserem Datensatz genutzten Begriff der Inspiration) und Verän­derungs­kompetenz und zum Teil auch Innovations­kompetenz in den von Horstmann betrachteten Fächern eher weniger Förderung durch die Lehre anbieten.

Zusätzlich steht die Kompetenz Entrepreneurship abgeschlagen auf dem letzten Platz in der Selbsteinschätzung der Befragten. Dies ergänzt die oben beschriebene Problematik, da Startups – gerade in der digitalen Transformation – langfristig eine entscheidende Rolle für wirtschaftliche Stabilität bzw. Wachstum von Volkswirtschaften spielen (Pradhan et al., 2020).

Die Studierenden hatten während des Sommersemesters 2023 die Möglichkeit, das Assessment mehrfach zu durchlaufen. Nur zwölf Teil­nehmende nutzen dieses Angebot und durchlaufen die Befragung also nicht nur als Eingangstestung, sondern auch nach der Bearbeitung verschiedener Aufgaben aus dem Angebot der DayOff App. Da hier nur auf wenige Daten zurückgegriffen werden kann, sind keine verallge­meiner­baren Aussagen zum Ergebnis möglich. Es lassen sich insofern nur weitere Thesen formulieren, deren Bestätigung oder Ablehnung weiterer Erhebungen bedürfen. Auffallend ist, dass die Teilnehmenden sich in der »Nachher-Befragung« in denjenigen Kompetenzen den größten Zuwachs zuschreiben, in denen sie sich in der Eingangsbefragung besonders niedrig einschätzen. Dies betrifft die Agile Kompetenz und die Transformative Kompetenz. Eine daraus ableitbare These ist, dass die Studierenden mit diesen Kompetenzbegriffen am wenigsten anfangen konnten und daher erst durch die Bearbeitung der Actions eine Vorstellung von den Teil­kompetenzen, dem enthaltenen Wissen, den erforderlichen Fähigkeiten und den zugeordneten Werthaltungen erhielten, so dass sie hieraus den für sie individuell erkennbaren größten Zuwachs an Kompetenz identi­fizieren konnten. Es könnte aber auch möglich sein, dass hier tatsächlich nur wenig Kompetenzförderung durch das Studium besteht und die Actions von DayOff hier eine Kompetenzlücke schließen können.

Die vergleichsweise hohe Beteiligung der Studierenden der CAU zeigt mit 201 abgeschlossenen Fragebögen, dass die Studierenden ein Interesse an der Einschätzung ihrer Future Skills haben. Die E-Mail, mit der zur Teilnahme am Kompetenzbooster eingeladen worden war, stellte den Nutzen der Teilnahme besonders heraus, die eigene »Future Readiness« abschätzen und daraus Lernbedarfe ableiten zu können. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass ein Ziel der Nutzung für die Studierenden sein könnte, über die ihnen zur Verfügung stehenden Wahlpflichtstudien­bereiche ihr Studium noch besser auf ihre individuellen Bedürfnisse und persönlichen Entwicklungsbedarfe zuzuschneiden. Zusätzlich wurde die Teilnahme auch noch dadurch motiviert, dass die Teilnehmenden durch die DayOff App zugleich den Zugang zu 116 Mikrolerneinheiten im Sinne von kurzen Lernimpulsen (Challenges) erhielten und damit sofort auf der Grundlage ihrer Selbsteinschätzung mit dem Future-Skills-Erwerb beginnen konnten.

Insgesamt schließen die Teilnehmenden 1.914 Actions ab, wobei die meis­ten in der Kommunikationskompetenz und die wenigsten in der Medien­kompetenz absolviert wurden.

Abbildung 7 Anzahl abgeschlossener Actions nach Lerneinheit

  • Bild: Datensatz Pilottest CAU Kiel

[Quelle: Datensatz Pilottest CAU Kiel]

In Bezug auf die Frage, wie die Teilnehmenden die Eingangs­selbst­diag­nos­tik zur Umsetzung von Lernpfaden nutzen, leitet sich kein eindeutiges Bild ab. Es lässt sich nicht sagen, dass die Lernenden sich konsequent an ihren Stärken oder an ihren Schwächen ausrichten. Während die Trans­for­mative Kompetenz in der Eingangsdiagnostik auf dem vorletzten Platz eingeschätzt wird, findet sie sich im oberen Mittel­feld bei den ab­ge­schlossenen Actions (Schwächen schwächen). Und die am höchsten diagnostizierte Teamkompetenz wird nach der Anzahl der Actions eher weniger aktiv gelernt. Andererseits sind die in der Diag­nostik hoch ein­geschätzten Kompetenzen Kommunikation und Reflexion die beiden am meisten durch Actions gestärkten Kompetenzen (Stärken stärken). Insgesamt ergibt sich aus den Daten ein statistisch nicht signifi­kanter Korre­lationskoeffizient von 0,36 zwischen der Selbst­einschätzung und den gewählten Lerneinheiten, was auf eine leichte positive Abhängig­keit zwischen hoher Selbsteinschätzung und gewählten Lerneinheiten schließen lässt. Es ist also zu vermuten, dass Studierende eher ihre Stärken stärken, anstatt ihre Schwächen abzutrainieren.

6 Fazit und Ausblick

Das Pilotprojekt Future Skills am Zentrum für Schlüsselqualifikationen der CAU Kiel in Kooperation mit DayOff ist ein innovativer Versuch, die notwendigen Schlüsselkompetenzen – oder Future Skills – für das Berufs­leben von morgen bereits heute in den akademischen Alltag zu integrie­ren. Die Kombination von Selbsteinschätzung und zielgerichtetem Lernen durch das diagnostische Future-Skills-Assessment und die Lernapp DayOff zeigt einen möglichen neuen Weg in der Bildung auf.

Die Daten aus dem Versuch mit Studierenden der CAU Kiel unterstrei­chen das Potenzial und die Bereitschaft der Studierenden, sich proaktiv mit dem Status und der Entwicklung ihrer Future Skills auseinanderzu­setzen. Ebenso deuten sie an, dass durch selbstbestimmtes Lernen, basierend auf einer fundierten Selbsteinschätzung, Fortschritte in der Kompetenzentwicklung erzielt werden können.

Die Gamifizierungselemente der DayOff App und die direkte Verknüp­fung der Lerninhalte mit praktischen Challenges im Alltag der Studieren­den spielen dabei eine entscheidende Rolle. Diese Ansätze könnten auch als Kern einer zukünftigen »Future Skills Journey« weiter ausgebaut und vertieft werden, um Lernende nicht nur in der Selbst­erkenntnis, sondern auch in der aktiven Kompetenzentwicklung zu begleiten und zu unter­stützen.

Das hohe Interesse der Studierenden verdeutlicht außerdem die Not­wendigkeit, Angebote zum Erwerben von Future Skills an Hoch­schulen durch neue Lernarten, die auf höhere Motivation und langfristige Be­tei­ligung setzen, anzubieten. Eine Idee dafür kann die Integration von Zerti­fikaten für die Studierenden bei Abschluss bestimmter Lerneinheiten sein.

In der Weiterentwicklung des Kompetenzboosters steht an erster Stelle die Überarbeitung der Kompetenzanalyse. Das Selbstdiagnostik-Instrument kann durch Expertenbefragungen weiter überarbeitet und verbessert werden. Die zugrunde liegenden Aussagen zur Beschreibung der neun Kompetenzfelder können weiter verfeinert werden. Eine stärkere Differenzierung und Individualisierung der Bewertungsmethoden könnte die Genauigkeit der Selbsteinschätzung verbessern und somit zu noch personalisierten Lernpfaden führen. Hier ist auch der weitere Einsatz von künstlicher Intelligenz denkbar. An Hochschulen kann der Kompetenzbooster eingesetzt werden, um Studierenden die Möglichkeit zu geben, Future Skills neben oder im Curriculum zu erwerben und bereits während des Studiums einzusetzen. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit der Nutzung in der beruflichen Weiterbildung an.

Nach einer Weiterentwicklung des Angebotes bietet sich außerdem ein Test mit Erhebung der demografischen Daten an, um tiefere Einblicke in die Entscheidungen der Studierenden für ihre Lernpfade zu erhalten. Denn aus den Ergebnissen und Erfahrungen des Projekts ergeben sich zahlreiche Forschungsfragen, die für die zukünftige Gestaltung von Lehrplänen und Lernumgebungen von Bedeutung sind. Zu diesen gehören die langfristigen Auswirkungen einer gezielten Förderung von Future Skills auf die Karrierechancen und Arbeitsmarktfähigkeit von Absol­ventinnen und Absolventen, die Effektivität gamifizierter Lernansätze in der akademischen Bildung und die Rolle von Selbst­bewusst­sein und Moti­vation bei der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen beziehungsweise Future Skills. Eine engere Verknüpfung von empirischer Bildungs­for­schung und Praxis könnte dabei helfen, maßgeschneiderte und wirksame Strategien zur Förderung von Future Skills zu entwickeln.

Insgesamt bietet das Pilotprojekt Einblicke und einen vielversprechenden Ansatz für die Weiterentwicklung der akademischen Bildung. Die Aus­richtung auf die Bedürfnisse einer sich schnell verändernden Arbeitswelt erfordert ein Umdenken in der Bildung hin zu neuen Lernarten und über­fachlichen Komponenten im Curriculum.



¹ Das KSAVE-Modell wurde 2012 von Binkley et al. veröffentlicht. Es beschreibt 21st- Century-Skills in den Dimensionen Wissen (Knowledge), Fähigkeiten (Skills) und Werthaltungen (Attitudes, Values, Ethics) durch konkrete Lernziele.



DIE AUTORIN UND DER AUTOR

  • Bild: W. Matthes

Wibke Matthes ist Leiterin am Zentrum für Schlüsselqualifikationen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dipl. Politikwissenschaftlerin und Betriebswirtin. 2007 Einstieg ins Zentrum für Schlüsselqualifikationen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Lehre für Entrepreneurship als Schlüsselkompetenz. 2015 Veröffentlichung des Buches Schlüsselkompetenzen im Hochschulstudium zusammen mit weiteren Autorinnen und Autoren. 2015 Übernahme der Geschäftsführung und Leitung ZfS-Schlüsselkompetenzen.

2017 LehrehochN-Fellow, 2022 Sprecherin des Fachausschusses Future Skills in der Gesellschaft für Schlüsselkompetenzen, 2022 Civic-Innovation Award des BMAS für die Entwicklung des Kompetenzboosters, gemeinsam mit dem Kieler Start-up DayOff. Beirätin der Future Skills Journey des Stifterverbandes, Fachbeirätin der SAGSAGA (Swiss Austrian German Simulation And Gaming Association).



  • Bild: M. Kleinsorg

Maximilian Kleinsorg ist Volkswirt sowie Co-Founder und CEO des Hamburger New Learning Start-ups DayOff. Gemeinsam mit anderen Akteuren hat DayOff den Future-Skills- Kompetenzbooster entwickelt und setzt seit Gründung digitale Lernkonzepte zu verschiedenen Future-Skills-Frameworks um. Vor der Gründung von DayOff hat Max Kleinsorg als Marketing- und Produktmanager in einer Open-Source-Stiftung gearbeitet.

Max Kleinsorg ist ein zielstrebiger Mensch mit Hands-on Mentalität. Er liebt es, im Team zu arbeiten und Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen. Max Kleinsorg hat eine Leidenschaft für E-Doing, Personal- und Führungskräfteentwicklung, digitale und ökologische Transformation und Future Skills. Als Speaker spricht Max Kleinsorg über die aktuellen Veränderungsprozesse in der Arbeitswelt und warum diese neue Arbeitswelt neues Lernen, Future Skills und neue Führung erfordert.



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02 · NEUE LERNKULTUR – ZUKUNFTSKOMPETENZEN UND ZUKUNFTSORIENTIERUNG IM ÖKOSYSTEM SCHULE ⸺

DAVID LAKOTTA · MORITZ TER MEER FernUniversität in Hagen, NELE – Campus Neue Lernkultur

Ein interdisziplinäres Projektteam entwickelt die Bildungsplattform NELE – Campus Neue Lernkultur. Akteure des Ökosystems Schule finden hier offene Bildungsinhalte, die das Rollenverständnis erweitern sowie zur Schulentwicklung inspirieren. Das Projektteam der Fern­Uni­ver­sität in Hagen gestaltet dabei Bildungsinhalte zu Zukunfts­kompe­tenzen. Der Beitrag skizziert die Annäherung an Zukunftskompetenzen und stellt Ableitungen für deren Förderung auf dem NELE-Campus dar. Konzep­tio­nelle Überlegungen werden präsentiert, die darauf abzielen, ver­schie­dene Modelle zu Zukunftskompetenzen in einem Rahmenmodell zu ver­einen. Limitationen des Modells führten jedoch zu einer Neuausrichtung, bei der die Zukunftsorientierung als zentraler Rahmen für die Inhalts­ent­wicklung priorisiert wurde. Es wird erläutert, wie diese Neuausrichtung auf NELE umgesetzt wird.



1 Zur Vorgeschichte von Zukunftskompetenzen und ihrem Fokus

Der gegenwärtige Diskurs um Zukunftskompetenzen ist keine neue Erscheinung: Während Heinrich Roth bereits 1971 von Schlüsselkompe­tenzen als Ergänzung fachbezogener Kompetenzen in der Berufsbildung sprach, prägte Dieter Mertens im Jahr 1974 den Begriff der Schlüssel­qualifikationen, die dazu beitragen können, sich jeweils spezifisches und wechselndes »SpezialWissen« anzueignen (Mertens, 1974, S. 36). Im Zuge des Bologna-Prozesses erhielten Schlüsselkompetenzen auch in der Hochschulbildung eine besondere Bedeutung (Kohler, 2004). In der Tradition der Schlüsselkompetenzen dienen Zukunftskompetenzen der Ergänzung fachspezifischer Kompetenzen. Zusätzlich sind diese durch die Betonung der komplexen gegenwärtigen Heraus­for­de­rungen, wie beispielsweise techno­logischer Fortschritte in Form generativer KI, Klimakrise, Migra­tions­bewegungen oder einer Über­alterung der Gesell­schaft, und darüber hinaus durch geteilte und individuelle Werte sowie Haltungen aufgeladen (Ehlers, 2020; Süßen­bach et al., 2021). Zukunfts­kompe­tenzen betonen also explizit die Zukunftsfähigkeit von Lernen­den und Lehrenden sowie implizit die dafür notwendige Veränderung von Bildungsszenarien und -prozessen auf technologischer und inhaltlicher Ebene.

Mit Blick auf die diversen Studien- beziehungsweise Unterrichtsfächer lässt sich neben überfachlichen Zukunftskompetenzen auch eine fach­spezifische Akzentuierung, das heißt eine unterschiedliche Rele­vanz einzelner Zukunfts­kompe­ten­zen je nach Fach feststellen (Horstmann, 2023, S. 13–14). Zukunftskompetenzen sind also unmittelbar mir Fach­inhalten und -kompetenzen verknüpft.

Doch auch der derzeitige Diskurs um Zukunftskompetenzen ist nicht frei von Kritik. Diese umfasst insbesondere die mangelnde kritische Analyse ihrer Auswir­kungen (Kalz, 2023, S. 334) sowie die Debatte über das Ver­hältnis von Fachwissen zu Zukunfts­kompetenzen und deren Bedeu­tung im Vergleich zu anderen Bildungszielen (Reinmann, 2023). Zusätzlich wird eine einseitige Ausrichtung diverser Future-Skills-Modelle auf die künf­tige Beschäf­tigungsfähigkeit bemängelt (Horstmann, 2023; Süßenbach et al., 2021), begleitet von einer begrifflichen Vielfalt diverser Theorien und Modelle (Ehlers, 2020; Süßenbach et al., 2021; OECD, 2020; P21, 2009). So prägen vor allem supranationale Organisationen, wie zum Beispiel die OECD oder UNESCO, neben Zukunftskompetenzen auch die Begriffe Future Skills oder Futures Literacy (Ehlers, 2022a, 2022b; Süßenbach et al., 2021; OECD, 2020; UNESCO, 2024).

Der Begriff Zukunftskompetenzen ist insofern irreführend, als dass dieser nicht nur Fähigkeiten für die Zukunft beschreibt. Vielmehr geht es um die Förderung von Kompe­tenzen, die bereits heute benötigt werden, um auch zukünftig hand­lungsfähig zu sein (Horstmann, 2023; Henssen, 2020). Fokussiert wird die Zukunftsfähigkeit von Handlungsoptionen und -reper­toires. Unser Verständnis von Zukunfts­kompetenzen als Handlungs­kompetenzen beschreibt das Vermögen eines Menschen zum selbstorganisierten, kreativen Handeln in (zukunfts-)offenen Situationen – im Einklang mit den eigenen Werten und Über­zeu­gungen (Erpenbeck & Sauter, 2013). Eine zukünftige Handlungs­fähigkeit wird also um Aspekte einer Handlungs­bereitschaft erweitert (Ehlers, 2022a; 2022b). Individuelle Persönlich­keits­merk­male, wie Wertvorstellungen, Motive und Routinen, die sich aus Wissensbeständen und Erfah­rungen speisen, werden einbe­zogen. Zukünftige, noch ungewisse Situationen lösen über Irritations­momente eine subjektive Bedeut­samkeit und gegenwärtige Rele­vanz aus, wodurch ein jeweils individueller Handlungs- und Veränderungsdruck entsteht. Ein Gefühl von Dringlichkeit entwickelt sich, welches auch als sense of urgency bezeichnet wird (Fredberg & Pregmark, 2016).

Zukunftskompetenzen dienen daher der Bearbeitung dieses individuell empfundenen sense of urgency und sind insofern Katalysator zur Bearbeitung (inner-)gesellschaftlicher Herausforderungen.



2 Der NELE-Campus und Zukunftskompetenzen

Für die Adressierung von Zukunftskompetenzen im Ökosystem Schule entwickelt ein Konsortium von drei Hochschulen und vier Organisationen der Zivilgesellschaft, im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Nationalen Bildungsraums, die bundes­landübergreifende Fortbildungsplattform NELE – Campus Neue Lern­kultur. Lehrkräfte, Schulleitungen sowie Pädagoginnen und Pädagogen finden hier offene sowie kostenfreie E-Learning-Angebote, die das eigene Rollenverständnis erweitern und zur Veränderung von Schule inspirieren. NELE strebt an, mittels digitaler Angebote und Lernräume gesellschaftliche Bedarfe, Theorien und die (Bildungs-)Praxis in Verbin­dung zu bringen. Die Plattform fungiert damit als »[…] Schnittstelle zwischen Wissenschafts- und Praxissystem […]« (Moser, 1995, S. 9). Vor dem Hintergrund einer Kultur der Digitalität (Stalder, 2016) und eines New Learning (FernUniversität in Hagen, 2020) wird insbesondere eine kooperative Zusammenarbeit und eine Vernetzung der Bildungsinstitu­tionen und -organisationen fokussiert. Darüber hinaus stehen die Ergänzung bestehender Bildungsangebote, die Förderung individueller Bildungsverläufe, ein verändertes Rollenverständnis von Bildungsprakti­kerinnen und -praktikern sowie kollaborative und adaptive Lernerfahr­ungen im Fokus.

Das Projektteam der FernUniversität in Hagen konzipiert und entwickelt für den NELE-Campus federführend Inhalte zum Themenbereich der Zukunftskompetenzen und ihrer Bedeutung für das Ökosystem Schule. Die Inhalte werden multimedial umgesetzt. So finden Nutzende ver­schiedene Formate, das heißt Audios, Videos, H5P-Elemente und Podcast-Episoden vor. Die Auseinandersetzung und Reflexion im Rahmen der selbstgesteuerten Lernprozesse wird über Personas als Lernbeglei­tungen unterstützt. Die Konzeption und Umsetzung der Bildungsinhalte zu Zukunftskompetenzen sind an folgenden Fragen orientiert:

  • Welches Verständnis und Modell von Zukunftskompetenzen kann einer Auseinandersetzung mit Zukünften im Ökosystem Schule zugrunde gelegt werden und was bedeutet dies für die Angebote?
  • Wie lassen sich zukunftsorientierte Bildungsprozesse im Ökosystem Schule implementieren?
  • Welchen Zukunftskompetenzen kommen in diesem Zuge eine besondere Bedeutung zu?



2.1 Noch ein Modell zu Future Skills?

Für die Konzeption von Lerninhalten zum Themenkomplex Zukunfts­kom­petenzen sowie als erste Annäherung an das Themenfeld Zukunftskompe­ten­zen wurde zunächst der Versuch unternommen, ein Modell zu ent­wickeln, welches lerntheoretische Grundannahmen mit (Zukunfts-)­Kompetenz­modellen verknüpft. Hierbei sollte der Fokus auf einer An­wend­barkeit im Ökosystem Schule und einer anschließenden kritischen Prüfung unter Einbezug der dortigen Praktikerinnen und Praktiker liegen. Das entstandene Rahmenmodell sollte die theoretische Rahmung für die praktischen Umsetzungen auf dem NELE-Campus bieten.

Abbildung 1 Rahmenmodell Zukunftskompetenzen mit jeweiligen Schwerpunkten

[Quelle: eigene Darstellung]

Das Rahmenmodell für Zukunftskompetenzen integriert drei Ebenen miteinander: den OECD Lernkompass, Future-Skills-Profile nach Ehlers und das 4K-Modell. Der OECD Lernkompass (OECD, 2020) dient im Rahmenmodell als übergeordneter Orientierungsrahmen. Betrachtet wird (schulisches) Lernen und (schulische) Bildung auf einer ganzheit­lichen Ebene. Auch Aspekte des Lebenslangen Lernens werden berück­sich­tigt. Wissens- und Kompetenzerwerb werden zusammengedacht, um den Lernenden eine umfassende Entwicklung zu ermöglichen. Insbeson­dere der Fokus auf die Herausbildung von (Student-/Co-)Agency, also die Gestaltungs- und Handlungskompetenz, ermöglicht eine konsequente Lernendenzentrierung (OECD, 2020, S. 33–41). Lernende erhalten eine aktive Rolle, die beispielsweise durch Interaktion, gegenseitige Unter­stützung und Verantwortungsbewusstsein geprägt ist. Darüber hinaus wird das Umfeld, in denen Lernprozesse stattfinden, betrachtet. Die Entwicklung der individuellen Agency kann auch in Interaktion mit dem Umfeld (Gleichaltrige, Lehrkräfte, Eltern/Erziehungsberechtigte und sonstige Bezugspersonen) gefördert werden – dies lässt sich als Co-Agency charakterisieren (OECD, 2020, S. 33–41). Das Erleben von Selbstwirksamkeit ist dabei fundamental. Lernende werden als Gestal­tende ihrer Lernerfahrung betrachtet und sollen demgemäß sowohl ihre eigene als auch die gesellschaftliche Zukunft gestalten. Ziel dessen ist ein umfassendes Wohlbefinden (engl. Well-Being) auf kollektiver und indivi­du­eller Ebene (OECD, 2020, S. 23–31). Der OECD Lernkompass ist wiederum ein integratives Modell, da dieser die 17 globalen Ziele für Nach­haltige Entwicklung (kurz: SDG) der Vereinten Nationen einschließt (OECD, 2020, S. 30).

Die mittlere Ebene des Rahmenmodells fokussiert die 17 Future-Skills-Profile nach Ehlers (2022a, 2022b). Diese wurden insbesondere für den hochschulischen Kontext entwickelt, sind lerntheoretisch begründet und ermöglichen das Clustern unterschiedlicher Kompetenzen. Die Future-Skills-Profile bündeln hierbei kleinteiligere Bezugskompetenzen. Diese Bündelung von Bezugskompetenzen in übergeordneten Kompetenz­clustern ermöglicht das Übergreifen in andere Kompetenzcluster. Dies führt zu einer Verknüpfung eben jener Cluster und damit zur Bildung eines Netzwerks an Kompetenzen. Ein solches Netzwerk bietet den Lernenden die Möglichkeit zur Selbstverortung sowie Individualisierung beziehungsweise Profilierung eigener Kompetenzen. Deutlich wird, dass Kompetenzen stets übergreifend verstanden werden können. Sie stehen nicht solitär für sich, sondern sind kontextabhängig anwendbar und beeinflussen einander.

Auf der untersten Ebene findet sich das 4K-Modell des Lernens (Bellanca, 2010). Dieses Modell ist im (hoch-)schulischen Kontext bereits verbreitet, findet sich zum Beispiel in Ansätzen wie dem Deeper Learning (Sliwka & Klopsch, 2022) und ist durch die Reduktion auf vier Kernkompetenzen übergreifend anschlussfähig sowie praxisorientiert. Die 4K stehen hierbei für die Kompetenzen Kritisches Denken, Kommunikation, Kollaboration und Kreativität, welche in Lehr-Lern-Settings integriert und gefördert werden können. Die 4K finden sich auch in den Modellen der Future-Skills-Profile und dem OECD Lernkompass wieder.

Auch nach der Entwicklung des integrativen Rahmenmodells als Meta-Modell zur Platzierung von Zukunftskompetenzinhalten im Ökosystem Schule stellte sich weiterhin die Herausforderung der direkten Anwen­dung in der Praxis. Mit anderen Worten: Das Rahmenmodell dient zwar der Orientierung, welche Lern- beziehungsweise Kompetenzmodelle auf dem NELE-Campus Anwendung finden sollten, doch bleiben die tatsäch­lichen Implikationen für die Praxis fraglich. Zudem sind die integrierten Modelle vor allem auf spezifische Kompetenzen hin orientiert und schrei­ben jenen aus sich heraus eine Bedeutung zu. Es fehlt damit im Rahmen­modell das richtungsgebende Element: die Zukunftsorientierung. In der Reflexion bleiben drei wesentliche Fragen bestehen:

  1. Bedürfen die vorhandenen Modelle tatsächlich einer Erweiterung?
  2. Wie lässt sich eine gegenwärtige Relevanz für die integrierten Kompetenzen in der Gegenwart erzeugen?
  3. Wie kann die Auseinandersetzung, die Förderung und das Erlernen von Zukunftskompetenzen in der Praxis des NELE-Campus ausgestaltet werden?

Im Rahmen einer Iteration gilt es also, den bisherigen Fokus verstärkt in eine Umsetzungspraxis zu überführen. Die (Weiter-)Entwicklung des Modells wird hintenangestellt.



2.2 Re-Fokussierung – Zukunftsorientierung mittels Trends und Personas

Im Rahmen einer Re-Fokussierung, im Sinne einer Neuorientierung, wird folglich eine Zukunftsorientierung ins Auge gefasst. Demzufolge wird kein eigenes Rahmenmodell mit für das Ökosystem Schule als besonders rele­vant befundenen Zukunftskompetenzen entwickelt. Die Zukunfts­orientie­rung dient als Leitlinie, welche es bei der Inhalte-Entwicklung zu beachten gilt. Gleichzeitig ist die Herausbildung einer zukunftsorientierten Haltung Ziel der zu entwickelnden Inhalte. Hierfür werden Mega- und Microtrends sowie die Persona-Entwicklung herangezogen. Erstere, um die Bedeutung einer Zukunftsorientierung hervorzuheben, zweitere, um unmittelbar an die sich aus diversen Herausforderungen ergebenden Bedürfnisse der Zielgruppe im Ökosystem Schule anzuschließen.

Die Zukunftsorientierung ermöglicht Lernenden eine Ausrichtung des eigenen Lernprozesses auf Visionen denkbarer Zukünfte. Entlang dieser Visionen lassen sich seitens der Lernenden mögliche zukünftige Fähig­keiten antizipieren. Damit besitzen zukünftige, noch ungewisse Situatio­nen beziehungsweise Szenarien in der Gegenwart eine Relevanz und gestalten im Umkehrschluss die Zukunft des Lehrens und Lernens. Anders als bei einer ausschließlichen Fokussierung von Zukunftskompetenzen, von denen angenommen wird, dass sie aus sich selbst heraus Relevanz besitzen, beziehungsweise erzeugen, setzen sich Lernende im Rahmen einer Zukunftsorientierung mit konkreten zukünftigen Szenarien aus­einander, welche spezifische Kompetenzen und Wissensbestände in der Gegenwart anregen. Zukünftige Sinnbezüge werden also gegenwärtig bedeutsam. Weiterhin wird für die zukünftige weitere Ausgestaltung der Programme zu Zukunftskompetenzen berücksichtigt, dass im Hinblick auf eine Zukunftsorientierung der Bildungsprozesse die Interaktion zwischen den Lernenden entscheidend ist. Jeweils individuelle Zukunftsvorstel­lungen, die jeweils individuelle Bildungs- und Lernprozesse beeinflussen, entstehen im Rahmen von Interaktion, Aushandlung und Adaption zwischen den Lernenden. Eben dies beeinflusst sowohl individuelles Lehren und Lernen als auch institutionell geplantes, curriculares Lehren und Lernen. Des Weiteren müssen zukunftsorientierte Bildungsprozesse ganzheitlich betrachtet werden. Dies bedeutet, dass vor allem überfach­liche (Zukunfts-)Kompetenzen, die zur gesellschaftlichen Partizipation befähigen, Teil dieser Bildungsprozesse sind. In diesem Zusammenhang spielt insbesondere der zuvor erwähnte sense of urgency eine entschei­dende Rolle. Hierbei wird einer Situation, einer Entwicklung oder Ähn­lichem eine Relevanz zugeschrieben, die es erfordert, eigene Kenntnisse, Fähigkeiten, Kompetenzen oder Skills zu erweitern (Fredberg & Pregmark, 2016). Das Gefühl von Dringlichkeit (engl. sense of urgency), welches durch Irritationsmomente ausgelöst wird, fungiert also als Startpunkt für eine persönliche (Weiter-)Entwicklung. Zukunfts­kompe­ten­zen sind dabei bereits Werkzeug zukunftsorientierter Bildungsprozesse und nicht Ziel eben dieser.

Es stellt sich jedoch die Frage nach der Herkunft der auslösenden Ent­wick­lung. Also nach dem, was das Gefühl von Dringlichkeit und die Verän­derungsbereitschaft auslöst. Hierbei spielen unterschiedliche Zukunfts­trends eine tragende Rolle, die sich wiederum in Mega- und Microtrends unterteilen lassen. Mega- und Microtrends als »Lawinen in Zeitlupe« (Zukunftsinstitut, 2023) entwickeln sich fortlaufend weiter, haben einen tiefgreifenden, ubiquitären Einfluss auf diverse Gesell­schafts- und Lebens­bereiche und prägen die zwischenmenschliche Interaktion sowie Kommunikation. Zudem entfalten sie ihre Wirkmacht über einen längeren Zeitraum und sind insofern von Dauerhaftigkeit geprägt (Zukunftsinstitut, 2023). Dieser stetige, dauerhafte Wandel lässt sich mittels des Akronyms VUKA beschreiben. Es handelt sich um eine von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägte Welt, die tiefgreifende Transfor­mationen vollzieht, welche sich durch Prozesse der Digitalisierung verstärken (Taskan et al., 2022; Heller, 2019; Hochberg et al., 2019).

In Anlehnung an die Trend-Darstellung des Zukunftsinstituts wurden in einem partizipativen Verfahren mit den Mitgliedern des interdisziplinären NELE-Konsortiums weitere Trendlinien identifiziert, die für das Öko­system von besonderer Bedeutung sind. Grundlegend waren folgende Fragestellungen:

  1. Welche Megatrends werden von den Mitgliedern des NELE-Konsortiums im Ökosystem Schule und im Bereich (schulischer) Bildung identifiziert?
  2. Wie hängen die identifizierten Megatrends miteinander zusammen? Welche Microtrends lassen sich den übergeordneten Megatrends zuordnen?

Im Rahmen dieses partizipativen Vorgehens konnten vier wesentliche Trends für das Ökosystem Schule identifiziert werden: Konnektivität, New Work, Gesundheit und Wissenskultur. Diese übergeordneten Megatrends stehen, wie die ihnen zugeordneten unterschiedlichen Microtrends, in einem interdependenten Verhältnis (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2 Mega- und Microtrends im Ökosystem Schule

[Quelle: eigene Darstellung]

Aufbauend auf die Identifizierung der diversen Trends, stellen sich drei wesentliche Fragen:

  1. Welche konkreten Personen können adressiert werden?
  2. Wie beeinflussen die identifizierten Trends zukünftige Szenarien beziehungsweise welche konkreten Szenarien werden mittels dieser Trends ausgelöst?
  3. Welche konkreten Maßnahmen aus welchen konkreten zukünftigen Szenarien können abgeleitet werden?

Im weiteren Verlauf wurde nun zunächst bestimmt, auf welche Personen fokussiert werden soll. Mit Blick auf das Ökosystem Schule ist fest­zuhal­ten, dass dieses insbesondere vor dem Hintergrund neuer, variierender Zugänge zum Lehramt über Seiten- oder Quereinstiege zunehmend durch diverse Personen- und Berufsgruppen geprägt und charakterisiert ist, welche über unterschiedliche (Fach- und Methoden-)Kenntnisstände, Motivationen und Zielsetzungen verfügen (Driesner & Arndt, 2020; Deutsche Telekom Stiftung, 2023). Zur Annäherung an diese Zielgruppe erfolgte zunächst eine weitere Stufe der Abstraktion. Unter erneutem partizipativem Einbezug der Mitglieder des NELE-Konsortiums und in Anlehnung an Prozesse des Design Thinking wurden sogenannte Future Personas entwickelt, welche einerseits die Zielgruppen repräsentieren und andererseits konkrete (zukünftige) Bedürfnisse, Probleme, Kenntnis­se und Motivationen gegenwärtig artikulieren (Plattner et al., 2009; Noak & Díaz, 2019; Nickel & Berndt, 2021). Die zukünftigen Bedürfnisse und Szenarien konnten in diesem Kontext aus den zuvor identifizierten Trend­linien für das Ökosystems Schule (Abbildung 2) abstrahiert werden. In einem ersten Schritt wurden zunächst Personas entwickelt, die eine ge­gen­wärtige Perspektive auf das Ökosystem Schule und ihren jeweiligen beruflichen Alltag artikulieren. Die Methode der Future Personas erwei­tert diese Perspektive, um ein zukünftiges Element (Kasper et al., 2017). Hierbei werden die erarbeiteten Zukunftstrends mit den entwickelten Personas verknüpft. Dieses Vorgehen, in Anlehnung an Kasper et al. (2017) sowie Fergnani (2019), verdeutlicht Auswirkungen der Trends im Hier und Jetzt sowie in der Zukunft.

Bei der Weiterentwicklung der Personas zu Future Personas waren vier Leitfragen zentral:

  1. Treiber: Welche drei Zukunftstrends sind für die Persona am interessantesten? Worauf setzt die Persona?
  2. Heutige Auswirkungen: Welche Auswirkungen beziehungsweise welchen Einfluss haben diese Zukunftstrends derzeit auf das Leben der Persona?
  3. Zukünftiges Szenario: Wie könnten diese Zukunftstrends das Leben (Handlungsmotive und Bedürfnisse) der Persona in Zukunft verändern?
  4. Zukünftige Bedürfnisse: Welche hypothetischen Bedürfnisse hat die Persona in dem spezifischen Szenario?

Insgesamt entstanden im Zuge dieses Prozesses vier Personas, die nun als Orientierung bei der Inhalte-Entwicklung sowie als Lernbegleitung für Nutzerinnen und Nutzer der Programme zu Zukunftskompetenzen auf NELE fungieren. Alle vier Personas repräsentieren dabei unterschiedliche Positionen sowie Perspektiven auf das Ökosystem Schule. So finden sich unter den Personas eine Schulleitung, eine Berufseinsteigerin, eine Quereinsteigerin im schulischen Ganztag sowie eine erfahrene Lehrkraft.

Die konkreten Lerninhalte auf dem NELE-Campus sind in zwei aufeinand­er aufbauenden Programmen untergliedert. Das erste Programm Zukunft in der Gegenwart gestalten dient in diesem Kontext der Vermittlung und Erprobung von thematischen Grundlagen für Zukunftskompetenzen. Ziel ist die Etablierung einer offenen Haltung bei gleichzeitiger Zukunftsorien­tierung. Dieses erste Programm widmet sich insbesondere der Selbst­reflexion der Lernenden. Hierzu werden die Konzepte des Growth Mind­set (Dweck, 2016) und der Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977) heran­gezogen. Lernenden wird ermöglicht, eine Selbstverortung vorzunehmen und ihre bisherigen, individuellen Erfahrungen in den Kontext Zukunfts­kom­pe­tenzen einzugliedern. Im Zuge der Präsentation von spezifischen zukunftsorientierten Szenarien werden die Lernenden zu einer (Selbst-)­reflexion darüber angehalten, welche Trends sie selbst beein­flussen, welche Szenarien sich hieraus für sie ergeben und welche Zukunfts­kom­pe­tenzen zur Bearbeitung dieser spezifischen Szenarien benötigt werden. Diese spezifischen zukunftsorientieren Szenarien werden mittels der Personas erzählerisch eingebettet. Besonderes Augen­merk liegt auf der Schaffung von Irritationsmomenten, indem die gegenwärtige Rele­vanz der Mega- und Microtrends verdeutlicht wird (Fredberg & Preg­mark, 2016). So steht die persönliche Entwicklung anhand konkreter, indi­vidueller Bedarfe der Lernenden im Bereich Zukunftskompetenzen im Fokus. Zugleich kann sich mit der gegenwär­tigen Relevanz von Zukunfts­kompetenzen und Zukunftstrends ausein­ander­gesetzt werden. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bilden Leadership (Heifetz et al., 2009) und die Außenwirkung beziehungsweise Co-Agency (OECD, 2020). Hierbei sollen die Lernenden dazu angehalten werden, in das eigene System (zum Beispiel die Schule) zu wirken.

Auf die Kursinhalte des ersten Programms als Basis schließt im zweiten Programm eine schwerpunktspezifische Auseinandersetzung und Erpro­bung von Zukunftskompetenzen an. Auch hierbei wird es den Lernenden ermöglicht, eine individuelle Schwerpunktsetzung in Bezug auf die Kom­pe­tenz­bereiche vorzunehmen. Diese Schwerpunktsetzung basiert auf den jeweils individuellen Szenarien, den individuell identifizierten Trends und dem empfundenen Gefühl von Dringlichkeit. Aus der persönlichen zukunfts­orientierten Haltung lassen sich in der Folge konkrete Handlungsmotive generieren.

In der praktischen Umsetzung hat diese Re-Fokussierung zur Folge, dass Zukunftskompetenzen nunmehr als Mittel zum Zweck betrachtet werden. Sie sind also zunächst nicht expliziter Bildungsinhalt, sondern lassen sich vielmehr aus einem konkreten Handlungsbedarf ableiten. Zukunfts­kom­pe­tenzen dienen als Katalysator zur Bearbeitung spezifischer Szenarien.



3 Limitation einer selbstgesteuerten Auseinander­setzung mit Zukunftskompetenzen

Der Definition von Zukunftskompetenzen als Handlungskompetenzen folgend, führt dies zu dem Schluss, dass sich diese in konkreten Hand­lungen manifestieren. Eine theoretische Vertiefung der im Rahmen der NELE-Programme kennengelernten Inhalte zu Zukunftskompetenzen geht also mit einer praktischen Umsetzung einher. Diese Übungen, Inhalte und Methoden werden abseits des Campus in das unmittelbare Praxisumfeld der Lernenden transferiert. Inwieweit eine direkte Über­führung und Umsetzung in der Praxis, in Form eines Transfers in den Berufsalltag und das Kollegium gelingt, bleibt offen. Analog zu Fort- und Weiterbildungssetting in Präsenz zeigt sich die Herausforderung der praktischen Umsetzung in besonderer Weise bei virtuellen, self-paced Lernangeboten (Lipowski, 2004).

Beide Programme zum Thema Zukunftskompetenzen folgen der Annah­me, dass nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die Bereitschaft zur Hand­lung erforderlich ist, um die Auseinandersetzung mit und die Förderung von Zukunftskompetenzen zu ermöglichen (Ehlers, 2020). Gleichwohl stehen E-Learning Plattformen, wie der NELE-Campus, vor der Heraus­forderung, diese Handlungsbereitschaft, in Form intrinsischer Motivation, aufrechtzuerhalten (Hoffmann, 2018; Fischer et al., 2003). Dies verstärkt sich zudem über eine hohe Arbeitsbelastung der primären Zielgruppe Lehrkräfte (Robert Bosch Stiftung, 2022). Verknüpft sind hiermit ferner begrenzte zeitliche Ressourcen. Vor dem Hintergrund dieser Problem­lagen besteht für die Bildungsinhalte, die auf dem NELE-Campus prä­sentiert werden, die besondere Hürde darin, die Lernenden dazu zu motivieren, die Inhalte eigenständig, langfristig und kontinuierlich zu bearbeiten. Dies soll einerseits über eine Vielfalt an multimedialen Inhal­ten (zum Beispiel Video- und Audioformate) sowie andererseits über ein breites Spektrum an Formatlängen gewährleistet werden. Individuelle Lernpräferenzen können berücksichtigt, sowie orts- und zeitunabhängiges Lernen ermöglicht werden. Zudem lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass die beschriebene Re-Fokussierung bei der Inhaltsentwicklung die persönliche Relevanz für die Lernenden ins Zentrum rückt. Auch hier­durch wird der Versuch unternommen, die intrinsische Motivation der Lernenden aufrechtzuerhalten. Ergänzend hierzu dienen die entwickelten und als Lernbegleitung eingesetzten Personas als Identifikations- und Vergleichspunkt. Mit diesen können die Lernenden eine gemeinsame Lernreise gestalten, welche mit Berichten über persönliche Herausfor­derungen im Ökosystem Schule individuelle Bezugspunkte zu den Personas schafft.



DIE AUTOREN

  • Bild: Sascha Senicer

David Lakotta (M.A.) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Lernen und Innovation der FernUniversität in Hagen. Sein derzeitiger Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Realisierung des interdisziplinären Verbundprojektes NELE sowie der Fort- und Weiterbildungsplattform NELE – Campus Neue Lernkultur. Das Projektteam in Hagen beschäftigt sich vordergründig mit der konzeptionellen Unterstützung und der inhaltlichen Umsetzung eines Pädagogischen Konzeptes und Rahmencurriculums sowie der Entwicklung von Angeboten zu Zukunftskompetenzen.

Moritz ter Meer (M.A.) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung im Lehrgebiet Erwachsenen- und Weiterbildung der FernUniversität in Hagen. Sein derzeitiger Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Realisierung des interdisziplinären Verbundprojektes NELE sowie der Fort- und Weiterbildungsplattform NELE – Campus Neue Lernkultur. Das Projektteam in Hagen beschäftigt sich vordergründig mit der konzeptionellen Unterstützung und der inhaltlichen Umsetzung eines Pädagogischen Konzeptes, Rahmencurriculums sowie der Entwicklung von Angeboten zu Zukunftskompetenzen.



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03 · FUTURE-TRIPLEX: TRANSDISZIPLINÄRE, FLEXIBLE UND ZEITGEMÄSSE VERMITTLUNG VON FUTURE SKILLS ⸺

THU VAN LE THI Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm



Dieser Beitrag stellt das Konzept des Future-Triplex zur Förderung der Future Skills von Studierenden an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm vor. Er bietet einen tiefen Einblick in die konkreten Ziel­set­zungen, die Umsetzung und die Weiterentwicklung der drei Future-Skills-Qualifizierungsprogramme, die darauf ausgerichtet sind, den Lernweg durch das Future-Triplex zu flexibilisieren und die Kompetenz- sowie Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden zu fördern. Zudem werden die Kooperationsmöglichkeiten mit Unternehmen beleuchtet und die Herausforderungen bei der Zusammenarbeit diskutiert. Abschließend werden wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Entwicklung und Umsetzung des Future-Triplex erläutert.



1 Hintergrund

Die dynamische Entwicklung der Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bringen eine rasche Veränderung unserer Gesellschaft sowie unserer Lebens- und Arbeitswelten mit sich. Diese Entwicklung erfordert von uns als Individuen eine ständige Anpassung, aktive Mitgestaltung unseres Umfelds sowie das kontinuierliche Erlernen neuer Kompetenzen, auch bekannt als Future Skills. Gleichzeitig stehen Hochschulen vor der großen Herausforderung, innovative Ansätze zur Förderung der Future Skills bei ihren Studierenden zu entwickeln und in ihre Bildungssysteme zu integrieren.

Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (kurz: TH Nürnberg) zählt mit rund 13.000 Studierenden zu einer der größten Hochschulen bundesweit. Sie setzt sich aus 13 Fakultäten und einem Institut für Weiterbildung zusammen. Ihr breites Fächerspektrum reicht von Ingenieurwissenschaften über Mathematik, Naturwissenschaften und Kunstwissenschaften bis hin zu Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheits­wissenschaften. Die Hochschule bietet ein vielfältiges und praxis­orien­tiertes Studienangebot mit insgesamt 75 Studiengängen in allen Ab­schlussarten. Darunter sind 46 MINT-Studiengänge, die von mehr als 7.500 Studierenden belegt werden (Stand Wintersemester 2023/2024).

Im Leitbild Lehren und Lernen – im Dialog sein der TH Nürnberg stehen fachliche Qualifizierung sowie überfachliche Kompetenz- und Persönlich­keitsentwicklung in zwei von sechs zentralen Handlungsfeldern. Als Teil dieser Handlungsfelder werden verschiedene Ansätze zur Förderung von Future Skills entwickelt, beispielsweise über Curriculumswerkstätten und Zusatzqualifizierungsprogramme. Die Curriculumswerkstätten unter­stüt­zen Lehrende auf Studiengangsebene dabei, Future Skills in die Curricula einzubinden. Gleichzeitig werden auf individueller Ebene Unter­stützungs­angebote für Studierende konzipiert, insbesondere fakultäts­über­grei­fende Qualifizierungsprogramme zu Future Skills. Dadurch wird sys­tematisch und strukturell sichergestellt, dass Future Skills integraler Bestandteil der Hochschulbildung sind.

Derzeit bietet die TH Nürnberg drei Qualifizierungsprogramme als Unter­stützungsangebote zu verschiedenen Future Skills-Schwerpunkten an.

  • Future Skills-Weeks mit breit gefächerten Workshop-Reihen zu klassischen und transformativen Kompetenzfeldern.
  • Qualifizierungsprogramm für Digitalkompetenz (kurz: DigKom@OHM) mit den Schwerpunkten auf aktuellen Themen und Trends der Digitalisierung, Lernen 4.0 und Digital Mindset.
  • Micro-Credential-Programm für Data Analytics (kurz: MC4Data) mit der Spezialisierung Data Literacy.

Diese drei Programme bilden zusammen das sogenannte Future-Triplex, das eine ganzheitliche Entwicklung der Studierenden in Bezug auf zukunftsrelevante Kompetenzen fördert. Während die drei Quali­fizie­rungs­programme des Future-Triplex unterschiedliche Schwer­punkte, Formate und Umfänge aufweisen, verfolgen sie einheitliche Zielsetzungen, Prinzipien und Rahmenbedingungen, die im Folgenden näher erläutert werden. Verortet sind diese Programme bei der zentralen Einrichtung Lehr- und Kompetenzentwicklung der TH Nürnberg, der Anlaufstelle für Didaktik, überfachliche Kompetenzen, Innovation und Technologie für die Lehre.

2 Unsere Ziele – Was wir mit dem Future-Triplex erreichen wollen

Die Zielsetzung bei der Entwicklung und Konzeption der drei Quali­fizie­rungsprogramme des Future-Triplex besteht darin, die Future Skills und den Kompetenzzuwachs von Studierenden zu fördern, ihre Per­sön­lichkeitsentwicklung sowie die Selbstlernkompetenz in Bezug auf lebens­langes Lernen zu verstärken. Das Future-Triplex zielt darauf ab, Frei- und Experimentierräume für Selbstreflexion zu schaffen. Studierende können ihre individuellen Stärken und Schwächen in verschiedenen Kompetenzbereichen einschätzen, sich mit ihrem zukünftigen Kom­pe­tenz­profil auseinandersetzen sowie den aktuellen Lernbedarf erkennen. Auf diesen Grundlagen können sie einen Weg finden, wie sie sich vernetzen und eigenständig weiterbilden möchten.

3 Unsere Angebote – Was wir beim Future-Triplex vermitteln

Bei der Entwicklung der einzelnen Future-Skills-Angebote wurde das Future-Skills-Framework des Stifterverbands und McKinsey als Orien­tie­rungsrahmen genutzt (Stifterverband & McKinsey, 2021). Anhand der vier Kategorien des Frameworks – technologische Kompetenzen, digitale Schlüssel­kompetenzen, klassische Kompe­tenzen und transformative Kompe­tenzen – wurden die drei Quali­fizie­rungsprogramme Future Skills-Weeks, DigKom@OHM und MC4Dtata sowie entsprechende Future-Skills-Themen abgeleitet und implementiert.

Da das Future-Triplex das im Abschnitt 2 beschriebenen Ziel ver­folgt, Selbstlernkompetenzen zu fördern sowie Frei- und Experi­men­tier­räume für Selbstreflexion, Vernetzung und Identifizierung von Stärken und Schwächen zu schaffen, ist es notwendig, spezifische Angebote zur Förderung von Selbstlernkompetenzen zu konzipieren. Als Ergänzung zum »Future Skills Framework« vom Stifterverband und McKinsey wurde daher das Konzept Lernen@OHM: selbstbestimmt & vernetzt entwickelt, das gezielt Selbstlernkompetenzen von Studierenden behandelt. Basie­rend auf dem Konzept werden verschiedene Angebote in Form von Work­shops und Lehrveranstaltungen zur Förderung von selbst­bestimm­tem und vernetztem Lernen entwickelt und angeboten, die auf die je­weiligen Qualifizierungsprogramme und Schwerpunkte zugeschnitten sind (Le Thi, 2024). Die Abbildung 1 bietet einen Überblick über das Future-Triplex und die Kompetenzbereiche einzelner Programme.

Abbildung 1 Future-Triplex und die Kompetenzbereiche einzelner Programme für Studierende an der TH Nürnberg

[Quelle: eigene Darstellung]



Folgend werden die drei Programme des Future-Triplex ausführlich dargestellt.

3.1 Future Skills-Weeks

Die Future Skills-Weeks beziehen sich auf breit gefächerte Workshop­reihen, die außerhalb der Vorlesungszeit in zwei Kompaktwochen vor Semesterbeginn stattfinden. Diese umfassen halb- und ganztägige Workshops und bieten den Studierenden die Möglichkeit, verschiedene Themen zu Future Skills frei auszuwählen, kennenzulernen und sich ins­pirieren zu lassen. Sie dienen als Pool von Themen in den Kom­pe­tenz­bereichen klassischer Kompetenz (unter anderem Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Methodenkompetenz), transformativer Kompetenz und Selbstlernkompetenz. Die Abbildung 2 veranschaulicht Kom­pe­tenz­bereiche und beispielhafte Themen von Future Skills-Weeks.

Zur Selbstkompetenz werden Workshops wie Mindset und Zielearbeit, Stressmanagement und Resilienz, Selbst- und Zeitmanagement etc. ange­boten. Beispielsweise ermöglicht der Workshop Mindset und Zielearbeit den Teilnehmenden durch interaktive Methoden wie Think-Pair-Share sowie Übungen zur angeleiteten Selbstreflexion, out-of-the-box zu denken. Dabei reflektieren sie ihre individuellen Denkmuster, Ver­hal­tensweisen und Haltung und erlernen Techniken, um ihr Mindset an ihren eigenen Werten und Zielen (neu) auszurichten.

Im Bereich der Methodenkompetenz liegt ein besonderer Fokus auf Agilität und Kreativität mit Themen wie Design Thinking, Lego4Scrum, Kreativitätstechnik. Des Weiteren beinhalten die Workshops Themen zu transformativer Kompetenz wie Kritisches Denken und KI, Change-Management, Umgang mit Konflikten etc.

Für den Bereich Selbstlernkompetenz werden Workshops wie Effektives Lernen und Selbstorganisation und Lernmotivation angeboten. In solchen Workshops setzen sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Aspekten des Lernens auseinander, darunter Lernstrategien, Lerntypen, Konzen­tration und Motivation sowie Lerntechniken. Sie lernen, eigene Ver­hal­tensmuster zu erkennen, Ziele und Prioritäten zu setzen und Routinen für Studium, Beruf und Alltag zu entwickeln. Durch die Bereitstellung von Tipps und Tricks zum effektiven Lernen und zur entspannten Selbst­organisation werden den Teilnehmenden Ansätze für ihr eigenes Lernen und ihre Selbstorganisation vermittelt.



Abbildung 2 Kompetenzbereiche und beispielhafte Workshopthemen von Future Skills-Weeks

[Quelle: eigene Darstellung]

3.2 Qualifizierungsprogramm für Digitalkompetenz (kurz: DigKom@OHM)

Das Kompetenzmodell für DigKom@OHM basiert auf dem »DigComp 2.2 – The European Digital Competence Framework for Citizens« mit fünf Kategorien: Sicherheit, digitale Kommunikation und Kollaboration, Data Literacy, Problemlösung und Kreation digitaler Inhalte (Vuorikari et al., 2022). Um die Selbstlernkompetenz im digitalen Zeitalter zu fördern, wird diese als sechste Kategorie zusätzlich hinzugefügt. Die Abbildung 3 stellt die sechs Kategorien, die Struktur und beispielhafte Themen des DigKom@OHM dar.

DigKom@OHM ist ein strukturiertes, modulares Baukastenkonzept, bei dem Studierende einzelne DigKom-Angebote je nach Interesse und individuellem Bedarf belegen oder am ganzen Programm teilnehmen können. Es wird empfohlen, das Programm innerhalb von einem bis drei Semestern zu absolvieren. Das Programm besteht aus drei Bausteinen, nämlich Aktuelle Themen und Trends der Digitalisierung, Lernkompetenz und Digital Mindset sowie Reflexion und Abschlussworkshop. Der erste Baustein beinhaltet die fünf Kategorien des DigComp 2.2 und bietet eine breite Auswahl an Themen, darunter Digital Ethics, KI in der Praxis, Umgang mit Deep-Fakes, Virtual und Augmented Reality, App-Entwicklung, Sicherheit im Netz, Digital Wellbeing etc.

Der zweite Baustein Lernkompetenz und Digital Mindset unterstützt und begleitet die Teilnehmenden individuell, wie sie ihren eigenen Lernbedarf identifizieren, Online-Lernangebote selbst auswählen und sich mit anderen aus Learning Communities im Berufs- und Hochschulkontext vernetzen können. Dazu zählen die DigKom-Angebote wie Community Learning, OER und MOOCs – Der Weg zur Wissenserweiterung und eigenständigen Weiterbildung, Agiles Lernen etc.

Zum Erwerb des DigKom-Zertifikats wählen Studierende zunächst vier DigKom-Angebote aus den Bausteinen 1 und 2 aus. Als nächsten Schritt führen sie den Online-Self-Assessment Test zur Einschätzung ihres digi­talen Kompetenzniveaus im Baustein 3 durch. Das erworbene Wissen, Lernergebnisse sowie Testergebnisse über das Kompetenzniveau prä­sen­tieren und reflektieren Studierende im Abschlussworkshop. Hierzu findet der Austausch im konstruktiven Dialog statt. DigKom-Dozierende und Fachpersonen der zentralen Einrichtung Lehr- und Kom­pe­tenz­ent­wick­lung der TH Nürnberg geben den Studierenden weitere Ideen und Tipps zur Verstärkung ihrer digitalen Kompetenzen.

Die dazugehörigen DigKom-Angebote finden sowohl innerhalb als auch außerhalb der regulären Vorlesungszeit statt. Sie umfassen längere For­mate wie mehrtägige Workshops oder Lehrveranstaltungen im Modul Allgemeinwissenschaftliche Wahlpflichtfächer (kurz AWPF). Diese Wahl­pflicht­fächer werden in Curricula mit jeweils 2 ECTS gemäß den je­weil­igen Prüfungsordnungen anerkannt.



Abbildung 3 Kompetenzbereiche und beispielhafte Themen von DigKom@OHM

[Quelle: eigene Darstellung]

3.3 Micro-Credential-Programm für Data Analytics (kurz: MC4Data)

MC4Data ist eine Spezialisierung zum Thema Data Analytics. Das Quali­fizierungsprogramm ist kompetenzorientiert in Form von Micro-Credentials implementiert. »Micro-Credentials sind Nachweise über die Lernergebnisse, die eine Lernende bzw. ein Lernender im Rahmen einer weniger umfangreichen Lerneinheit erzielt hat« (Europäischen Union, 2022, S. 13). Micro-Credentials helfen dabei, die Ergebnisse kleiner, maßgeschneiderter Lernerfahrungen zu zertifizieren und dadurch die Flexibilisierung von Lernwegen und die Erweiterung bestehender Studienangebote zu ermöglichen (HRK Modus, 2023).

Im Gegensatz zu den Future Skills-Weeks, die einen breiteren Ansatz ver­folgen, konzentriert sich MC4Data ausschließlich auf die Vertiefung in Data Analytics und unterstützt Studierende dabei, schneller auf die ge­sellschaftlichen und arbeitsmarktbezogenen Anforderungen im Bereich Data Analytics zu reagieren. Der Workload des MC4Data-Programms beträgt 150 Stunden, das entspricht einem Arbeitsumfang von 5 ECTS. Das Programm ist strukturiert und modular aufgebaut (Le Thi, 2023). Es umfasst drei Module mit mehrtägigen Workshops und E-Learning-Kursen, die sowohl während als auch außerhalb der Vorlesungszeit stattfinden.

Zur inhaltlichen Konzipierung des MC4Data-Programms wird ein Kompetenzmodell mit folgenden drei Dimensionen zu Grunde gelegt: Data-Analytics-Mindset, -Skillset und -Toolset. Das Data-Analytics-Mindset bezieht sich auf die Haltung, die Einstellung sowie die kritische Denkweise von Individuen bei der Datenbeschaffung und -analyse und beim ethi­schen Umgang mit Daten. Das Data-Analytics-Skillset umfasst die Fähig­keiten, analytisch und statistisch zu denken, komplexe Problemlösungen für Fragestellungen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu erarbeiten. Die erworbenen Erkenntnisse werden von den Studierenden in konkrete Praxisprojekte transferiert. Unter Data-Analytics-Toolset verstehen wir die Fähigkeit, verschiedene Tools zur Datenanalyse zu kennen und bedie­nen zu können. MC4Data bietet den Lernraum zum Experimentieren und Ausprobieren von Tools, wie beispielsweise die Programmiersprache Python oder Self-Service Business Intelligence Power BI und Tableau.

Das Modul 3 bietet den Studierenden anhand eines sogenannten Lear­ning-Journey-Canvas die individuelle Begleitung, um ihre individuellen Kompetenzprofile, Lernbedürfnisse und eigenen Lernpfade im Bereich Data-Analytics festzulegen. Die Studierenden werden unterstützt, pas­sende Massive-Open-Online-Courses (MOOCs) zu identifizieren und sich eigenständig fortzubilden. Zudem werden sie befähigt, über die Trends und Entwicklungen im Bereich Data-Analytics auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die Abbildung 4 veranschaulicht die Dimensionen, die Struktur und Themen von MC4Data.



Abbildung 4 Dimensionen, Struktur und Themen von MC4Data

[Quelle: eigene Darstellung]

4 Unsere Prinzipien – Wie wir das Future-Triplex umsetzen

Die Qualifizierungsprogramme des Future-Triplex folgen bestimm­ten Prinzipien und weisen grundsätzlich folgende Gemeinsamkeiten auf: Sie sind interdisziplinär, frei wählbar, flexibel sowie aktuell, praxisnah und transdisziplinär.

Future-Triplex strebt an, die Interdisziplinarität für die Studierenden greifbar und erlebbar zu gestalten. Die Qualifizierungsprogramme des Future-Triplex richten sich an Studierende aller Fachrichtungen der TH Nürnberg und bieten eine große Vielfalt an Wissen, Kompetenzen und Erfahrungen für Teilnehmende über alle Fakultäten und Studien­rich­tungen, Semester sowie Master- und Bachelor-Niveaus hinweg. Diese interdisziplinäre Ausrichtung der Qualifizierungsprogramme ermöglicht es den Studierenden, über den Tellerrand ihres eigenen Fachgebiets hinauszublicken, mit anderen Studierenden aus unterschiedlichen Fach­disziplinen zusammenzuarbeiten und gemeinsam Lösungswege zu dis­ku­tieren. Dadurch werden das interdisziplinäre Lernen sowie die inter­dis­ziplinäre Betrachtung komplexer Problemstellungen intensiviert.

Die freie Wählbarkeit von Future Skills-Angeboten ist das wesentliche Prinzip vom Future-Triplex. Studierende bestimmen selbst, welche Schwerpunkte und Themen sie belegen wollen. Je nach ihren individuellen Bedürfnissen und Interessen können sie verschiedenen Angebote aus dem Future-Triplex zusammenstellen. Sie haben die Option, ein komplettes Qualifizierungsprogramm zu wählen und abzuschließen. Oder als Alternative können sie auch einzelne Angebote aus verschiedenen Programmen auswählen und belegen. Es besteht keine Verpflichtung, ein bestimmtes Programm abzuschließen. Unser Ziel ist es, eine breite Palette von Optionen anzubieten und das selbstbestimmte Lernen zu fördern. Darüber hinaus setzen die Angebote keine Vorkenntnisse voraus.

Die Abbildung 5 veranschaulicht die freie Wählbarkeit vom Future-Triplex anhand von zwei Beispielen. Eine Studierende A belegt komplett das Qualifizierungsprogramm MC4Data, da sie beispielsweise ihr Kom­pe­tenz­profil zu Data Analytics gezielt verstärken und ein Micro-Credential als Abschlussbestätigung erhalten möchte. Ein anderer Studierender B sucht nach seinen Lernbedürfnissen aus den drei Programmen die The­men aus, die für sein Kompetenzprofil passend sind, beispielsweise vier Angebote von Future Skills-Weeks, drei Angebote von DigKom@OHM und drei Angebote von MC4Data. Diese Zugänglichkeit erleichtert den Einstieg für alle Studierenden und trägt dazu bei, eine Lernumgebung zu schaffen, in der alle die Möglichkeit haben, Themen frei zu wählen, neue Kompetenzen zu erwerben und sich weiterzuentwickeln.

Abbildung 5 Die freie Wählbarkeit als das wesentliche Prinzip vom Future-Triplex

[Quelle: eigene Darstellung]

Das dritte Prinzip bezieht sich auf die Flexibilisierung des Lernwegs und Flexibilität der Future Skills-Angebote, vor allem die zeitliche Gestaltung der Lernangebote sowie Lehr- und Lernformate. Die Angebote der drei Qualifizierungsprogramme finden nicht nur innerhalb des Semesters statt, sondern auch in vorlesungsfreien Zeiten und am Wochenende. Die verschiedenen Lehr- und Lernformate, darunter Workshops, Seminare und Lehrveranstaltungen im Modul für allgemeinwissenschaftliche Wahl­pflichtfächer, werden flexible online, in Präsenz oder hybrid angeboten.

Die Aktualität ist ein grundlegendes Prinzip des Future-Triplex. Alle drei Programme befinden sich in einem kontinuierlichen und dyna­mischen Entwicklungsprozess. Basierend auf der Evaluation einzelner Angebote und dem Feedback aus Abschlussworkshops mit den Teil­neh­menden wird individuell entschieden, ob neue Angebote hinzugefügt oder bestimmte bestehende Angebote ersetzt werden. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die Inhalte und Themen aktuell und relevant bleiben.

Da sich Future Skills auf Kompetenzen beziehen, die in den nächsten fünf Jahren im Berufsleben an Bedeutung gewinnen (Stifterverband & McKinsey, 2021), ist es entscheidend, Future Skills praxisorientiert zu vermitteln. Eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen und Praxis­partnerinnen und Praxispartnern ist für die effektive Vermittlung von Future Skills unbedingt notwendig. Weitere relevante Prinzipien des Future-Triplex sind daher die Praxisnähe und Transdisziplinarität. Um eine enge Verbindung zur Praxis herzustellen, werden die Angebote in der Regel von externen Fachexpertinnen und Fachexperten aus den Partnerunternehmen geleitet. Die Zusammenarbeit von Studierenden mit externen Praxispartnerinnen und Praxispartnern zeichnet sich durch Transdisziplinarität aus (Barth, 2021; Schäfer, 2013). Diese Zusammen­arbeit ermöglicht es den Studierenden, von den Erfahrungen und Best-Practices der externen Partnerinnen und Praxispartner zu profitieren und einen umfassenden Einblick in die Kompetenzen zu erhalten, die der Arbeitsmarkt erfordert.

5 Erfahrungswerte und Herausforderungen

Bei der Konzeption, Entwicklung und Umsetzung des Future-Triplex können folgende Erfahrungen bzw. Lessons Learned gesammelt werden, insbesondere im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Praxispartnerinnen und Praxispartnern, den kontinuierlichen Ent­wick­lungs­prozess, die Verankerung in Curricula sowie die einheitliche Heran­gehensweise an Future Skills auf strategischer und operativer Hoch­schul­ebene.



Zusammenarbeit mit Unternehmen und Praxispartnerinnen und Praxispartnern

Die Kooperationen können auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Auf einem niedrigen Kooperationsgrad bieten Unternehmen gelegentliche Future-Skills-Workshops an, beispielsweise beim Future Skills-Weeks-Programm. Auf einer höheren Kooperationsebene sind Unternehmen aktiv in die Konzeption, Durchführung und Evaluation der Angebote eingebunden, wie beispielsweise beim MC4Data-Programm. Hierzu erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen, um Inhalte einzelner MC4Data-Angebote zu konzipieren, an den Bedürfnissen der Industrie gezielt auszurichten, Lehrpläne zu erstellen und Teilnehmende gemeinsam zu begleiten.

Die Zusammenarbeit mit Unternehmen im Rahmen von Future-Triplex bietet zahlreiche Vorteile bei der Entwicklung von Future-Skills-Angeboten für Studierende. Erstens ermöglicht die Zusammenarbeit einen direkten Einblick in die Anforderungen und Trends des Arbeits­marktes. Unternehmen sind oft an der Spitze neuer Entwicklungen und Technologien und können daher wertvolle Einblicke in die Kompetenzen bieten, die Fachkräfte zukünftig benötigen. Durch die Einbindung von Praxispartnerinnen und Praxispartnern können die Angebote praxis­orientiert so gestaltet werden, dass sie den realen Herausforderungen und Anforderungen des Arbeitslebens entsprechen. Dies erhöht die Relevanz und Nützlichkeit der Angebote für die Studierenden und ver­bessert ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Zweitens bieten Unter­neh­men oft Ressourcen und Expertise, die für die Entwicklung hochwertiger Angebote erforderlich sind. Dies kann die Bereitstellung von Fachwissen oder die Bereitstellung von Räumlichkeiten und Technologie umfassen. Durch die stärke Einbindung mit Unternehmen kann sichergestellt werden, dass Future-Skills-Angebote auf dem neuesten Stand sind und den Bedürfnissen der Studierenden entsprechen.

Die Zusammenarbeit bietet jedoch auch Herausforderungen. Die Ab­stimmung und Kommunikation zwischen Hochschule und Unternehmen kann aufgrund unterschiedlicher Arbeitskulturen, Zeitpläne und Prio­ritäten herausfordernd sein. Die Erwartungen und Bedürfnisse der Praxis­partnerinnen und Praxispartner müssen klar definiert und berücksichtigt werden, während gleichzeitig die akademischen Standards und Lernziele der Angebote im Hochschulkontext eingehalten werden müssen. Eine kontinuierliche Kommunikation und ein effektives Be­zieh­ungs­mana­ge­ment sind daher von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit erfolgreich ist und die Ziele für die Zusammenarbeit erreicht werden.



Anspruch auf kontinuierliche Entwicklung und bedarfsgerechte Anpassung des Future-Triplex

Die kontinuierliche Anpassung und Entwicklung der Future-Skills-Programme ist unverzichtbar, um den sich ständig verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes und der Technologien gerecht zu werden. Durch die rasche Entwicklung von Technologien wie KI ändern sich auch die erforderlichen Zukunftskompetenzen schnell. Daher müssen die Future-Skills-Programme regelmäßig angepasst werden, um sicher­zustellen, dass sie relevant bleiben und den aktuellen Bedürfnissen der Studierenden und des Arbeitsmarktes entsprechen. Eine der Heraus­forderungen dabei besteht darin, dass die kontinuierliche Entwicklung neuer Angebote mit einem hohen Zeitaufwand sowie finanziellen und personellen Ressourcen verbunden sind. Es erfordert daher eine sorg­fältige Planung und Priorisierung, damit die Programme effektiv und effizient entwickelt werden können.



Verankerung in Curricula

Die Unterstützungsangebote von Future-Triplex werden auf unterschiedliche Art und Weise in die Curricula integriert:

  • Erstens, als Allgemeinwissenschaftliche Wahlpflichtfächer (kurz AWPF): Angebote im DigKom@OHM-Programm werden zum Teil als AWPF im Allgemeinwissenschaftlichen Modul angeboten. Diese DigKom-Fächer sind fakultätsübergreifende Lehrveranstaltungen und werden mit jeweils zwei ECTS gemäß den jeweiligen Prüfungsordnungen aner­kannt. Das AWPF-Modul ist obligatorisch in vielen Bachelor- und einigen Masterstudiengängen der Hochschule. Die Anzahl der festgelegten ECTS-Punkte für das gesamte Modul variiert je nach Studiengang zwischen zwei und sechs ECTS. In einem Studiengang bilden auch allgemeinwissenschaftliche und fachwissenschaftliche Wahlpflichtfächer ein größeres gemeinsames Modul mit 20 ECTS.
  • Zweitens, als Bestandteil eines Pflichtmoduls bestimmter Studien­gänge: Workshops der Future Skills-Weeks werden beispielsweise im Modul Überfachliche Schlüsselkompetenzen des Bachelorstudiengangs Angewandte Chemie angerechnet. Dieses Modul befindet sich im ersten Studienabschnitt (1.-3. Semester), umfasst zwei ECTS und legt den Fokus explizit auf die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen als Lernziele.
  • Drittens, als Bestandteil des Wahlpflichtmoduls bestimmter Studien­gänge: Ausgewählte Workshops aus den Programmen DigKom@OHM und MC4Data werden beispielsweise im Modul Future Skills des Master­studiengangs Chemieingenieurwesen und Energie­verfahrens­technik angerechnet. Dieses Modul umfasst fünf ECTS und behandelt Themen rund um relevante Kompetenzen für die berufliche Zukunft der Masterstudierenden, wie zum Beispiel Agiles Lernen im Unter­nehmenskontext und Teamführung.

Die Integration von Unterstützungsangeboten in die Curricula stellt eine Herausforderung dar. Derzeit werden diese Angebote nicht in gleichem Umfang in allen Studiengängen der Hochschule integriert. Die Modul­struktur der Studiengänge ist unterschiedlich, zum Beispiel haben nicht alle Bachelorstudiengänge ein AWPF-Modul, oder verfügen nicht alle Studiengänge über Module zu Schlüsselkompetenzen bzw. Future Skills. Die Anrechnung von Future-Triplex erfolgt daher bilateral mit den jeweiligen Studiengangsleitungen bzw. -prüfungskommissionen. Dabei spielen die Flexibilität der Curriculumsgestaltung und die spezifischen Anforderungen der Studiengänge eine bedeutende Rolle.



Teilnahme und Motivation von Studierenden

Die Angebote von Future-Triplex sind frei wählbar. Studierende können einzelne Angebote auswählen oder sich für ein Gesamtprogramm wie DigKom@OHM oder MC4Data entscheiden. Es besteht keine Ver­pflichtung, ein Programm abzuschließen. Erfahrungsgemäß nimmt ein Großteil der Studierenden an den Angeboten als freiwillige Zusatzleistung teil, ohne dass die ECTS-Punkte der Hauptanreiz sind. Basierend auf Evaluationen einzelner Angebote und qualitativen Feedbackrunden mit Teilnehmenden wurde analysiert, welche Faktoren für die Studierenden einen Mehrwert darstellen und sie zur Teilnahme am Future-Triplex motivieren. Die Ergebnisse zeigen, dass aktuelle und praxisorientierte Themen der Future Skills, flexible Zeiträume auch außerhalb der Vor­lesungszeit sowie die Möglichkeit, Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen und sich mit Studierenden anderer Fachrichtungen interdisziplinär zu vernetzen, entscheidende Motivationsfaktoren sind. Empfehlungen von Lehrenden, Fakultäten oder Studiengangsleitungen sind ebenfalls relevante Einflussfaktoren für die Beteiligung der Studierenden.



Kritische Einordnung des Future-Triplex

Die drei Programme des Future-Triplex ergänzen sich schematisch und bieten den Studierenden eine vielseitige Auswahl an Future-Skills-Themen. In Abbildung 6 werden die Programme anhand von den zwei Dimensionen, nämlich dem Programmaufbau und der Themen­spezia­lisierung, gegenübergestellt.

Abbildung 6 Zusammenstellung der drei Programme des Future-Triplex anhand der zwei Dimensionen Programmaufbau und Themenspezialisierung

[Quelle: eigene Darstellung]

Die Besonderheiten von Future Skills-Weeks liegen in den breit gefächer­ten Themen zur Auswahl sowie im flexiblen und offenen Programm­aufbau. Diese Breite und Offenheit ermöglicht den Studierenden, ein breites Spektrum an Future Skills kennenzulernen und auszuprobieren sowie erste Einblicke in einzelnen Themen zu gewinnen. Eine Beschränk­ung besteht darin, dass die Themen in der Regel auf Grundlagenniveau bleiben. Eine Vertiefung in einzelne Themen ist oft limitiert. Bei der Be­treuung dominiert die Beratung, welche Bereiche und welche Angebote für jeweilige Interessierte sinnvoll sind. Im Gegensatz dazu ist MC4Data gut strukturiert und modular aufgebaut, was eine inhaltliche Vertiefung und eine bessere Betreuung der Studierenden ermöglicht. Da die Spe­zialisierung sich auf das Thema Data Literacy beschränkt, ist hier nur eine weniger breite Auseinandersetzung mit Future-Skills-Themen möglich.



Einheitliche Herangehensweise an Future Skills auf strategischer und operativer Ebene

Derzeit werden an der TH Nürnberg sowohl das Future-Triplex als Unterstützungsmaßnahme für Studierende als auch die Curriculums­werkstatt als Unterstützungsmaßnahme für Lehrende und Fakultäten angeboten. Letztere hilft Lehrenden und Studiengängen dabei, die Curricula zu entwickeln und ausgewählte Future-Skills-Themen in das Curriculum einzubinden. Die Vorteile dieser beiden Maßnahmen liegen darin, dass das Thema Future Skills dadurch für mehrere Zielgruppen (Studierende, Lehrende) an der Hochschule etabliert wird. Allerdings bestehen Herausforderungen darin, dass beide Maßnahmen einheitlich und konsistent durchgeführt werden müssen, um Future Skills syste­matisch und strukturiert zu verankern. Darüber hinaus ist eine Future-Skills-Strategie auf Hochschulebene nötig, um eine einheitliche Herangehensweise zur Implementierung von Future Skills auf strategischer und operativer Ebene zu gewährleisten.

6 Fazit und Ausblick

Mit dem Future-Triplex, also den drei Qualifizierungsprogrammen Future Skills-Weeks, DigKom@OHM und MC4Data, strebt die TH Nürnberg an, Future Skills von Studierenden gezielt zu fördern und die Persönlichkeitsentwicklung sowie die Selbstlernkompetenz in Bezug auf lebenslanges Lernen zu stärken. Abgeleitet von diesen Zielen wurden Prinzipien für die Umsetzung von Future-Skills-Angeboten festgelegt. Dazu gehören die Interdisziplinarität, freie Wählbarkeit, Flexibilität, Aktualität, Praxisnähe und Transdisziplinarität. Diese Prinzipien dienen als Erfolgsfaktoren für das Future-Triplex.

Das Konzept des Future-Triplex sowie die Herangehensweise zur Implementierung von Future-Skills-Angeboten an der TH Nürnberg können auf andere Hochschulen transferierbar sein. Wichtig dabei ist, dass Hochschulen ihre eigenen Zielsetzungen, Strategien und Taktiken einheitlich und angepasst an den jeweiligen Kontext der Hochschulen festlegen, damit die Implementierung sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene nachhaltig und wirkungsvoll stattfinden kann.



DIE AUTORIN

Thu Van Le Thi ist bei der zentralen Einrichtung Lehr- und Kompetenz­entwicklung (LeKo) der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm tätig. Ihre Schwerpunkte liegen insbesondere auf der Kompetenz­entwicklung, Future Skills, Digitalkompetenz, Data Literacy und Micro-Credentials. Sie entwickelt das Konzept Future-Triplex und implementiert fakultätsübergreifende Qualifizierungsprogramme für Studierende, unter anderem das Hoch­schulzertifikat Digitale Kompetenzen (DigKom@OHM), das Micro-Credential-Programm für Data Analytics (MC4Data) und Future Skills-Weeks. Von 2017 bis 2020 war sie Koordinatorin für Schlüsselkompetenzen und betreute Angebote zu Schlüsselkompetenzen, Lerntutorenqualifizierung sowie das SK_Plus-Programm für Lehrende zur Integration von Schlüsselkompetenzen in die Lehre. Sie hat zuvor ihr Diplomstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg absolviert.

Website: https://www.th-nuernberg.de/person/le-thi-thu-van LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/thuvanlethi



LITERATURVERZEICHNIS

Barth, M. (2021). Bildung für nachhaltige Entwicklung. In T. Schmohl & T. Philipp (Hrsg.), Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hochschulbildung: Lehre und Forschung 1 (S. 35–45). transcript. https://www.pedocs.de/volltexte/2021/23619/pdf/Handbuch_Transdisziplinaere_Didaktik_2021.pdf. Abgerufen am 10.03.2024.

Europäische Union (2022). Empfehlung des EU-Rates über einen europäischen Ansatz für Microcredentials für lebenslanges Lernen und Beschäftigungsfähigkeit. https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-9790-2022-INIT/de/pdf. Abgerufen am 10.03.2024.

HRK Modus (2023). Microcredentials an Hochschulen – strategische Entwicklung und Qualitätssicherung. Ergebnisse der Zukunftswerkstatt Microcredentials. https://www.hrk-modus.de/media/redaktion/Downloads/Publikationen/MODUS/Ergebnisse_der_ZW_Microcredentials_WEB_01.pdf. Abgerufen am 10.03.2024.

Le Thi, T. V. (2023). Flexibel, kompakt, kompetenzorientiert – Micro-Credential als Format für Data Literacy Education am Beispiel des MC4Data-Qualifizierungsprogramms der TH Nürnberg. In H. Koch & S. Sievers (Hrsg.), Datenkompetent – Beispielhafte Lehrformate und -strategien für die Data Literacy Education an deutschen Hochschulen. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.8375336. https://www.datenkompetent.org. Abgerufen am 10.03.2024.

Le Thi, T. V. (2024, im Druck). Selbstlernkompetenzen: auf dem Weg zur Selbstbestimmung und Vernetzung. In S. Dippelhofer, W. Matthes, S. Salzmann & S. Schork (Hrsg.), Future Skills an Hochschulen: Ein Spannungsfeld? Konzepte, Erwartungen und Praxisbeispiele in Studium und Lehre. Beltz Juventa.

Schäfer, M. (2013). Inter- und transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung – Innovation durch Integration?. In J. Rückert-John (Hrsg.), Soziale Innovation und Nachhaltigkeit. Innovation und Gesellschaft. Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18974-1_10. Abgerufen am 10.03.2024.

Stifterverband & McKinsey (2021). Future Skills 2021, 21 Kompetenzen für eine Welt im Wandel. Diskussionspapier Nr. 3. https://www.stifterverband.org/medien/future-skills-2021. Abgerufen am 10.03.2024.

Vuorikari, R., Kluzer, S. & Punie, Y. (2022). DigComp 2.2: The Digital Competence Framework for Citizens – With new examples of knowledge, skills and attitudes. Publications Office of the European Union. doi:10.2760/115376, JRC128415.







04 · DIE PARTIZIPATIVE ENTWICKLUNG VON LEHRVERANSTALTUNGEN ZU SELBSTMANAGEMENT ⸺

ANNE SCHWEIZER Hochschule Emden/Leer

Im von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Pro­jekt Future Skills.Applied leitet die Autorin an der Hochschule Emden/Leer das Teilprojekt Studentische Kompetenzen / Future Skills in der Lehre. Ziel ist, eine Lehrveranstaltung zu entwerfen und zu testen, die Future Skills wie Digitale Resilienz, Selbstmanagement und Gesundheits­för­de­rung vermittelt. Die Inhalte werden mit Studierendengruppen entwickelt. Dieser Beitrag gibt Einblicke in zentrale Ergebnisse aus zwei Semestern der Lehrprojekte Future Skills.Applied, mit Fokus auf einem Lehrkonzept für Mindfulness in einem Online-Setting, entwickelt durch Erfahrungen und die Bedarfe aus der Zusammenarbeit mit den Studierendengruppen.



1 Einleitung

Angezogen von der Begrifflichkeit Future Skills fanden sich Studie­ren­den­gruppen sowohl im Sommersemester 2022 (Gruppe 1, acht Studie­rende) sowie im Wintersemester 2022/2023 (Gruppe 2, 23 Studierende) zusammen, um sich in Teams intensiv mit der zentralen Fragestellung auseinanderzusetzen, welche Skills sie zukünftig benötigen, um Heraus­forderungen in ihrem Studium und in ihrem privaten Leben meistern zu können, und wie diese Skills erworben werden können. Basierend auf dem noch immer im Kontext von Digitalisierung und Veränderung zitierten, jedoch mehr und mehr als veraltet geltenden VUCA-Modells, welches als Basis für die Weiterentwicklung BANI des US-amerikanischen Zukunfts­forschers und Autors Jamais Cascio gilt, wurden die Studierenden in ihrer aktuellen Lebenswirklichkeit in der Post-Corona-Zeit abgeholt. Als BANI, also als brüchig, ängstlich, nicht linear und unfassbar (brittle, anxious, non-linear und incomprehensible) beschrieben wurde die Welt im April 2020 erstmals im Artikel Facing the Age of Chaos auf der öffentlich zugänglichen Blog-Plattform Medium beschrieben (Cascio, 2020).

Ausgehend vom Kompetenzbegriff nach Heyse und Erpenbeck (Heyse & Erpenbeck, 2007) wurde die Begrifflichkeit Future Skills von den Dozie­renden und den Studierenden kritisch hinterfragt und Literatur (Ehlers, 2020) (Spiegel, Pechstein, Grüneberg, Ternès von Hattburg, Schleicher & Sattelberger, 2021) dazu gemeinsam diskutiert. Mit einem konstant auf Ressourcen orientierten Fokus wurden in beiden Projektgruppen insbe­son­dere (Future) Skills der Schwerpunkte Digitale Resilienz, Selbst­management sowie Gesundheitsförderung betrachtet. In beiden Gruppen gab es mehrere sogenannte Input-Sessions durch das Dozierenden- beziehungsweise Projektteam und die Gelegenheit, das Gehörte im Selbststudium bis hin zur Ermutigung von Selbsterfahrung zu vertiefen. Erst nachdem somit ein entsprechendes Fundament zum Themenbereich Future Skills vorhanden war, wurden die Studierenden in die Konzeptions- und Gestaltungsarbeit eingebunden. Das Ziel beider Studierenden­gruppen bestand darin, dass sie Theoretische Inhalte für eine spätere Future-Skills-Lehrveranstaltung entwickeln sollten sowie praktische Übungen, Hausaufgaben und weitere geeignete Methoden zur persönlichen Vertiefung.



2 Konzeption der Lehrveranstaltung Future Skills mit Studierendengruppe 1, Methode Design Sprint Framework

Die Gruppe 1 entwickelte mithilfe des Design Sprint Frameworks (Knapp, 2026) sowie Interviews mit Studierenden aus ihrer fachlichen Peer-Group, mit Studierenden und Lehrenden unterschiedlicher Fachbereiche der Hochschule Emden/Leer sowie durch angeleitete Reflexionen des eigenen Verhaltens in Lernphasen vorheriger Semester vor Prüfungen Konzepte zur Vermittlung der zum Gesamtrahmen passenden Future Skills. Hierbei war die Zielsetzung, Skills zu wählen, welche für die näch­sten drei Jahre sinnvoll vermittelt werden können.

Das in Knapp, Zeratsky, Kowitz & Braun, 2016 ausführlich vorgestellte Design Sprint Framework ist eine strukturierte Methode zur Entwicklung und Validierung von Ideen in kurzer Zeit. Es ermöglicht Teams, komplexe Probleme schnell zu verstehen, Lösungsansätze zu entwerfen, Prototypen zu entwickeln und diese durch Benutzertests zu validieren.

Zur Bedarfserhebung wurden unter anderem Interviews, jeweils mit Stu­die­renden der unterschiedlichen Fachbereiche der Hochschule Emden/Leer geführt, also insgesamt vier Interviews. Zudem wurde mit zwei Lehrenden der Hochschule, die bereits Future Skills adäquate Inhalte in ihrer Lehre unterrichten, gesprochen.

Für die Eigenbeobachtung erhielten die Studierenden Input und Anre­gungen von den Dozierenden. Es standen zur Wahl unter anderem täg­liche kurze Meditation wie auch die Social-Media-Nutzung zu dokumen­tieren oder eine spezielle Dokumentation zu schauen und sich mit den Inhalten anhand von Leitfragen auseinanderzusetzen.

Die Studierenden sollten wählen und die Erfahrungen für sich dokumen­tieren. Als Studienleistung sollten die Studierenden abschließend einen der drei bereits im Projektantrag als im Projekt zu adressierenden großen Schwerpunktbereiche Digitale Resilienz, Selbstmanagement oder Ge­sund­heitsförderung auswählen und ein Konzept für die Vermittlung in zwei bis drei Unterrichtseinheiten ausarbeiten. In einer begleitenden schriftlichen Ausarbeitung erläuterten die Studierenden das Konzept, die Lehrinhalte, die jeweiligen Lehr- und Lernmittel sowie die von ihnen zur Vertiefung der Inhalte geplanten optionalen Hausaufgaben.

In den Abbildungen 1 – 5 auf den Seiten 4 und 5 sind Ausschnitte aus den Präsentationen zweier Studierender dargestellt. Abbildung 1 stellt die erste Arbeitsphase einer Studierenden dar, ein sogenanntes Sketch, in welchem die Studierende ihre Leitfragen für die nächsten Schritte illustriert hat. In Abbildung 2 ist der sehr grobe Ablauf eines zeitlichen Ablaufs einer Unterrichtseinheit (Plenum, Einzelarbeit, Gruppenarbeit) zum Beispiel Growth Mindset dargestellt.

Eine andere Studierende hat sich dem Thema Unterrichtsinhalte und Gestaltung mittels einer sogenannten Persona-Bildung genähert. Inspi­riert durch die Interviews mit anderen Studierenden hat sie die Persona Lisa, 22 Jahre alt, Studentin Maschinenbau, samt Herausforderungen illustriert. Auch diese Studierende hat im weiteren Verlauf des Projekts Unterrichtseinheiten skizziert, welche sich an den Herausforderungen der gewählten Persona orientieren. Hier wurden insbesondere die Aspekte Stressbewältigung und Angst vor Prüfungen adressiert.

Abbildung 1 Übersicht der Ideen-Phase. Skizze in Anlehnung an das Ergebnis der Studierenden H. aus Gruppe 1.

[Quelle: eigene Darstellung]

Abbildung 2 Zeitlicher Ablauf einer Unterrichtseinheit. Skizze in Anlehnung an das Ergebnis der Stu­dierenden H. aus Gruppe 1.

[Quelle: eigene Darstellung]

Abbildung 3 Persona für das Konzept einer Studierenden als Teil der Zielgruppe für die Lehrveranstal­tung. Skizze in Anlehnung an das Ergebnis der Studierenden J. aus Gruppe 1.

[Quelle: eigene Darstellung]



3 Konzeption der Lehrveranstaltung Future Skills mit Studierendengruppe 2, Methode 6 Denk-Hüte

Gruppe 2 setzte sich im darauffolgenden Semester mit den vorhandenen Ergebnissen der Gruppe 1 auseinander und hatte die Aufgabe, basierend auf einer erneuten Analyse der Bedarfe in der Studierendenschaft Lehr- und Lernmaterial zu entwickeln sowie etwaige Lücken des vorhandenen Lehrmaterials zu schließen.

Statt des Design Sprint Framework wurde in dieser Gruppe mit der Krea­tivitätsmethode Die 6-Denk-Hüte nach Edward De Bono (De Bono, 2005) gearbeitet.

Die Abbildungen 4 – 6 zeigen verschiedene Ausschnitte aus dem Arbeits­prozess mit der Gruppe 2.

In Abbildung 4 sind die Ergebnisse einer 90-minütigen Arbeitseinheit mit Studierenden zusammengefasst. Die Studierenden hatten die Aufgabe, sich unter verschiedenen Leitfragen (zum Beispiel: »was ist gut«, »was ist schlecht«, »wie könnte das Thema weiterentwickelt werden« etc.) zum vorgestellten Input zur Lehreinheit Gesundheitsförderung zu äußern. Die Äußerungen wurden je nach Frage auf andersfarbigen Post-its auf einem digitalen Kollaborationsboard festgehalten. Ziel war, eine Weiterentwicklung des vorhandenen Konzepts zu erzielen durch weitere Inputs und Ideen der Studierendengruppe.

Abbildung 4 6-Denk-Hüte-Methode zum Thema Gesundheitsförderung Miro-Board, Aufgabe für Gruppe 2.

[Quelle: eigener Screenshot]

Abbildung 5 Voting: »Welche Themen haltet ihr für zukünftige Studierende für besonders bedeut­sam?«, Miro-Board, Aufgabe für Gruppe 2.

[Quelle: eigener Screenshot]

Abbildung 6 Teilung der Groß-Gruppe 2 in drei Teilgruppen; je Gruppe hier Arbeitsbereiche und Aufgabenklärung (Gruppe 2).

[Quelle: eigener Screenshot]



Als Prüfungsleistung erarbeiteten die Studierenden in drei einzelnen Teams jeweils einen Semesterablaufplan zur Vermittlung des Arbeits­themas. Team 1 arbeitete an einem Plan für Inhalte im Bereich Digitale Resilienz, Team 2 am Selbstmanagement, Team 3 an der Gesundheitsför­de­rung (siehe Abbildung 6).

Der Plan umfasste jeweils ausführliche PowerPoint-Unterrichtspräsenta­tions­folien, Hausaufgaben, anknüpfende Aktivierungen und Tipps zur Einbindung der Hausaufgaben für die Folgewoche sowie aktivierende Elemente wie zum Beispiel Teamaufgaben für die Unterrichtsgestaltung. Die Studierenden stellten ihre Semesterablaufpläne in einer interaktiven Präsentation am Semesterende vor.

Die Bewertungskriterien wurden den Studierenden im Vorfeld trans­parent gemacht; hier waren zum Beispiel die inhaltlich schlüssige Argumentation, der didaktische Aufbau und die Berücksichtigung beziehungsweise der Einsatz unterschiedlicher Settings wie Inverted Classroom/Frontalinput/Gruppenarbeiten und Einzelarbeit relevant.



4 Vertiefung zur Vermittlung von Achtsamkeit in der Spezial-Online-Lehrveranstaltung Mindful­ness & Self Compassion

Bereits mit Gruppe 1 wurde intensiv über verschiedenste Skills im The­men­komplex Digitale Resilienz gearbeitet und diskutiert. Neben Kompe­tenzen wie der Digitalkompetenz, welche stark in den Bereich Datenkom­pe­tenz/Data Literacy reicht, wurde auch über Selbstwirksamkeit und Salutogenese¹ gearbeitet; Achtsamkeitsübungen bis hin zur Meditation wurden durch die Lehrenden in kurzen Impulsen vermittelt. Die Studie­renden bekräftigten den Bedarf, nach einer vertieften Auseinanderset­zung mit den Aspekten Stress und Entspannung sowie insgesamt der Stressbewältigung durch Meditation. In Anlehnung an das achtwöchige Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Programm MBSR nach Jon Kabat-Zinn (Kabat-Zinn, 2013) sowie das Programm Mindful Self Compassion MSC (Germer & Neff, 2021) entwickelte die Autorin als ausgebildete Achtsamkeits-, Meditations- und Yogalehrerin ein Programm zur Ver­mitt­lung von Mindfulness & Self Compassion in einem semester­begleitenden Online-Format für Studierende.

Der Kurs wurde erstmals im Rahmen des fachbereichsübergreifenden Studium generale an der Hochschule Emden/Leer im Wintersemester 2023/24 unter dem Titel Mindfulness & Self Compassion angeboten, da der Wunsch nach Wissen um Meditationserfahrung im Kontext von Ent­span­nung und Stressmanagement deutlich an die Dozentin kommuniziert wurde.

Die insgesamt elf Online-Sessions umfassen folgende Inhalte:

Achtsamkeit Grundlagen: Leitfrage: Was ist Achtsamkeit? Theorie, Defi­nition gemäß Jon Kabat-Zinn, Meditationspraxis Atemmeditation. An­leitung geeigneter Körperhaltung für die Meditation mit dem Fokus auf individuelle Gegebenheiten.

Stress Grundlagen: Stress, Stressmodell und Methoden zur Entspannung (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga etc.).

Gefühle und Gedanken: Theorie und Input zur Wahrnehmung und Unter­scheidung von Gefühlen, Gedanken, Bedürfnissen, Wünschen. Reflexion von Gedankenmustern, Stressoren durch Gedankenkreisen. Vermittlung von Methoden wie STOP in allgemeinen Stress-Situationen. Meditation: Gedanken und Gefühlen beobachten, wahrnehmen.

Stress im Studienalltag: Identifikation von Stress im Studienalltag, insbe­sondere in Prüfungsphasen; Austausch in Gruppen zu bisher bekannten und angewendeten Strategien zum Umgang mit Stress und Belastungen in Prüfungsphasen; Sammlung und individuelle Reflexion in Vorbereitung auf die kommenden Prüfungsphasen.

Gewaltfreie Kommunikation (M. Rosenberg) und Achtsamkeit: Grund­konzept der GFK; Übung in Kleingruppen in der Anwendung von Feed­back und der Äußerung von Bedürfnissen und Wünschen anhand vorge­gebener Szenarien; individuelle Reflexion des eigenen Konfliktverhaltens und Ermutigung zur Anwendung von Methoden der GFK.

Aktive Köperübungen: Vermittlung Zusammenhang Stress, Stress­hormo­ne und deren möglicher Abbau durch Sport/Bewegung etc. Reflexion zur eigenen körperlichen Bewegung; Aufgabe für die Woche besteht darin, die körperliche Bewegung – wenn möglich – zu erhöhen und sich und das allgemeine Wohlbefinden zu beobachten.

Verschiedenste Meditationstechniken: Neben der seit Session 1 vermitt­elten und geübten Atemmediation werden Meditationstechniken der Visualisierung und Fokus auf Objekte (ein Quadrat vorstellen / mit dem Atem verbinden) vorgestellt und ausprobiert. Unterschied zwischen formaler und informeller Meditationspraxis (informell Fokus auf Session zu Achtsamkeit im Alltag/Studienalltag).

Achtsamkeit im Alltag/Studienalltag: Vertiefung des bisher Gelernten und Ermutigung dazu, Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren in Form von informeller Praxis (beim Busfahren; beim Gehen etc.).

Umgang mit herausfordernden Gefühlen: Anwendung von Übungen aus dem Programm Mindful Self Compassion (Achtsames Selbstmitgefühl), informelle Praxis des Umgangs mit herausfordernden Gefühlen insbe­son­dere im Studium – Reflexion der Übung in Triade.

Achtsames Selbstmitgefühl: Praxis des achtsamen Selbstmitgefühls. Hilfreich für die Motivation zum Beispiel in Lern- und Prüfungsphasen (Vorstellung von Studien) und praktische Übung von Selbstmitgefühl durch freundliche Gedanken und weitere Übungen.

Integration und Abschluss in mindestens einer Session; Präsenztreffen und die Möglichkeit, jederzeit mit der Dozentin in Kontakt zu treten ist gegeben. Zudem werden wöchentlich passende Hausaufgaben und Im­pulse in dem Online-Lehrsystem Moodle bereitgestellt.



Begleitend erhielten die Studierenden ein Workbook im PDF-Format, wel­ches zentrale Definitionen von Achtsamkeit, die Haltung der Acht­sam­keit, verschiedenste Übungen als Anleitung, Tipps bei Herausforde­rungen mit der Achtsamkeitspraxis sowie eine umfangreiche Liste an Literatur zur individuellen Vertiefung umfasst.

Im Semester wurden zwei bis drei Präsenztreffen an der Hochschule an­ge­boten, um gemeinsam mit der Dozentin an der Hochschule zu medi­tie­ren. Zudem sollen die Studierenden erleben, dass sie sich untereinander als Ressource in ihrer Achtsamkeitspraxis begreifen und vernetzen kön­nen. Hierzu werden Termine in der Mittagspause angeboten, da diese Pause in allen Fachbereichen und in allen Studiengängen zur gleichen Zeit stattfindet.

Die Studierenden können eine Studienleistung in dem Kurs erwerben. Hier­für gelten folgende Bedingungen: Neben der verpflichtenden Teil­nahme an den Online-Treffen sind die Studierenden dazu angehalten, wöchentlich eine Art Journal beziehungsweise eine Form der Dokumen­tation zu führen und darin die Erfahrungen aus den Online-Sessions und wöchentlichen Hausaufgaben zu reflektieren. Diese Dokumentation wird beim letzten gemeinsamen Präsenz-Treffen in einem direkten Gespräch mit der Dozentin gezeigt. Zudem können in dem Einzelgespräch noch offene Fragen zur Meditationspraxis oder zu weiteren Themen, die von den Studierenden gestellt werden, geklärt werden. Es ist geplant, den Erfolg des Lehrangebots nach drei Semestern zu bewerten.



5 Selbstverantwortung als zentrales Skill der Lehr­veranstaltung Future Skills (Langtitel: Mastering BANI by embodying your future (skills))

Die Skills, welche für die aktuelle und für die kommenden drei Jahre ab Veröffentlichung dieses Beitrags geltende Lehrveranstaltung mit dem schlichten Titel Future Skills vermittelt werden und welche durch einen co-kreativen und kooperativen Ansatz gemeinsam mit Studierenden der Gruppen 1 und 2 ausgewählt wurden, orientieren sich an der Definition der Future Skills von Ehlers. Der Bezug zu den zu Beginn des Beitrags referenzierten Modellen VUCA und insbesondere zu BANI ist projekt­intern ebenfalls abgeleitet worden; wird an dieser Stelle nicht weiter vertieft.

Sie lauten zusammengefasst

  • Zukunfts- und Gestaltungskompetenz,
  • Digitalkompetenz,
  • Kommunikationskompetenz,
  • Reflexionskompetenz,
  • Ambiguitätskompetenz,
  • Mindfulness (siehe oberer Abschnitt),
  • Sensemaking und
  • Selbstwirksamkeit.



Die zentrale Überschrift, das zentrale Skill ist die Selbstverantwortung. Neben den einzelnen Skills zielt die Lehrveranstaltung Future Skills eben insbesondere auf den Erwerb von Selbstverantwortung ab. Neben den oben genannten Skills, welche mittels Inputs, Selbsterfahrungsimpulsen sowie Hausaufgaben und Team-Arbeiten vermittelt werden, gilt es, die Selbstverantwortung über den gesamten Semesterverlauf zu stärken.

Hierzu definieren die Studierenden ein eigenes Projekt, welches sie semester­begleitend umsetzen und über das sie ausführlich und ehrlich in einer Abschlusspräsentation berichten. Das entscheidende Auswahl­krite­rium für das Projekt lautet, dass es etwas ein soll, das sie schon lange vorhaben, sich aber aus verschiedensten Gründen nicht getraut haben (zum Beispiel eine Sportart lernen, für die sie Mut brauchen; einen Garten anlegen, obwohl sie keine Erfahrung mit Pflanzen haben; einen Business­plan schreiben, obwohl sie gar kein Unternehmen gründen wollen oder Ähnliches).



6 Zusammenfassung und Ausblick

Die Studierenden reagierten sehr positiv auf den partizipativen Ansatz, bei dem sie aktiv an der Auswahl der für die nächsten drei Jahre rele­vanten Future Skills mitwirkten, die dabei unterstützen sollen, ein Studium erfolgreich zu bewältigen. Dieser co-kreative und innovative Prozess ba­sierte auf einer präzisen Aufgabenstellung, die gemeinsam mit der Ziel­gruppe entwickelt wurde. Hierbei machten die Studierenden eigene Er­fahrungen, konnten Skills erwerben und brachten diese in die Konzeption ein. Zudem wurde durch die wissenschaftliche Begleitung eine solide theoretische Fundierung sichergestellt.

In jeder Projektgruppe gab es wesentlich mehr interessierte Studierende als verfügbare Plätze. Als Feedback in den Evaluationen wurde zum Bei­spiel auf die Frage »Was ist besonders gut gewesen?« geantwortet: (Recht­schreibung nicht korrigiert) »Dass die Studierenden so viel aktiv an der Vorlesung beteiligt wurden«, »Finde es super, dass man hier so viel Eigenverantwortung trägt« »Dass wir fast komplett selbstständig arbeiten können und Sie uns Hilfestellung leisten wo es nur geht. Ich habe durch dieses Modul sehr viele neue Skills kennenlernen dürfen!«, »Die Praxis­nahe Veranstaltung, selber etwas zu kreieren und planen, was später ver­wirklicht wird«, »Alternative Prüfungsmethoden, trotzdem viel gelernt«.

Ein wesentlicher Gewinn liegt nach Einschätzung der Autorin in der Au­then­tizität der Ergebnisse, da die Zielgruppe einer Lehrveranstaltung zum Thema Future Skills selbst an ihrer Entwicklung beteiligt war und damit auch Elemente bestimmt hat, die sie selbst für relevant und wichtig hält.

Gleichwohl ist durch die wissenschaftliche Begleitung sowohl einer Pro­fes­sorin als auch zweier wissenschaftlicher Mitarbeitender eine Rahmung beziehungsweise eine solide wissenschaftliche Fundierung gegeben. So wird sichergestellt, dass die Studierenden auch entsprechend wissen­schaft­lich fundierten und auf Wirksamkeit überprüften Input für die Ge­stal­tung der Beiträge zur Lehrveranstaltung verwenden. Eine feste Ver­ankerung der Veranstaltung im Rahmen des Emdener Studium generale ist geplant.



¹ Salutogenese ist ein Ansatz in der Gesundheitswissenschaft, der erforscht, wie Gesund­heit entsteht und erhalten bleibt. Geprägt von Aaron Antonovsky, fokussiert sich Saluto­genese auf die Ressourcen, die Gesundheit fördern, anstatt nur Krankheiten zu behandeln. Ein zentrales Element ist das Kohärenzgefühl, das beschreibt, wie eine Person das Leben als verstehbar, handhabbar und sinnvoll empfindet. Dies trägt dazu bei, besser mit Stress umzugehen und die Gesundheit zu stärken.



DIE AUTORIN

Prof. Dr. Anne Schweizer ist die Vizepräsidentin der Hochschule Emden/Leer und dort für das Ressort Digitalisierung und Kommunikation zuständig. Sie forscht am Fachbereich Wirtschaft im Themenkomplex Purpose von Mitarbeitenden, Purpose-Unternehmen, New Work, Verantwortungs­eigentum und alternative Unternehmensformen sowie Future Skills mit dem Schwerpunkt auf Resilienz im Kontext von Digitalisierung und Veränderung. Anne Schweizer ist zudem ausgebildete Meditations- und Achtsamkeits­lehrerin und unterrichtet darin auch Studierende an der Hochschule. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Prof. Dr. Marco Rimkus ist sie Gründerin des Instituts tribe m. – institut für mindfulness & purpose.

Kontakt: anne.schweizer@hs-emden-leer.de



LITERATURVERZEICHNIS

Cascio, J. (2020, 29. April). Facing the Age of Chaos. Medium. https://medium.com/@cascio/facing-the-age-of-chaos-b00687b1f51d, Abgerufen am 25.06.2024.

De Bono, E. (2005). De Bonos neue Denkschule: Kreativer denken, effektiver arbeiten, mehr erreichen. mvg Verlag.

Ehlers, U.-D. (2020). Future Skills, Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft. Springer VS

Germer, C. & Neff, K. (2021). Achtsames Selbstmitgefühl unterrichten. Arbor Verlag.

Heyse, V. & Erpenbeck, J. (Hrsg.). (2007). Kompetenzmanagement: Methoden, Vor­geh­en, KODE® und KODE®X im Praxistest. Kompetenzmanagement in der Praxis: Band 1. Waxmann

Kabat-Zinn, J. (2013). Gesund durch Meditation. O.W. Barth.

Knapp, J., Zeratsky, J., Kowitz, B. & Braun, A. (2016). Wie man in nur fünf Tagen neue Ideen testet und Probleme löst [Kindle-Version]. Redline Verlag.

Spiegel, P., Pechstein, A., Grüneberg, A. & Ternès von Hattburg, A. (Hrsg.). (2021). Future Skills: 30 Zukunftsentscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können. Vahlen.







05 · LUST AUF ZUKUNFT! – METHODEN DER 4FUTURELABS IM RAHMEN DER FUTURE SKILLS JOURNEY ⸺

SILJA GRAUPE · PAUL KÜHN · KATHRIN TWIESSELMANN-STEIGERWALD Hochschule für Gesellschaftsgestaltung

Die 4FutureLabs-Workshops der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG) sollen junge Menschen in einer Welt im ständigen Krisenmodus dazu befähigen, konstruktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen, klima­gerechten Zukunft in Wirtschaft und Gesellschaft teilzuhaben. Die HfGG will nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch neue Fähigkeiten der Futures Literacy (UNESCO) und Future Skills entwickeln, insbesondere transformative Kompetenzen (Stifterverband). Hierbei kommt das eigens entwickelte Konzept der Spirale Transformativen Lernens (Graupe & Bäuerle, 2022) zum Einsatz. Dieser Praxisbericht erläutert die 4FutureLabs-Methodenarbeit, die zur Ermittlung der Future-Skills-Bedarfe an Schulen eingesetzt wird. Das Format umfasst Imaginations­übungen und kreative Methoden zur Offenlegung und Reflexion von Zukunftserwartungen an wirtschaftliches Handeln.



1 Hintergrund: Entstehung der 4FutureLabs aus der hochschulischen Lehre

Bildung – ob im schulischen, hochschulischen Bereich oder darüber hinaus – soll junge Menschen mit Fähigkeiten für das ihnen bevor­ste­hen­de Leben ausrüsten. Doch welche Zukunft erwartet sie eigentlich?

Zur Beantwortung dieser Frage hilft es, die Ausgangslage der Jugend­lichen zu betrachten: Die heutige junge Generation an Lernenden kennt meist ein Leben im andauernden Krisenmodus – seien es Wirtschafts­krisen, der Klimawandel, die Coronapandemie oder Kriegsereignisse. Diese multiplen Krisen verunsichern sie und lösen Zukunftsängste aus (vgl. Andresen et al., 2021; BMU, 2021). Trotzdem wollen sich viele junge Menschen aktiv für eine bessere Zukunft aller und für ein gutes Leben engagieren (vgl. ebd.). »Man merkt, dass diese Generation will, dass sich etwas hin zum Guten verändert. Sie weiß oft nur nicht wie«, stellt die Allianz Foundation in der Studie The Movers of Tomorrow (2023) fest. Gleichzeitig setzen gerade Unternehmen und damit die Wirtschaft darauf, dass die junge Generation allgemein und insbesondere zukünftige Arbeit­nehmende ihre institutionellen Strukturen hin in Richtung Nachhaltigkeit werden verändern können. Doch auch sie wissen nicht, was die jungen Menschen dafür brauchen und wie sie in ihrem Engagement für den Erhalt eines lebenswerten Planeten unterstützt werden können (Bertelsmann, 2024). Ebenfalls sind die Schulen für diese Heraus­forde­rung bislang nur unzureichend gerüstet und stehen vor notwendigen Veränderungen im Bildungsverständnis (vgl. Graupe, 2024). Demnach besteht ein Bedarf an Formaten, die jungen Menschen diese bildungs­pädagogischen Zugänge erschließen und somit einen Ansatz zur Vorbereitung auf die ungewisse Zukunft bieten, die sie erwartet.

Als Institution tertiärer Bildung mit besonderer Ausrichtung auf Trans­for­mation und Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Kontext verankert die Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG) zukunftsgewandte Perspektiven in ihrer Lehre. Über die Integrierung von Zukünftebildung in den Bachelor- und Master-Studiengängen der HfGG bilden sich die Studierenden in Prüfungsleistungen zu dem Themen­bereich. Insbesondere im Modul Persönlichkeitsbildung werden den Studierenden Fertigkeiten vermittelt, mit denen sie für den Zweck des Studiums, aber auch darüber hinaus ihre eigenen Einstellungen sowie Zukunftsvorstellungen kritisch hinterfragen und konstruktiv weiter­ent­wickeln können. Bereits auf dieser Ebene findet das Konzept der UNESCO Futures Literacy (Miller, 2023) Anwendung, indem im Seminar in praktische Übungen in Verknüpfung mit analytischen Methoden das Lernen der Transformativen Spirale (Graupe & Bäuerle, 2022) einfließt. Dieser Ansatz entwickelt sich in verschiedene Richtungen weiter und schlägt sich auch in praktischen Materialien für den Bildungsbereich nieder (zum Beispiel Beyer & Sagvosdkin, 2022). Im digitalen Bereich werden Materialien entwickelt, die ab Herbst 2024 über die hfgg.de-Hochschulwebsite als Open-Access-Ressourcen für Interessierte im Bildungsbereich und darüber hinaus zur Verfügung stehen werden. Auf eine ursprünglich studentische Initiative geht aus diesem Zusammenhang des zukunftsfähigen Lernens abgewandelt das Format der 4FutureLabs (Aktivitätsbericht, 2023) hervor, das an unterschiedlichen Bildungs­institutionen durchgeführt wurde. Auf diese Weise tragen die Referie­renden, gemäß dem Motto der HfGG »Third Mission First«, die Bildungs­inhalte in Schulen hinein und hinaus in die Gesellschaft.

Im Rahmen der Future Skills Journey (Stifterverband) wurde dieses Format an zehn weiterführenden Schulen in Schleswig-Holstein eingesetzt. Im Auftrag des Stifterverbandes wurde mittels der Durchführung der 4FutureLabs und deren systematischer Auswertung in Form von proze­duraler sowie schriftlicher Evaluation die Bedarfe der fortgeschrittenen Lernenden an Future Skills ermittelt. Unser Augenmerk liegt hierbei jenseits der technologischen und digitalen Kompetenzen und richtet sich auf »die Befähigung zur sinnstiften Gestaltung einer komplexen Gegen­wart und ungewissen Zukunft« (Graupe, 2024b S. 28) – also insbesondere auf den Bereich der transformativen und der Gestaltungskompetenzen (vgl. Abbildung 2).

Entsprechend lautet die Forschungsfrage des Einsatzes der 4FutureLabs in der Future Skills Journey: Welche Bedarfe an Future Skills hat die Zielgruppe?

Zur Beantwortung dieser Frage gibt es vonseiten der HfGG folgende Hypothesen:

a) Es bedarf eines erweiterten Verständnisses von Future Skills (vgl. Kompetenztabelle in Abbildung 2).

b) Zur Ermittlung dieser Future Skills bedarf es eines innovativen didaktischen Ansatzes, durch den Schülerinnen und Schüler überhaupt erst einmal erfahren, wie sie Zukunftskompetenzen entwickeln können und welche diese sein könnten.

2 Beschreibung des im Rahmen der Future Skills Journey implementierten Konzepts 4FutureLabs

Der Einsatz der 4FutureLabs im Rahmen der Future Skills Journey des Stifterverbandes zielt gemäß der Forschungsfrage darauf ab, die Bedarfe Oberstufenlernender an zukunftsrelevanten Fähigkeiten zu ermitteln und zu analysieren. Die HfGG setzt hierbei auf die interaktiven 4FutureLabs-Workshops, um den Teilnehmenden dabei zu helfen, Zukunftsängste zu überwinden und stattdessen positive Gestaltungskräfte freizusetzen. Ein Element des Formats ist es, den jungen Menschen ein Verständnis ihrer Handlungsfähigkeit in der Gegenwart zu vermitteln. Den Hintergrund der 4FutureLabs-Workshops bietet die gedankliche Reise ins Jahr 2045 und zugleich die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen konkreter Zukünfte sowie den Entwürfen zur Bewältigung von Herausforderungen.

Die Inhalte der 4FutureLabs bewegen sich auf der Spirale Transfor­ma­ti–ven Lernens (Graupe & Bäuerle, 2022). In diesem Sinne bieten sie Kom­pe­tenz­vermittlung unter anderem in folgenden Bereichen: Desorien­tierung aushalten, alte Paradigmen dekonstruieren, Visionen und Strategien schaf­fen, Interagieren in einer komplexen Welt und Transitionspfade ausprobieren. Diese Befähigung junger Menschen zur Gestaltung ihrer Welt führt in Richtung eines kollektiven Emanzipationsprozesses (Singer-Brodowski, 2016, S. 15), insbesondere da die Lernenden ihre Zukunfts­vorstellungen gemeinsam erkunden und aushandeln.

Abbildung 1 Die Spirale Transformativen Lernens

[Quelle: Graupe & Bäuerle, 2022]

In Anlehnung an die Spirale Transformativen Lernens (Graupe & Bäuerle, 2022) ist der zeitliche Ablaufplan der 4FutureLabs in aufeinander­fol­gende Abschnitte eingeteilt, die logisch aus einander hervorgehen. Die Teilnehmenden der 4FutureLabs durchlaufen innerhalb der Workshops drei Phasen:

Reveal: In dieser ersten Phase geht es darum, bereits vorhandene Zukunftsvorstellungen sowie damit verbundene diffuse Befürchtungen aufzudecken und deren Verankerung in der Gegenwart zu verstehen. In praktisch angeleiteten Übungen lässt sich die Gruppe darauf ein, sich der eigenen Zukunftsbilder und persönlicher in die Zukunft gerichteter Wünsche bewusst zu werden, um diese zu besprechen. Die Auseinander­setzung mit dem individuellen Gedanken des eigenen Alterns und des Wandels im Laufe der Zeit spielt eine wichtige Rolle in dem fiktiven Zwie­gespräch mit dem künftigen Ich, das in Form einer Miniatur-Zeitkapsel schriftlich fixiert wird und persönlich bleibt. Die Teilnehmen­den lernen mit der Causal Layered Analysis CLA (Inayatullah, 2019) eine Methode kennen, anhand derer sie ihre Vorstellungen von Zukunft genauer beleuchten und verschiedene kausale Ebenen verstehen können.

Reframe: Im Anschluss erfolgt ein kritisches Hinterfragen der Annahmen, die von der Gegenwart abgeleitet sind, teils unreflektierten Vorgaben folgen und als »used futures« erscheinen (Miller et al., 2018, S. 163). Die Vorstellungen werden anhand der Causal Layered Analysis (Inayatullah, 2019) analysiert und auf wünschenswerte Zukünfte sowie einen erstre­bens­werten Umgang mit eventuellen gesellschaftlichen oder wirt­schaft­lichen Herausforderungen ausgerichtet. Die Gruppen beschäftigen sich dadurch mit eigenen Ideen für Lösungsansätze hinsichtlich einer nach­haltigen und klimagerechten Zukunft, die für alle lebenswert ist. In dieser Aushandlungsphase wird die Dynamik in arbeitsteilig vorgehenden Gruppen relevant, die ihre Ideen auswählen und diskutieren, um sie anschließend dem Plenum mitzuteilen. Die Teilnehmenden setzen sich mit möglichen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft ausein­an­der und imaginieren unterschiedliche mögliche positive Lösungen und wünschenswerte Vorgehensweisen in der Zukunft.

Rethink & Act: In Gruppen werden wünschenswerte Zukünfte imaginiert, in selbst gewählten kreativen medialen Formen kommunizierbar dar­ge­stellt und daraufhin gemeinsam verhandelt. Dies ermöglicht Rück­schlüs­se auf individuelle sowie gesellschaftliche Schritte, die unternommen wer­den müssen, um sich auf diese Zukunftsbilder zuzubewegen. Die Teil­neh­menden erkennen dabei ihre eigene Wirksamkeit in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Sie formulieren eigene Ansätze für die Gestaltung einer eigenen wünschenswerten Zukunft.

Die interaktiv gestalteten Workshops der 4FutureLabs wenden sich an Gruppen von Oberstufenlernenden in konventioneller Klassenstärke. Sie kombinieren verschiedene Methoden, darunter Körperübungen, Abfra­gen durch Positionierung im Raum sowie analytische Ansätze anhand von Beispielen. Grundlegend ist die Rolle der Referierenden als anleitende, aber niemals zu stark lenkende facilitators. Sie schaffen einen sicheren und offenen Lernraum, in dem alle Vorstellungen von Zukünften sowie Einstellungen diesen gegenüber zulässig sind und respektvoll besprochen werden können. Die Teilnehmenden werden eingeladen, sich nicht nur in der Gemeinschaft der Gruppe, sondern auch auf ganz persönlicher Ebene intensiv mit der gedanklichen Ausgestaltung einer möglichen und er­wünsch­ten Zukunft auseinanderzusetzen. Sie werden jedoch nicht aufge­fordert, diese sehr privaten Gedanken vor dem Plenum preiszu­ge­ben. Der Austausch von Aussagen zu Zukunftsvorstellungen, Emotionen oder der unmittelbaren Erfahrung der Workshop-Übungen findet grund­legend auf freiwilliger Basis statt. Immer wieder oszilliert die Erfahrungsebene zwi­schen individuellem Erlebnis persönlicher Gedanken und der Aushandlung der Prozesse in der Gruppendynamik. Zudem wird kreativer Ausdruck genutzt, um neu gefasste Vorstellungen gemein­schaftlich zu verhandeln und die Vielfalt der wünschenswerten Zukunfts­bilder sichtbar und kom­mu­nizierbar zu machen.

Dieses Vorgehen schlägt sich in der Ermittlung der Bedarfe der Teilneh­menden an zukunftsfähigen Fertigkeiten nieder, die im Bereich klas­si­scher Kompetenzen wie Kreativität und transformativer Kompetenzen wie Konfliktfähigkeit oder Innovation zu finden sind. Abbildung 2 zeigt die Übersicht eines über die Stifterverband-Kompetenzen hinaus erweiterten Frameworks zur Vermittlung von Trans­formationskompetenzen. Die violetten Markierungen kennzeichnen die Kompetenzen, die neben den klassischen Kompetenzen im Rahmen der 4FutureLabs in besonderer Weise im Fokus stehen.

Abbildung 2 HfGG-Übersicht über ein erweitertes Framework zur Vermittlung von Transformationskompetenzen

[Quelle: Graupe, 2024a]



3 Praxis der 4FutureLabs und Herausforderungen der Durchführung

Die Methoden und Inhalte der 4FutureLabs sowie die Evaluationsformate und die Anwendung empirischer Beobachtungen sind auf Lernende der Oberstufe abgestimmt. Diese Zielgruppe der fortgeschrittenen Lernen­den vor dem nahenden Schulabschluss beschäftigt sich situationsgemäß mit ihrer persönlichen Aussicht auf ihr Leben in Berufsausbildung, Stu­dium oder Arbeitswelt und in Verbindung damit mit künftigen gesell­schaftlichen oder wirtschaftlichen Entwicklungen. Bei diesen Schülerin­nen und Schülern scheint die Bereitschaft sehr groß, sich intensiver und ergebnisoffen mit dem Ausblick auf ihre Zukunft auseinanderzusetzen. Aus Rückmeldungen der Teilnehmenden ergibt sich bisher ein insgesamt positives Bild bezüglich der Zufriedenheit mit der Workshop-Erfahrung auf Seiten der Lernenden.

Die Evaluation der 4FutureLabs erfolgt im Rahmen der Future Skills Jour­ney sowohl prozedural als auch schriftlich. Bei der eigentlichen Bedarfs­ermittlung liegt der Fokus auf den Aktivitäten und Aussagen der Teil­neh­menden im Workshop-Geschehen selbst sowie in ihrer nachträg­lichen schriftlichen Betrachtung des Erlebnisses. Erste Beobach­tungen zeigen, dass die Teilnehmenden in den Gruppen­diskus­sio­nen und den alternativen Zukunftsentwürfen ihrer Mitlernenden eine Vielfalt an Zukunfts­pers­pek­tiven erkennen. Durch die vorherige Konfrontation mit ihren diffusen Zukunftsideen und deren kritischem Hinterfragen können sie häufig ihre anfänglich angstgeleiteten Vorstellungen überwinden. Sie haben zudem die Möglichkeit, über den individuellen Bereich hinaus ihre eigene Wir­kungskraft in Wirtschaft und Gesellschaft zu realisieren und das Gespür für die Möglichkeiten der (gesellschaftlichen) Gemeinschaft zu stärken.

Neben den Einsichten in individuelle Bedarfe an Fertigkeiten zur Zu­kunfts­fähigkeit, zu denen sich erst nach der eingehenden systema­ti­schen Auswertung aller persönlichen schriftlichen Evaluationen aus den zehn Workshops belastbare Aussagen machen lassen, erlauben die prozedurale Betrachtung der Referierenden und das mündliche Feedback der Teil­nehmenden bereits Rückschlüsse auf wiederkehrende Muster, die im Workshop-Geschehen beobachtbar sind.

Im Anschluss an eine individuelle Reflexion in der ersten Phase des Work­shops werden die Teilnehmenden im Plenum gebeten, sich so zu positio­nie­ren, dass zunächst ihre Einstellung zu ihrer persönlichen Zukunft sicht­bar wird: Inwiefern sehen sie diese als hell oder dunkel und in welchem Maße erfahren sie ihre Zukunft als durch sie selbst beeinflussbar? An­schließend erfolgt diese Übung als Stellungnahme in Bezug auf die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft. Durchgehend erscheint das Gesamt­bild der Aufstellung mit verschiedenen Gruppen von Lernenden insofern einheitlich, als dass sich die Gruppen von Jugendlichen zu Beginn des Workshops bezüglich ihrer persönlichen Zukunft optimistischer geben als in Bezug auf die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft.

In der letzten Phase der 4FutureLabs erfolgt erneut die Abfrage durch Positionierung im Raum. Nach der Beschäftigung in der Gruppe mit mög­lichen Entwürfen für die wünschenswerte Bewältigung von Heraus­for­derungen der Zukunft und mit der Vorstellung dieser konstruktiven Zukünfte werden die Teilnehmenden gebeten, sich erneut zur Wirksam­keit ihrer Entwürfe mit Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft zu positio­nieren. Nach bisherigen Beobachtungen lässt sich feststellen, dass die Gesamtaufstellung der Gruppen optimistischer ausfällt als die anfängliche Beurteilung ihrer gesellschaftlichen Wirkungskraft. Eigenen Auskünften der Teilnehmenden zufolge handelt es sich bei den Faktoren, die zu diesem perspektivischen Wandel führen, um einander ähnelnde Aspekte. In verschiedenen Lerngruppen werden wiederholt zwei Faktoren benannt. Zum einen betonen Teilnehmende aus verschiedenen Institutionen unab­hängig voneinander, dass sie im Gegensatz zum individuellen Ohnmachts­gedanken durch die Diskussion in der Gruppe die Stärke der Gemein­schaft erkennen und im gemeinschaftlichen Tun eine Wirkungsoption sehen. Zum anderen wird wiederholt auf das Realisieren der Pluralität zukünftiger Optionen hingewiesen, die im Kontrast zum anfänglichen Gedanken von Alternativ- oder Perspektivlosigkeit steht. Ein Schlüssel zu diesen Ansätzen einer Einstellungsänderung bei den Teilnehmenden im Sinne des Transformativen Lernens liegt offenbar in der Bewusstwerdung. Hier scheint der Fokus der 4FutureLabs auf die Kompetenzen im Bereich der Vorstellungskraft, Missionsorientierung sowie der Kommunikation und des Ausdrucks (vgl. Abbildung 2) im Zukunftsbezug deutlich zu werden. Im Laufe der Workshop-Durchführung wird beobachtet, dass der in den 4FutureLabs aufkommende Gedanke an verschiedene mögliche Zukünfte, gemeinsame Gestaltungsbereitschaft und die zukunfts­gerichtete Kreativität die Teilnehmenden in der Erfahrung ihrer eigenen gesellschaftlichen Wirkungskraft bestärkt. In welcher teils quantifizier­barer Weise sich die Interpretation erkennbarer Muster der prozeduralen Betrachtung bestätigt, geht aus der wissenschaftlichen Auswertung der eingehenden Evaluation im abschließenden Forschungsbericht der Studie detailliert hervor.

Aufgrund der schulseitigen Fragmentierung der Eindrücke durch das halbtägige Format stellt das Maß des Miteinbeziehens von Lehrkräften und Schulleitung in den Prozess eine Herausforderung dar. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die schriftliche Festlegung der indivi­duellen Evaluation gleich im Anschluss an den Workshop durchzuführen, um unmittelbare persönliche Eindrücke der einzelnen Teilnehmenden aufzunehmen. Denn anscheinend beeinflusst die Gruppendynamik der Klasse die nachträgliche Wahrnehmung und somit die Aussagen der Teilnehmenden. Inwiefern eine intensive Wirkung auf die individuelle Denkweise im Sinne des transformativen Lernens vorliegt, muss noch eingehender untersucht werden.

4 Ausblick auf die Weiterentwicklung der 4FutureLabs

Auf Basis der 4FutureLabs-Workshops dieser Studie und der Erfahrungen, die die Lernenden darin gemacht haben, werden im Rahmen der Evalua­tion nun die Bedarfe der Lernenden an Zukunftskompetenzen ermittelt. Welche der Skills, die wir ihnen anfänglich vermittelten oder zumindest einen Einblick in deren Potentiale gaben, sind für sie von Belang? Basie­rend auf gewonnenen Erkenntnissen aus der Betrachtung bisheriger Formate werden die 4FutureLabs weiterhin über den Rahmen der Future Skills Journey hinaus wissenschaftlich begleitet. Innerhalb der Hochschule implementiert die HfGG ihre Elemente in die Bachelor- und Master­studiengänge und fördert deren Skalierung sowie Erforschung auch im Rahmen von Prüfungsleistungen. Die HfGG treibt somit die Entwicklung der Formate in der Zukünftebildung voran und entwickelt weitergehend Möglichkeiten für verschiedene Zielgruppen, wie beispielsweise Work–shops zur Narrativbildung innerhalb sozialer Bewegungen, für die Entwicklung in Unternehmen oder ein niedrigschwelliges digitales Weiterbildungsangebot über die HfGG-Website. Um die institutionelle Integration der Future Skills sowie deren Berücksichtigung im Curriculum voranzutreiben und das Erlernen zukunftsfähiger Skills durch Multi­pli­ka­torinnen und Multiplikatoren fortzusetzen, sind Formate der Didaktik in der Zukünftebildung für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften geplant. Durch diese Weiterentwicklung tragen die Erkenntnisse aus den 4FutureLabs erfolgreich zur Förderung zukunftsfähiger Kompetenzen im Sinne der Spirale Transformativen Lernens bei.



DIE AUTORINNEN UND AUTOREN

  • Bild: Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG)

Kathrin Twiesselmann-Steigerwald ist Referentin für Bildung und digitale Lehre der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung HfGG.

Website: https://hfgg.de/hochschule/team/?select=kommunikation E-Mail: kathrin.twiesselmann@hfgg.de



  • Bild: Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG)

Paul Kühn ist Student im Master und studentischer Mitarbeiter an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung HfGG.

Website: https://hfgg.de/hochschule/team/?select=stumis E-Mail: paul.kühn@hfgg.de



  • Bild: Hochschule für Gesellschaftsgestaltung (HfGG)

Prof. Dr. Silja Graupe ist Präsidentin der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung HfGG.

Website: https://hfgg.de/hochschule/team/silja-graupe/ E-Mail: silja.graupe@hfgg.de





LITERATURVERZEICHNIS

Aktivitätsbericht 4FutureLabs (2023). https://hfgg.de/wp-content/uploads/2024/01/23_Aktivitaetsbericht_4FutureLabs_DIGITAL.pdf. Abgerufen am 17.06.2024.

Allianz Foundation (2023). The Movers of Tomorrow? How Young Adults in Europe Imagine and Shape the Future. https://res.cloudinary.com/allianz-foundation/image/upload/v1698683003/DE_Movers_of_Tomorrow_Country_Report_deutsch_659e1e4188.pdf. Abgerufen am 17.06.2024.

Andresen, S. et al. (2021). Verpasst? Verschoben? Verunsichert? Junge Menschen gestalten ihre Jugend in der Pandemie. JuCo III-Studie.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2024). Sustainability Transformation Monitor 2024.

Beyer, M. & Sagvosdkin, V. (2022). Zukunftsfähiges Wirtschaften. Denken und Handeln. [Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe II]. Wochenschau Verlag.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) (2021). Zukunft? Jugend fragen! Umwelt, Klima, Politik, Engagement – Was junge Menschen bewegt.

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06 · FUTURE SKILLS 2023 – FRAMEWORKS IM ABGLEICH MIT AKTUELLEN MEGA- UND TECHNOLOGIETRENDS ⸺

LISA BESLER · GABRIELE M. MURRY · ANTONIA NEPPL · RUHUL AMIN NOEL · SABRINA SCHERM · JOHANNES SEIDL Ostbayerische Technische Hochschule, Amberg-Weiden

Motivation und Zielsetzung: Aufgrund der sich schnell verändernden wirtschaftlichen Lage sowie insbesondere der rapiden technologischen Entwicklung (Miebach, 2020) empfanden die Autorinnen und Autoren es als notwendig, einen Abgleich und gegebenenfalls eine Aktualisierung des bisher in der Literatur genutzten Future Skills Frameworks (Stifter­verband & McKinsey & Company, 2021) in Hinblick auf die aktuellen Gegebenheiten herzustellen. Somit gingen wir im Sommersemester 2023 den folgenden zwei Forschungsfragen nach: 1) Welche Trends beeinflussen das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre von Wirt­schafts- und MINT-Studierenden? 2) Welche Future Skills brauchen Wirtschafts- und MINT-Studierende, um auf das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre vorbereitet zu sein?





1 Einleitung

Durch den zunehmenden Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intel­ligenz sowie Automatisierung und Digitalisierung steht die Arbeits­welt unter ständigem Wandel (Miebach, 2020). Somit verändern sich auch die Anforderungen, die an Arbeitskräfte allgemein, vor allem aber an Studie­rende und Absolventinnen und Absolventen gestellt werden (Akyazi et al., 2022). Diese zukunftsorientierten Fähigkeiten, Kenntnisse und Eigen­schaften können als Future Skills bezeichnet werden (Stifterverband & McKinsey & Company, 2021). Um optimal auf den Berufseinstieg vor­bereitet zu sein, müssen Future Skills möglichst bedarfsgerecht von Hoch­schulen und Universitäten vermittelt werden. Wie das folgende Zitat deutlich macht, wird es angesichts des Fachkräftemangels auch für Un­ternehmen immer relevanter, qualifizierte Mitarbeitende für die eigenen Reihen zu gewinnen:

Bei der Vermittlung von solchen Zukunftskompetenzen werden Hochschulen für Unternehmen immer bedeutender: Heute arbeitet jedes vierte Unternehmen mit Hochschulen zusammen, um seine Kompetenzbedarfe zu decken. In fünf Jahren wird es mehr als jedes dritte sein (37 Prozent)

Meyer-Guckel et al., 2019, S. 2

Dabei stehen die Hochschulen vor der Herausforderung, aus einer Viel­zahl an Skills die wesentlichen herauszufiltern und diese in Hinblick auf zunehmende oder abnehmende Relevanz in der Arbeitswelt zu bewerten (Meyer-Guckel et al., 2019). Anschließend müssen sich die Hochschulen damit auseinandersetzen, wie die Vermittlung von Future Skills bestmög­lich in die Lehre integriert werden kann (Karimi & Pina, 2021). Mit dieser Fragestellung setzt sich auch das Digitalisierungskolleg DigiKom der Ost­bayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden und der Hoch­schule Ansbach auseinander (OTH Amberg-Weiden, o. D.). Auf Basis der Erhebung von aktuellen Skillbedarfen sollen Selbstlerneinheiten zu aus­gewählten Themen rund um digitale Medien und Future Sills für Studie­rende aus den Bereichen Wirtschaft und MINT entwickelt werden (OTH Amberg-Weiden, o. D.).

Das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit ist es, mithilfe eines Mixed-Methods-Designs die Megatrends und Technologietrends der Arbeitswelt sowie die Future Skills genauer zu definieren und zu erforschen, welcher Bedarf an Fähigkeiten, Kenntnissen und Eigenschaften sich daraus für das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre ableiten lässt. Dabei werden zuerst die theoretischen Grundlagen der Megatrends, der Technologie Trends und der Future Skills kurz erläutert. Im weiteren Verlauf werden Vorgehen und Gütekriterien bei der quantitativen und qualitativen For­schungsmethodik dargestellt sowie deren Ergebnisse ausgewertet. Zuletzt werden auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse Handlungs­empfehlungen abgeleitet sowie ein Fazit mit Ausblick für die weitere Forschung gezogen.



2 Theoretischer Hintergrund

Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grund­lagen, auf denen die vorliegende Arbeit aufbaut. Näher betrachtet wer­den dabei Einflussfaktoren der Arbeitswelt, vor allem Megatrends und Technologietrends sowie der aktuelle Forschungsstand zu Future Skills.



Trends der Arbeitswelt

Die kommenden Jahre werden eine schnelle und tiefgreifende Verände­rung der Arbeitswelt mit sich bringen (Helmold, 2022). Dabei besteht das Risiko, dass die Wirtschaft die Umwälzungen und bedeutenden Trends, welche bahnbrechende Veränderungen und Disruption darstellen, über­sieht (Zukunftsinstitut, 2023). Diese Faktoren werden über die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Wirtschaftsstandort und somit über den Erfolg von Unternehmen am Markt entscheiden (Weiß, 2023). Damit stellt sich die Frage, welche Trends die Arbeitswelt bereits heute und künftig beeinflussen werden. Unter Einbezug des Forschungs­auftra­ges Erhebung der aktuellen zentralen Themen und Fragen zu Digitali­sie­rung mit dem Fokus Future Skills werden im weiteren Verlauf der Arbeit Megatrends und Technologietrends näher betrachtet (Hochschule Ans­bach & Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden, 2022).



Megatrends

Megatrends können als Tiefenströmungen des Wandels definiert werden und umfassen vier zentrale Merkmale (Zukunftsinstitut, 2023). Mega­trends zeichnen sich durch ihre Langfristigkeit aus und erstrecken sich über einen Zeithorizont von mindestens 50 Jahren (Zukunftsinstitut, 2023). Sie sind ubiquitär und wirken sich von der Wirtschaft bis hin zur Gesellschaft auf ein weitreichendes Spektrum an Bereichen aus (Vorn­holz, 2017). Zudem sind Megatrends ein globales Phänomen, das sich in unterschiedlichen Ausprägungen auf der Welt beobachten lässt (Helmold, 2022; Zukunftsinstitut, 2023). Sie sind vielfältig, multidimensional und beeinflussen sich gegenseitig, sie zeichnen sich demnach durch ein hohes Maß an Komplexität aus (Zukunftsinstitut, 2023). Im Rahmen seiner aktu­ellen Zukunftsforschung definiert das Zukunftsinstitut zwölf Mega­trends: New Work, Globalisierung, Mobilität, Konnektivität, Neo-Ökologie, Ge­sundheit, Wissenskultur, Individualisierung, Gender Shift, Sicherheit, Silver Society und Urbanisierung (Zukunftsinstitut, 2023). Die jeweiligen Defi­nitionen können dem Anhang D entnommen werden. Die aufge­führ­ten Megatrends sind somit treibende Kräfte des Wandels, die Auswir­kungen auf Deutschland, deren Wirtschaft und die Arbeitswelt haben (Vornholz, 2017). Sie können über Jahrzehnte hinweg wirken, allerdings auch schnelle Marktveränderungen sowie Disruptionen auslösen (Batas et al., 2022). Sie formen Gesellschaften und beeinflussen dadurch die zukünftigen Skillbedarfe (Zukunftsinstitut, 2023).



Technologietrends

Technologietrends werden als Entwicklungen definiert, die auf Basis­technologien aufbauen und gleichzeitig mittelfristige oder branchen­spezifische Veränderungen berücksichtigen (Zukunftsinstitut, 2023). Forschende belegen, dass auch Technologietrends die Struktur der Wirtschaft sowie den Arbeitsmarkt verändern und somit die Arbeitswelt der kommenden Jahre beeinflussen (Maier et al., 2020; Forner, 2022; Deloitte, 2022). Der 14. Tech Trend Report von Deloitte identifiziert sechs Technologietrends (siehe Anhang D), welche in den nächsten 18- bis 24 Monaten zur Norm werden könnten, und prognostiziert, wohin sich die Trends in den kommenden Jahrzehnten entwickeln können (Deloitte, 2022). Diese umfassen die Entwicklung von Vertrauen in Künstliche Intelligenz, Immersives Internet, Metaclouds, die Flexibilisierung der Tech-Arbeitskräfte, Dezentralisierte Architekturen und Ökosysteme und die Mainframe Modernisierung (Deloitte, 2022).



Future Skills

Während der Begriff Future Skills in der Literatur keine einheitliche Defi­nition aufweist, besteht bei der Relevanz des Konzepts für die Zukunft ein klarer Konsens (Ehlers, 2022; StepStone & Kienbaum Institut, 2021). Der Stifterverband in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company (2021) ver­steht unter dem Begriff Skills branchenübergreifende Fähigkeiten, Kennt­nisse und Eigenschaften, die in allen beruflichen Bereichen und darüber hinaus von Relevanz sind. Future Skills werden definiert als Skills, die in den kommenden fünf Jahren an Bedeutung gewinnen (Agentur Q, 2021; Stifterverband & McKinsey & Company, 2021). Der gewählte Zeitraum ist zum einen lang genug, um absehbare Entwicklungen zu berücksichtigen. Gleichzeitig ermöglicht dieser aber auch eine realistische Einschätzung der Auswirkungen auf Future Skills (Stifterverband & McKinsey & Com­pany, 2021). Kompetenzen fassen die verfügbaren oder erlernbaren Skills zusammen und ergänzen diese um die motivationale Bereitschaft zur Handlung (Weinert, 2002). Future Skills werden somit maßgeblich durch Megatrends und Technologietrends gelenkt und beeinflusst (Ehlers, 2020; Helmold, 2022; Stifterverband & McKinsey & Company, 2021).

Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 (Framework FS 21) wird in die Technologischen Kompetenzen, Klassischen Kompetenzen, Transfor­ma­tiven Kompetenzen und Digitale Schlüsselkompetenzen unterteilt (Stifter­verband & McKinsey & Company, 2021).

Um darüber hinaus einen Überblick über weitere relevante Skills zu er­langen, wurde auf Basis des Frameworks FS 21 und weiterer Studien zum Thema Future Skills eine vergleichende Literaturanalyse erarbeitet (siehe Anhang). Hierfür wurden die Definitionen der 21 Future Skills als Grund­lage verwendet (Zeilen), diese mit definitionsgleichen Future Skills der zusätzlichen Forschungen in Verbindung gebracht (Spalten) und nicht definitionsgleiche Skills als weitere potenzielle Future Skills vermerkt (weitere Zeilen). Daraus ergibt sich eine Matrix, welche die Nennungs­häufig­keit aller Skills zeigt und sechs weitere potenzielle Future Skills identifiziert, da diese drei- oder mehrfach erwähnt wurden. Aus diesem Grund werden die Skills Lebenslanges Lernen, Zwischenmenschliche Fähig­keiten, Führungsfähigkeit, Teamwork und Kooperation, Kommu­nikation und Organisationsfähigkeit im weiteren Verlauf dieser Arbeit ebenfalls näher betrachtet. Die genauen Definitionen aller Skills sind ebenfalls in der Literaturanalyse im Anhang A ersichtlich.



3 Methodik

Forschungsfragen und Hypothesen

Im Rahmen dieser Forschungsarbeit stehen die zukünftigen Skillbedarfe im Bereich Wirtschaft- und MINT sowie der Einfluss von Megatrends und Technologietrends auf diese im Fokus. Basierend auf den zuvor beschriebenen Grundlagen werden folgende Forschungsfragen sowie die zugehörigen Hypothesen analysiert:

F1

H1: Der Megatrend der Konnektivität hat am meisten Einfluss auf das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre.

H2: Die Entwicklung von Vertrauen in Künstliche Intelligenz ist der einflussreichste Technologietrend des Arbeitslebens der kommenden fünf Jahre.

F2

H3: Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 nehmen Digitale Schlüsselkompetenzen in den kommenden fünf Jahren am meisten an Relevanz zu.

H4: Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 sind Transformative Kompetenzen in den kommenden fünf Jahren die wichtigsten Kompetenzen.

H5: Das Framework Future Skills 2021 enthält nicht alle relevanten Future Skills. H5a: Zwischenmenschliche Fähigkeiten sind ein weiterer Future Skill der kommenden fünf Jahre. H5b: Führungsfähigkeit ist ein weiter Future Skill der kommenden fünf Jahre.

H6: Lösungsfähigkeit ist auch in den kommenden fünf Jahren der wichtigste Future Skill.

H7:Data Analytics & KI ist die wichtigste Technologische Kompetenz der kommenden fünf Jahre.



Quantitative Datenerhebung

Die quantitative Datenerhebung erfolgte mittels einer standardisierten und anonymen Online-Umfrage über das internetbasierte Tool Lime­survey. Im Folgenden wird die zugrundeliegende Samplingstrategie erläutert sowie näher auf die Durchführung und die Gütekriterien der Online-Umfrage eingegangen.



Sampling

Eine aussagekräftige Beantwortung der Umfrage erforderte ein grund­legendes Verständnis für gegenwärtige und zukünftige Skillbedarfe seitens der Teilnehmenden. Daher wurde die Zielgruppe bewusst auf Führungskräfte, Personalentwicklerinnen und -entwickler, Recruiterinnen und Recruiter sowie Personen mit Kenntnissen in den Bereichen Trans­formation, Technologietrends und Future Skills ausgerichtet. Um die Erreichung dieser Zielgruppe zu gewährleisten und gleichzeitig eine ausreichend große Stichprobe zu generieren, wurde die Online-Umfrage zum einen über das Business-Netzwerk LinkedIn gestreut, sowohl durch allgemeine Veröffentlichungen als auch durch die gezielte Ansprache spezialisierter Fachgruppen. Zum anderen wurden Industrie- und Handels­kammern, Hochschuldozierende sowie das persönliche berufliche Netz­werk kontaktiert, um die Umfrage weiterzuleiten. Da die Teilnehmenden somit bewusst und dennoch willkürlich zusammengesetzt wurden, liegt eine nicht-probabilistische Stichprobe vor (Döring & Bortz, 2016).



Durchführung

Vor der tatsächlichen Durchführung der quantitativen Erhebung durchlief die Online- Umfrage im Zeitraum vom 01.05.2023 bis zum 07.05.2023 einen einwöchigen Pretest. An diesem waren 15 Teilnehmende aus dem privaten Umfeld der Forschenden und der zuvor beschriebenen Ziel­gruppe beteiligt. Das Ziel des Pretests bestand darin, die Verständlichkeit der Fragen und Definitionen zu überprüfen, eine bessere Einschätzung der durchschnittlichen Bearbeitungszeit zu erhalten und den Fragebogen entsprechend zu optimieren (Köstner, 2022).

Die tatsächliche Erhebung fand vom 15.05.2023 bis zum 09.06.2023 statt. Der finale Fragebogen besteht aus 34 Fragen und gliedert sich in drei Themenblöcke. Im ersten Block Trends wird zunächst der Einfluss der zwölf Megatrends und anschließend der sechs Technologietrends über ein Ranking ermittelt, wobei Rang 1 dem größtmöglichen Einfluss ent­spricht. Im Block Skills wird die Wichtigkeit der 27 Skills anhand einer 6-stufigen Likert-Skala von sehr unwichtig bis sehr wichtig (1–6) für das Jahr 2023 und 2028 abgefragt. Dabei wurde bewusst eine sechsstufige Likert-Skala gewählt, um eine neutrale Mitte zu vermeiden und aussagekräftige Antworten zu erhalten. Zudem konnten über eine offene Frage weitere wichtige Skills genannt werden. Der letzte Block Demografie beinhaltet einerseits eine Frage nach der Tätigkeit basierend auf einer Mehrfachaus­wahl sowie eine Frage nach Geburtsjahr und Geschlecht der Teilneh­menden.

Abschließend konnten die Teilnehmenden ihre E-Mail-Adresse angeben, um die Ergebnisse der Studie zu erhalten.



Qualitative Datenerhebung

Die qualitative Datenerhebung erfolgte mittels Expertinnen- und Exper­ten­interviews, denen ein einheitlicher Interviewleitfaden zur Gesprächs­führung nach Mayring (2023) zu Grunde liegt. Im Folgenden wird das Vorgehen bei der Auswahl der Gesprächspartnerinnen und -partner sowie bei der Durchführung der Interviews dargestellt. Zudem wird näher auf die Gütekriterien der qualitativen Forschung eingegangen.



Sampling

Parallel zur quantitativen Forschung wurden auch bei der qualitativen Datenerhebung bewusst Interviewpartnerinnen und -partner ausgewählt, die über Berufserfahrung und ein grundlegendes Verständnis für Trends der Arbeitswelt sowie Future Skills verfügen. Ein Interview wird als Exper­tinnen- und Experteninterview definiert, wenn sich die Gesprächs­part­nerinnen durch das ihnen zugeschriebene spezifische Wissen und die darauf basierende Kompetenzen auszeichnen (Helfferich, 2022). Somit wurden bewusst Führungskräfte, Personalentwicklerinnen und -entwick­ler, Recruiterinnen und Recruiter sowie Personen mit Kenntnissen in den Bereichen Transformation, Technologietrends und Future Skills für die Teilnahme an den Interviews gesucht. Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, wurde darauf geachtet, Personen aus verschie­denen Branchen, Unternehmensgrößen und Berufsfeldern für die Inter­views zu gewinnen. Die Auswahl der Expertinnen und Experten erfolgte über die gezielte Ansprache von Personen im persönlichen beruflichen Netzwerk der Forschenden sowie über das Business-Netzwerk LinkedIn. Mögliche Gesprächspartnerinnen und -partner wurden schriftlich mittels eines einheitlichen Textes kontaktiert, in dem grob auf das Forschungsziel und die Relevanz des Themas hingewiesen wurde. Sechs Personen erklär­ten sich dazu bereit, ein Interview zu führen und ihre Einschätzungen zu den oben erläuterten Themen abzugeben.



Durchführung

Die Interviews wurden im Zeitraum vom 19.05.2023 bis zum 06.06.2023 über Videokonferenzen durchgeführt. Die Gespräche dauerten im Schnitt 45 Minuten, abhängig vom Ausmaß der Expertise der Expertinnen und Experten. Da die Interviews nicht nur von einer Person aus der For­schungs­gruppe geführt wurden, sondern alle Forschenden jeweils min­des­tens ein Interview geführt haben, war die Erstellung eines einheit­lichen Leitfadens von großer Bedeutung, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen (Mayring, 2023). Die Interviews wurden nicht transkribiert¹, da der Fokus der Forschung auf dem Inhalt der Aussagen liegt. Somit wurde das Gesagte stichpunktartig notiert und gegebenen­falls zusammengefasst. Dennoch wurden die Interviews nach vorherigem Einverständnis aufgezeichnet, um im Nachgang die Richtigkeit und Voll­ständigkeit der Inhalte nochmals zu überprüfen. Vor dem eigentlichen Interview wurde ein kurzer Hinweis auf das Forschungsziel gegeben. Im Anschluss daran wurden die Gesprächspartnerinnen und -partnerüber die Anonymität und Vertraulichkeit der Daten aufgeklärt. Das Interview gliedert sich in drei Frageblöcke. Der erste Fragenblock beschäftigt sich mit der Organisation und der Position, in der die Interviewpartnerinnen und -partner tätig sind. Im zweiten Fragenblock werden Einstellungen zu Megatrends und Technologietrends der Arbeitswelt abgefragt und im dritten Fragenblock Einstellungen zu den Future Skills. Jeder Fragenblock enthält Hauptfragen, die in jedem Fall gestellt werden sowie optionale Nebenfragen, die der Steuerung und Konkretisierung der Gesprächs­inhalte dienen (Helfferich, 2022). Nach Beendigung des Interviews wurde den Teilnehmenden für die Bereitschaft zum Gespräch gedankt sowie die Zusendung der Ergebnisse angeboten. Bei den Fragen zu Megatrends, Technologietrends sowie Future Skills wurde den Gesprächspartnerinnen und -partnern ein Template mit den bereits erläuterten theoretischen Inhalten der Megatrends des Zukunftsinstituts (Zukunftsinstitut, 2023), den Technologietrends nach Deloitte (Deloitte, 2022) sowie des Frame­works Future Skills 2021 vom Stifterverband in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company (Stifterverband & McKinsey & Company, 2021) vorgelegt. Dies diente dazu, zuerst die eigenen und unvoreingenom­menen Meinungen zu den Themen abzufragen, danach mit Hilfe eines Rankings der wichtigsten Trends und Future Skills dennoch eine Kon­kretisierung der Aussagen herbeizuführen. Die Fragen, bei denen das Template vorgelegt wurde, sind im Leitfaden durch ein entsprechendes Symbol gekennzeichnet.



4 Analyse und Ergebnisdiskussion

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse aus der quantitativen Online-Umfrage sowie den ergänzenden qualitativen Expertinnen- und Experten­interviews näher dargestellt und diskutiert.



Ergebnisse der quantitativen Forschung

In den nachfolgenden Teilabschnitten werden die Ergebnisse der quan­titativen Forschung analysiert und die Hypothesen durch eine SPSS-Auswertung auf ihre Verifizierbarkeit beziehungsweise Falsifizierbarkeit überprüft. Die detaillierte statistische Auswertungsdatei ist im Anhang C einsehbar. Die Online-Umfrage wurde innerhalb des Erhebungszeitraums durch 71 Teilnehmende vollständig beantwortet. Somit basiert die Aus­wer­tung auf der Annahme einer Normalverteilung für alle Items, da bei einer Stichprobengröße von N > 30 eine ausreichend genaue Normal­verteilung angenommen werden kann (Rottmann & Auer, 2014).

Basierend auf einer kriteriumsgeleiteten Mehrfachauswahl setzt sich die finale Stichprobe ausschließlich aus Führungskräften (N=12), Change-Managerinnen und -managern (N=29), Tansformationsmanagerinnen und -managern (N=27), Personalentwicklerinnen und -entwicklern (N=30), Recruiterinnen und Recruitern (N=18), Future-Skills-Expertinnen und -Experten (N=26), Tech-Expertinnen und -Experten (N=23) sowie Perso­nen mit Verantwortung für Studierende oder Absolventinnen und Absol­venten (N=29) zusammen. Von diesen sind zudem 62 Prozent im Wirt­schafts- oder MINT-Bereich tätig. Die Altersverteilung zeigt, dass die Teilnehmenden sich überwiegend aus der Generation Y (46,5 Prozent) und der Generation Z (40,8 Prozent) zusammensetzen und zudem 12,7 Prozent der Generation X angehören (Klaffke, 2022). Abschließend identifizierten sich 31 Teilnehmende als männliche Person, 40 Teil­nehmende als weibliche Personen und keiner der Teilnehmenden als diverse Person.



Auswertung Hypothese H1

Zunächst soll durch eine ANOVA (Analysis of Variance) mit Messwieder­holung überprüft werden, ob der Megatrend der Konnektivität am meis­ten Einfluss auf das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre hat. Anhand der deskriptiven Statistik ist erkennbar, dass die Konnektivität im Durch­schnittsranking nur den zweitgrößten Einfluss auf das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre hat (M = 4.33, SD = 3.31) und damit hinter dem Megatrend New Work (M = 4,02, SD = 3.06) liegt. Im Rahmen der ANOVA zeigt der Mauly-Test auf Sphärizität keine Signifikanz (p =.808), die Sphärizität ist gegeben und ein Korrekturverfahren nicht notwendig. Die ANOVA zeigt, dass sich die Einflüsse der Megatrends in den kom­menden fünf Jahren signifikant unterscheiden (F(11, 583) = 12.95, p < .001, η² = .196). Der Megatrend Konnektivität unterscheidet sich nur von den Trendvariablen Mobilität (M = 6.89, SD = 3.17, p = .022), Gender Shift (M = 8.43, SD = 3.08, p < .001), Silver Society (M = 7.35, SD = 3.65, p < .001), Sicherheit (M = 7.46, SD = 2.94, p < .001) und Urbanisierung (M = 9.56, SD = 2.61, p < .001) signifikant. Somit kann diese Hypothese angenommen werden.



Auswertung Hypothese H2

Auch bei den Technologietrends soll überprüft werden, ob die Entwick­lung von Vertrauen in Künstliche Intelligenz der einflussreichste Techno­logietrend des Arbeitslebens der kommenden fünf Jahre ist. Hierfür wird erneut eine ANOVA mit Messwiederholung herangezogen. Anhand der Mittelwerte ist erkennbar, dass Vertrauen in Künstliche Intelligenz (M= 2.76, SD = 1.76) der einflussreichste Technologietrend des Arbeitslebens der kommenden fünf Jahre ist. Die ANOVA zeigt, dass sich die Einflüsse der Technologietrends in den kommenden fünf Jahren signifikant unter­scheiden (F(5, 245) = 8.74, p < .001, η² = .151). Es weist jedoch nur die Trendvariable Mainframe Modernisierung (M = 4,64, SD = 1,45, p < .001) einen signifikanten Unterschied zum Trend Vertrauen in Künstliche Intel­ligenz auf. Aus diesem Grund kann die Hypothese teilweise angenommen werden.



Auswertung Hypothese H3

Um die Hypothese »Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 neh­men die Digitalen Schlüsselkompetenzen in den kommenden fünf Jahren am meisten an Wichtigkeit zu.« auswerten zu können, wurde eine weitere ANOVA mit Messwiederholung durchgeführt. Basierend auf dem Frame­work FS 21 wurden zunächst die vier Kompetenzkategorien nach Jahr (2023 und 2028) aus den zugehörigen Skills und durch Berechnung des jeweiligen Mittelwerts gebildet. Anschließend wurde der Anstieg von 2023 auf 2028 in Prozent berechnet. Dafür wurde für jede Kompetenz­kategorie die Differenz der Werte aus den Jahren 2028 und 2023 ge­bildet, dieses Ergebnis mit dem Wert von 2023 dividiert und abschließend das Ergebnis mit 100 multipliziert, um einen Prozentwert zu erhalten. Die daraus resultierenden Variablen zeigen den Anstieg der Wichtigkeit in Prozent für die kommenden fünf Jahre nach Kompetenzkategorien.

Die deskriptive Statistik zeigt zunächst anhand der Mittelwerte, dass die Digitalen Schlüsselkompetenzen (M = 16.38, SD = 15.44) den größten Anstieg an Wichtigkeit aufweisen. Nach Anwendung des Korrektur­verfah­rens zeigt die korrigierte ANOVA, dass sich die Anstiege der Framework-FS-21-Kompetenzkategorien in den kommenden fünf Jahren signifikant unterscheiden (F(2.044, 143.079) = 5.28, p = .006, η² = .070). Dabei unterscheidet sich lediglich der Anstieg der Transformativen Kompeten­zen (M = 9.24, SD = 13.96, p = .001) signifikant vom Anstieg der Digitalen Schlüsselkompetenzen. Die Hypothese kann also teilweise angenommen werden.



Auswertung Hypothese H4

Auch die Hypothese »Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 sind die Transformativen Kompetenzen in den kommenden fünf Jahren die Wichtigsten Kompetenzen« wurde durch eine ANOVA mit Messwieder­holung ausgewertet. Um den Zeitraum der kommenden fünf Jahre dar­zustellen, wurden die zuvor gebildeten einzelnen Kompetenzkategorien für das Jahr 2023 und 2028 zusammengefasst, indem der Mittelwert gebildet wurde. Die daraus resultierenden Variablen zeigen die Wich­tigkeit nach Kompetenzkategorien für die kommenden fünf Jahre. Anhand der Mittelwerte ist erkennbar, dass die Transformativen Kom­petenzen (M = 5.06, SD = 0.57) den höchsten Wert für die Wichtigkeit in den kommenden fünf Jahren aufweisen. Die korrigierte ANOVA zeigt, dass sich die Wichtigkeit der Kompetenzkategorien in den kommenden fünf Jahren signifikant unterscheiden (F(2.526, 176.837) = 7.18, p = .006, η² = .093). Gegenüber den Transformativen Kompetenzen unterscheiden sich jedoch nur die Technologischen Kompetenzen (M = 4.79, SD = 0.63, p = .003) signifikant, weshalb die Hypothese teilweise angenommen werden kann.



Auswertung Hypothese H5, H5a, H5b

Ferner soll untersucht werden, inwiefern das Framework FS 21 alle rele­vanten Future Skills enthält. Hierfür wird zunächst die Subhypothese »Zwischenmenschliche Fähigkeiten sind ein weiterer Future Skill der kom­menden fünf Jahre« über einen t-Test bei einer Stichprobe geprüft. Um auch hier den Zeitraum der kommenden fünf Jahre darzustellen, wurde der Skill Zwischenmenschliche Fähigkeiten für das Jahr 2023 und 2028 zusammengefasst, indem der Mittelwert gebildet wurde. Im An­schluss wurde die Variable auf einen signifikanten Unterschied vom Testwert 3,5 untersucht. Dieser wurde als Median der Skala als neutraler Wert festgelegt und weder der Unwichtigkeit noch der Wichtigkeit zugeordnet. Der t-Wert liegt bei T = 18,00 und wird mit p < .001 signifi­kant, weshalb der Mittelwert der Zwischenmenschlichen Fähigkeiten (M = 5,20, SD = .76) signifikant über dem Testwert liegt. Somit kann die Sub­hypothese angenommen werden.

Für die Subhypothese »Führungsfähigkeit ist ein weiterer Future Skill der kommenden fünf Jahre« wurde der Skill Führungsfähigkeit für das Jahr 2023 und 2028 zusammengefasst, indem der Mittelwert gebildet wurde. Daraufhin wurde die Variable auf einen signifikanten Unterschied vom Testwert 3,5 untersucht. Der t-Wert liegt bei T = 12,99 und wird mit p < .001 signifikant.

Der Mittelwert der Führungsfähigkeit (M = 5,06, SD = 1,01) liegt somit signifikant über dem Testwert, weshalb auch diese Subhypothese ange­nommen werden kann.

Da sowohl die Zwischenmenschlichen Fähigkeiten als auch die Führungs­fähigkeit einen weiteren Future Skill der kommenden fünf Jahre darstel­len, wird die Oberhypothese »Das Framework Future Skills 2021 enthält nicht alle relevanten Future Skills« angenommen.



Auswertung Hypothese H6

Des Weiteren wurde die Hypothese »Lösungsfähigkeit ist auch in den kommenden fünf Jahren der wichtigste Future Skill« durch eine ANOVA mit Messwiederholung geprüft. Um erneut den Zeitraum der kommenden fünf Jahre abzubilden, wurde für jeden Skill das Jahr 2023 und 2028 zusammengefasst, indem der Mittelwert gebildet wurde. Die daraus resultierenden Variablen zeigen somit die Wichtigkeit jedes Skills für die kommenden fünf Jahre. Anhand der Mittelwerte ist erkennbar, dass die Lösungsfähigkeit (M = 5.33, SD = 0.75) insgesamt den zweithöchsten Wert für die Wichtigkeit in den kommenden fünf Jahren aufweist und deskriptiv hinter dem Skill Veränderungskompetenz (M = 5.36, SD = 0.75) liegt. Die korrigierte ANOVA zeigt, dass sich die Wichtigkeit der Skills in den kommenden fünf Jahren signifikant unterscheidet (F(12.509, 700.504) = 7.21, p < .001, η² = .114). Der Skill Lösungsfähigkeit unter­scheidet sich von sechs der 27 Skills signifikant, weshalb die Hypothese amgenommen werden kann.



Auswertung Hypothese H7

Abschließend wird durch eine ANOVA mit Messwiederholung geprüft, ob der Skill Data Analytics & KI die wichtigste Technologische Kompetenz in den kommenden fünf Jahren ist. Hierfür werden erneut die zuvor berech­neten Variablen der Wichtigkeit jedes Skills für die kommenden fünf Jahre herangezogen. Anhand der Mittelwerte ist erkennbar, dass Data Analytics & KI (M = 5.12, SD = 0.71) innerhalb der Technologischen Kom­pe­tenzen den höchsten Wert für die Wichtigkeit in den kommenden fünf Jahren aufweist. Die ANOVA zeigt, dass sich die Wichtigkeit der Techno­lo­gischen Kompetenzen in den kommenden fünf Jahren signifikant unter­scheidet (F(5, 285) = 14.07, p < .001, η² = .198). Data Analytics & KI unter­scheidet sich aber nur von Softwareentwicklung (M = 4.68, SD = 0.90, p = .045), Hardware-/Robotikentwicklung (M = 4.46, SD = 1.01, p < .001) und Quantencomputing (M = 4.12, SD = 0.99, p < .001) signifikant. Aus diesem Grund kann die Hypothese teilweise angenommen werden.



Ergebnisse der qualitativen Forschung

Wie bereits genannt, wurden insgesamt sechs Expertinnen- und Exper­teninterviews durchgeführt. Eine Übersicht über den Zeitpunkt des Interviews, Art des Unternehmens und den beruflichen Hintergrund der Gesprächspartnerinnen und -partner kann der Tabelle 1 in Anhang E entnommen werden. Zudem konnten durch die Interviews der Grad der Berufserfahrung im Zusammenhang mit Future Skills sowie die Zusam­men­arbeit mit Studierenden und Absolventinnen und Absolventen aus dem Wirtschafts- und MINT-Bereich abgefragt werden. Dabei gaben die Expertinnen und Experten an, sich im Rahmen von Projekten, Studien oder ihrer täglichen Arbeit mit Future Skills zu beschäftigen. Alle Exper­tinnen und Experten arbeiten eng oder übergeordnet mit Studierenden oder Absolventinnen und Absolventen zusammen.

Die Daten der Expertinnen- und Experteninterviews wurden mit Hilfe einer Codierungstabelle über MAXQDA und Excel ausgewertet. Es wurde eine zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring (2008) durchge­führt. Wie bereits erläutert, wurden die Interviews nicht transkribiert. Daher wurden die Aussagen durch die stichpunktartige Zusammenfassung bei der Dokumentation bereits paraphrasiert. Dabei wurden alle wenig inhaltstragenden Textbestandteile während des Interviews nicht notiert oder bei der Nacharbeitung gestrichen (Mayring, 2008). Im nächsten Schritt wurden die Paraphrasen generalisiert und mit wenigen Wörtern auf die wesentlichen Trends und Future Skills beschränkt. In diesem Schritt wurde zudem analysiert, welche neu genannten Trends oder Skills sich den bestehenden Kategorien zuordnen lassen können, oder ob diese neuartige Kategorien darstellen (Mayring, 2008). Im nächsten Schritt wurden die Daten einer Reduktion unterzogen, bei der die mehrmalige Nennung von Skills und Trends zusammengefasst wurde sowie die Anzahl der Nennungen vermerkt wurde (Mayring, 2008).

Durch die Vergabe von Codes je Interviewpartnerin oder -partner, Frage und Textpassage stand am Ende der Auswertung ein finaler Zahlencode, mit dem bei der inhaltlichen Auswertung präzise Bezug auf die Aussagen genommen werden kann.

Im Folgenden werden die Daten gemäß der Codierungstabelle im Anhang F ausgewertet und geprüft, inwieweit die einzelnen Hypothesen gestützt werden können. Eine statistische Ablehnung oder Annahme der Hypothe­sen ist mittels der qualitativen Daten nicht möglich.



Auswertung Hypothesen H1

Um die Megatrends nach dem Einfluss auf das Arbeitsleben der kommen­den fünf Jahre zu beurteilen, wurde die Hypothese H1 aufgestellt. Dabei wurde angenommen, dass der Trend Konnektivität am einflussreichsten ist. Bei der allgemeinen Frage nach den einflussreichsten Megatrends (siehe Code 4.0.1) wurden fünf Aussagen getroffen, die sich dem Trend Konnektivität zuordnen lassen. Dieser wurde somit am häufigsten genannt. Jeweils vier Mal wurden Trends aus dem Bereich der Neo-Ökologie sowie New Work genannt, drei Mal aus der Wissenskultur. Zu­dem wurden die Trends Silver Society, Mobilität, Globalisierung, Indivi­dualisie­rung und Urbanisierung genannt. Nach Vorlage des Temp­lates und Bitte um Einstufung der Top-3-Megatrends wurde der Trend der Konnek­tivität ebenfalls an oberster Stelle genannt, gefolgt von New Work und Neo-Ökologie (siehe Code 5.0.1). Ein Experte hat zudem angegeben, dass ein Ranking der Trends nicht sinnvoll erscheint, da alle Trends gleicher­maßen Einfluss auf Gesellschaft und Organisationen nehmen. Somit kann die Hypothese »Der Megatrend der Konnektivität hat am meisten Einfluss auf das Arbeitsleben der kommenden fünf Jahre« durch die qualitative Datenerhebung gestützt werden.



Auswertung Hypothese H2

Nach den Megatrends wurden die Technologietrends genauer betrachtet. Auch hier wurden die Expertinnen und Experten zuerst um ihre eigene Einschätzung gebeten, bevor ihnen das Template mit der Frage nach einem Ranking vorgelegt wurde. Dabei wurde gemäß Code 6.0.1 fünf Mal Bezug auf den Trend Vertrauen in Künstliche Intelligenz genommen. Jeweils vier Mal wurden Aussagen passend zu den Trends Immersives Internet und Metacloud getroffen. Beim Ranking wurde Vertrauen in Künstliche Intelli­genz fünf Mal als einflussreichster Technologietrend eingestuft, gefolgt von Flexibilisierung der Tech-Arbeitskräfte und Immersives Internet (siehe Code 7.0.1). Eine Person hat aufgrund selbst­eingeschätzter feh­lender Kompetenz keine Einschätzung in diesem The­men­bereich vorgenommen. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Hypothese »Die Entwicklung von Vertrauen in Künstliche Intelligenz ist der erfolgreichste Technologietrend des Arbeitslebens der kommenden fünf Jahre« mit den Aussagen der Expert­innen und Experten untermauert werden kann.



Auswertung Hypothese H3 und H4

Die Hypothesen H3 und H4 nehmen Bezug auf die Kategorienbildung der Kompetenzen, die den Expertinnen und Experten im Rahmen der letzten Frage im Fragenblock 3 (siehe Leitfaden im Anhang D) vorgelegt wurden. Hierbei wurden die Kompetenzen am häufigsten wie folgt eingestuft: An erster Stelle und damit als wichtigste Kompetenz wurden die Klassischen Kompetenzen angesehen (siehe Code 15.0.1). An zweiter Stelle stehen die Transformativen Kompetenzen, gefolgt von den Digitalen Kompetenzen und den Technologischen Kompetenzen. Zwei Interviewpartnerinnen und -part­ner haben kein Ranking vorgenommen und dieses mit dem Zusam­men­spiel und der Relevanz aller Kompetenzen gleichermaßen begründet.

Somit scheinen Klassische Kompetenzen mit zugehörigen Skills wie Lösungs­fähigkeit, Kreativität oder Resilienz weiterhin den höchsten Stellenwert zu haben. Bei der Frage, inwieweit eine Diskrepanz zwischen benö­tigten Skills und vorhandenen Skills bei berufseinsteigenden Absolventinnen und Absolventen besteht, wurde gemäß Code 11.0.1 mit je zwei Nennungen Bezug auf die Skills Digital Ethics, Innovationskompetenz, Zwi­schenmenschliche Fähigkeiten und Unternehmerisches Handeln & Eigen­initiative genommen. Ebenfalls einmal genannt wurden Kreativität, Resi­lienz, Kommunikationsfähigkeit, Präsentationsfähigkeit, Urteils­fähigkeit, Führungsfähigkeit und allgemein Klassische Kompetenzen (siehe Code 11.0.1). Digital Ethics lassen sich den Digitalen Schlüssel­kompetenzen zuor­dnen, Innovationskompetenz den Transformativen Kompetenzen. Unterneh­merisches Handeln & Eigeninitiative, Kreativität, Resilienz sowie die explizite Nennung von Klassischen Kompetenzen im Allgemeinen las­sen ebenfalls darauf schließen, dass diese Kompetenzen aus Sicht der Expertinnen und Experten am meisten an Wichtigkeit zunehmen werden.

Hypothese H3 »Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 nehmen Digitale Schlüsselkompetenzen in den kommenden fünf Jahren am meisten an Wichtigkeit zu« und Hypothese H4 »Im Rahmen des Frameworks Future Skills 2021 sind Transformative Kompetenzen in den kommenden fünf Jahren die Wichtigsten Kompetenzen« können damit nur teilweise gestützt werden. Zugehörige Skills wurden zwar genannt und die Kompetenzen im Ranking auf Platz 2 und 3 eingestuft, jedoch scheinen die Klassischen Kompetenzen einen höheren Stellenwert einzunehmen.



Auswertung Hypothese H5, H5a, H5b

Mit Hypothese H5 soll überprüft werden, ob das Framework FS 21 alle relevanten Skills enthält. Gemäß den Codes 8.0.1 und 10.0.1 wurden nach absteigender Anzahl der Nennungen folgende Skills genannt, die keinem Future Skill aus dem Framework zugeordnet werden können: Kommuni­ka­tions­fähigkeit, Kollaborationsfähigkeit, Zwischenmenschliche Fähig­keiten, Lernbereitschaft, Empathie, Netzwerkfähigkeit, Emotionale Intelligenz, Auf­fassungsfähigkeit, Führungsfähigkeit, Begeisterungs­fähigkeit, Flexibilität, Lebenslanges Lernen und Kollaborationsfähigkeit. Die Nennungen von Empathie, Kollaborationsfähigkeit, Kommunikations­fähigkeit sowie die explizite Nennung von Zwischenmenschlichen Fähigkeiten untermauern die Hypothese H5a »Zwischenmenschliche Fähigkeiten sind ein weiterer Future Skill der kommenden fünf Jahre«. Auch Hypothese H5b »Führungsfähigkeit ist ein weiter Future Skill der kommenden fünf Jahre« wird durch die Aus­sagen der Expertinnen und Experten gestützt. Zudem scheint vor allem die Lernbereitschaft und das Lebenslange Lernen einen großen Stellenwert einzunehmen.



Auswertung Hypothese H6 und H7

Um die Hypothesen H6 »Lösungsfähigkeit ist auch in den kommenden fünf Jahren der wichtigste Future Skill« und H7 »Data Analytics & KI ist die wich­tigste Technologische Kompetenz der kommenden fünf Jahre« auszuwerten, wird der Code 8.0.1 betrachtet. Auf die Frage, welche Skills heute schon wichtig sind und in den kommenden fünf Jahren noch wich­tiger werden, haben die Expertinnen und Experten Aussagen getroffen, die sich den folgenden Future Skills aus dem Framework zuordnen lassen: Digital Literacy (5 Mal), Digital Ethics (4 Mal), Veränderungskompetenz (4 Mal), Data Analytics & KI (4 Mal), Innovationskompetenz (3 Mal), Mis­sions­orien­tierung (3 Mal), Resilienz (3 Mal), Kreativität (2 Mal), Lösungsfähigkeit (3 Mal), Agiles Arbeiten (2 Mal), Digitale Kollaboration (2 Mal) sowie Dialog- und Konfliktfähigkeit (2 Mal). Jeweils einmal genannt wur­den Digital Learn­ing, Urteilsfähigkeit, Interkulturelle Kommunikation und Nutzerzentrier­tes Design. Somit kann Hypothese H6 nicht durch die Interviewaussagen gestützt werden, da andere Future Skills deutlich öfter genannt wurden. Im Gegensatz dazu kann die Hypothese H7 durch die Aussagen der Expertinnen und Experten vollständig untermauert werden. Data Analytics & KI wird mit vier Erwähnungen am häufigsten genannt und scheint damit den höchsten Stellenwert innerhalb der Technolo­gischen Kompetenzen zu haben.

Da ein Fokus der Forschung darauf liegt, welche Future Skills Wirtschafts- und MINT-Studierende brauchen, um auf das Arbeitsleben vorbereitet zu sein, wurde ebenfalls ausgewertet, welche Skills bei Berufseinstieg er­wartet werden (siehe Code 12.0.1) und welche Skills nach dem Einstieg vom Unternehmen vermittelt werden können, beziehungsweise im Unternehmen erlernbar sind (siehe Codes 13.0.1 und 14.0.1). Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem Klassische Kompetenzen und Zwischen­mensch­liche Fähigkeiten von Studierenden und Berufseinsteigenden erwartet werden. Daraus kann auch unter Betrachtung des Codes 13.0.1 abgeleitet werden, dass Hochschulen und Universitäten ihre Lehre auf die Vermitt­lung dieser Kompetenzen und Fähigkeiten anpassen sollten. Zudem wur­den unter anderem Digitale Schlüsselkompetenzen, Präsenta­tions­fähig­keit und Selbstbewusstsein genannt. Im Unternehmen erlern­bare Skills sind gemäß Code 14.0.1 Technologische Kompetenzen, Digitale Schlüssel­kompe­tenzen sowie Fachliche Kompetenzen.



Ergebnisdiskussion

Nachfolgend werden die Ergebnisse der quantitativen und der qualita­tiven Forschung zusammengeführt und diskutiert.

Bei der Auswertung der Forschungshypothese H1 sind bei beiden Erhe­bungsmethoden teilweise überschneidende Ergebnisse entstanden. Während die Konnektivität auf Basis der deskriptiven Betrachtung der quantitativen Auswertung den zweiten Platz des Rankings der einfluss­reichsten Megatrends einnimmt, wurde sie bei der Einordnung durch die Expertinnen und Experten auf den ersten Platz gewählt. Des Weiteren wurde die Konnektivität bei den freien Nennungen von den Expertinnen und Experten am häufigsten erwähnt. Die Diskrepanz der Platzierungen kann womöglich durch die unterschiedlichen Erhebungsformen begrün­det werden, da bei der quantitativen Umfrage alle Megatrends eingeord­net werden sollten, während bei den Expertinnen und Expertenbefra­gungen eine Top 3 ausgewählt werden sollte. Insgesamt kann die Hypo­these auf Basis der Ergebnisse weder verworfen noch angenommen wer­den. Dennoch wird der Einfluss und die damit einhergehende Relevanz der Konnektivität zusammenfassend klar.

Bei der Erhebung und Auswertung der Forschungshypothese 2 wurde analog zur H1 verfahren. Hierbei konnten die quantitativen Ergebnisse ebenfalls teilweise von den qualitativen Ergebnissen unterstützt werden. Der Technologietrend Vertrauen in Künstliche Intelligenz wurde bei bei­den Rankingmethoden als einflussreichster Trend bewertet. Die Auswer­tung der Befragung zeigt jedoch mit Ausnahme der Trendvariable Main­frame-Modernisierung keine signifikanten Unterschiede zu den anderen Techno­logietrends. Obwohl es im Gegensatz zu der Zusammenführung von H1 bei H2 keine Unterschiede im Ranking gibt, muss trotzdem auf die unterschiedlichen Erhebungsformen und die dadurch potenziell entstan­denen Beantwortungsunterschiede hingewiesen werden. Der Gesamt­betrach­tung zufolge kann H2 angenommen werden.

Bei der Formulierung von H3 wurde davon ausgegangen, dass aufgrund des starken Einflusses des Megatrends Konnektivität die Wichtigkeit der Kategorie Digitale Schlüsselkompetenzen am stärksten zunehmen wird. Die quantitative Untersuchung bestätigt diese Hypothese teilweise. Je­doch konnten nur signifikante Unterschiede zwischen den Digitalen und Transformativen Kompetenzen festgestellt werden. Die befragten Exper­tinnen und Experten gehen im Gegensatz dazu zusammenfassend davon aus, dass nach wie vor die Kategorie Klassische Kompetenzen am wichtig­sten ist. Aufgrund der fehlenden Signifikanz und der divergierenden Meinungen zwischen den Forschungsansätzen kann zu H3 zusammen­fassend keine eindeutige Entscheidung getroffen werden. Ein starker Wichtigkeitszuwachs der Kategorie Digitale Schlüsselkompetenzen wird jedoch klar ersichtlich.

Die Zusammenführung der Forschungsmethoden bei H4 zeigt ähnliche Ergebnisse wie bei H3. Die Kategorie Transformative Kompetenz wurde quantitativ marginal wichtiger bewertet als die Kategorien Klassische Kompetenz und Digitale Schlüsselkompetenz. Die Kategorie Technolo­gische Kompetenz wurde signifikant unwichtiger als die Transformativen Kompe­tenzen bewertet. Wie bereits bei H3 aufgeführt, wurden die Klassischen Kompetenzen von den Befragten am wichtigsten bewertet. Insgesamt kann H4 deshalb nicht auf Basis dieser Untersuchung bestätigt werden. Unabhängig von den Signifikanzen zeigt sich jedoch, dass die Kategorien im Vergleich zum Framework FS 21 (Stifterverband & McKinsey & Com­pany, 2021) in ihrer Bedeutung enger zusammenrücken.

Des Weiteren wurde davon ausgegangen, dass aufgrund der unterschied­lichen Ergebnisse der untersuchten Studien zum Thema Future Skills weitere Future Skills abseits des Frameworks FS 21 (Stifterverband & McKinsey & Company, 2021) existieren. Beide Untersuchungsmethoden unterstützen H5, H5a und H5b. Deshalb können die Skills Zwischen­mensch­liche Fähigkeiten und Führungsfähigkeit auf Basis dieser Ergeb­nisse ebenfalls als Future Skills betrachtet werden. Über die mit den Hypo­thesen untersuchten Skills hinaus wird durch Betrachten der Werte und der in den Interviews genannten zusätzlichen Skills klar, dass Lebenslanges Lernen/Lernagilität/Lernkompetenz, Kommunikation, Teamwork und Koope­ration und Organisationsfähigkeit ebenfalls Future Skills darstellen.

Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit zeigen darüber hinaus, dass sich die Wichtigkeit einzelner Skills seit dem Framework FS 21 (Stifterverband & McKinsey & Company, 2021) verändert hat. Der Skill Lösungsfähigkeit ist unter deskriptiver Betrachtung der quantitativen Methodik und unter Betrachtung der genannten Skills in Code 8.0.1 nicht mehr der als am wichtigsten betrachtete Future Skill. Jedoch ist festzustellen, dass die Lösungsfähigkeit aufgrund des zweiten Platzes weiterhin von enormer Bedeutung ist. Der bereits einleitend beschriebene zunehmende Wandel der Arbeitswelt ist vermutlich der Auslöser für die nun als noch wichtiger eingeschätzte Veränderungsfähigkeit.

Abschließend wurde mit H7 die Kategorie Technologische Kompetenzen untersucht. Diese Hypothese kann zusammenfassend bestätigt werden, da die qualitative Forschung die Wichtigkeit von Data Analytics & KI klar beweist. Die quantitative Auswertung zeigt, dass Data Analytics & KI der wichtigste technologische Skill ist, die Signifikanz konnte jedoch lediglich gegenüber drei der fünf weiteren untersuchten Skills bewiesen werden. Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit Überschnei­dungen mit dem Framework FS 21 (Stifterverband & McKinsey & Com­pany, 2021) bei der Auswertung der Technologischen Skills, da diese in beiden Untersuchungen im Vergleich zu den anderen Skills abfallen.

Insgesamt konnten durch den Mixed-Methods-Ansatz weitgehend kom­plementäre Ergebnisse betrachtet werden, aufgrund dessen einige Hypo­thesen bestätigt werden können. Inwieweit sich daraus Handlungs­empfeh­lungen für die Hochschulen ableiten lassen, wird in Kapitel 5 näher erläutert.



Limitationen

Wie viele Forschungsarbeiten weist auch die vorliegende wissenschaft­liche Arbeit Limitationen auf, die im Hinblick auf die Ergebnisse berück­sichtigt werden müssen. Einerseits gilt zu beachten, dass die Repräsen­tativität möglicherweise eingeschränkt sein könnte, da die Stichproben­größe mit N = 71 vergleichsweise klein ist. Zudem beschäftigen sich zwar alle Teilnehmende mit den relevanten Themenbereichen, jedoch sind nicht alle im Wirtschafts- und MINT-Bereich tätig. Darüber hinaus wurden die Megatrends und die Technologietrends nicht von allen Teilnehmenden vollständig gerankt und auch die Bewertung der Future Skills erfolgte nicht durch alle Teilnehmenden in vollem Umfang, weshalb bestimmte Fälle ausgeschlossen werden mussten. Aus diesem Grund variiert die Stichprobengröße im Rahmen der statistischen Auswertung der Hypo­thesen, was zu Verzerrungen der Ergebnisse führen könnte.



5 Handlungsempfehlungen

Die Ergebnisse der Umfrage und der Expertinnen- und Experteninter­views zeigen, dass sich die Arbeitswelt durch das Wirken der Megatrends (Abbildung 1) und der Technologietrends (Abbildung 2) weiterhin stark wandeln wird. Damit Hochschulen praxisrelevante Skills vermitteln kön­nen, werden auf Basis dieser Arbeit vier konkrete Handlungsempfeh­lungen ausgesprochen.

Abbildung 1 Ranking der Megatrends

[Quelle: eigene Darstellung]

Abbildung 2 Ranking der Technologietrends

[Quelle: eigene Darstellung]



Die Auswertungen der Untersuchung verdeutlichen, dass die Konnek­tivität die Digitalisierung in den Unternehmen vor allem in Form von Einsatz Künst­licher Intelligenz enorm vorantreiben wird. Dies zeigt sich auch in der Bedeutungszunahme der entsprechenden Kompetenzen, wobei die Kate­gorie der Digitalen Schlüsselkompetenzen am stärksten zugenommen hat (Abbildung 3). Für die Hochschulen lässt sich daraus klar ableiten, dass diese Trends weiterhin genau beobachtet werden müssen und die Vermittlung von Digitalen Schlüsselkompetenzen analog zur dargestellten Entwicklung intensiviert werden muss.

Abbildung 3 Anstieg der Skillkategorien

[Quelle: eigene Darstellung]



Darüber hinaus wird auf Basis der Ergebnisse deutlich, dass die Unter­nehmen von den Absolventinnen und Absolventen eine besonders hohe Ausprägung der Kategorie Klassische Kompetenzen und des Skills Zwi­schen­menschliche Fähigkeiten erwarten, da die weiteren Skills nach Meinung der Expertinnen und Experten von den Unternehmen selbst leichter vermittelt werden können. In den Interviews wurde aber auch deutlich, dass unter anderem bei diesen genannten Skills eine Diskrepanz zwischen der erwarteten und der tatsächlichen Ausprägung bei den Ab­solventinnen und Absolventen besteht. Die Fokussierung auf die praxis­nahe und bedarfsorientierte Vermittlung dieser Skills zum Beispiel in Form von Gruppen­arbeiten kann daher als weitere Handlungsempfehlung formuliert werden.

Des Weiteren deuten die allgemein hohen Ausprägungswerte der Future Skills darauf hin, dass Absolventinnen und Absolventen stärker genera­listisch ausgebildet werden müssen.

Dies wurde auch von den Expertinnen und Experten beiläufig angemerkt und insofern ergänzt, dass Studierende darauf besonders gut durch das Arbeiten in interdisziplinären Teams vorbereitet werden können. Eine weitere Möglichkeit, ein generalistisches Skillset bei Studierenden auf­zubauen, sind die von dem Digitalisierungskollegs geplanten Selbstlern­einhei­ten. Auf dieser Basis ist eine Erweiterung des Studienangebots für generalistische Lernformate in den dargestellten Formen zu empfehlen.

Damit die Vermittlung von aktuellen Future Skills erfolgreich umgesetzt werden kann, ist es wichtig, weiterhin im direkten Austausch mit der Arbeits­welt zu stehen und dieses Forschungsformat zu wiederholen. Durch eine Intensivierung dieser Zusammenarbeit und durch aktuelle Forschungsergebnisse erhalten die Hochschulen direktes praxis- und branchennahes Wissen, mit dem die Lernformate so angepasst werden können, dass die Absolventinnen und Absolventen noch besser auf die zukünftigen Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden.



5 Weitere Forschung

Mithilfe dieser Studie konnten weitere aktuelle Erkenntnisse zum Thema Future Skills gewonnen werden. Damit schließt sich die Ausarbeitung an eine Vielzahl an Studien zu dieser Thematik an. Wie dargestellt passen die Ergebnisse dieser Untersuchung nicht zu denen aus dem Framework FS 21 (Stifterverband & McKinsey & Company, 2021), welche die Unter­such­ungs­basis darstellte. Dies zeigt unter anderem, dass die Megatrends die Arbeitswelt insofern weiterentwickelt haben, dass sich der Stellenwert der einzelnen Skills seit 2021 geändert hat. Deshalb sollte dieser For­schungs­ansatz innerhalb eines festgelegten Zeitraums regelmäßig wieder­holt werden, damit in der Lehre weiterhin berufsrelevante Skills vermittelt werden können.

Des Weiteren können die divergierenden Ergebnisse der Studien durch den regionalen Faktor erklärt werden. Je nach Region können auf Basis festsitzender Unternehmen unterschiedliche Skills für den Berufsalltag wichtig sein. Aufgrund dessen ist eine Untersuchung in weiteren Regio­nen zu empfehlen.

Obwohl Future Skills per Definition als branchenübergreifend beschrie­ben werden, hat sich diese Studie auf den Bereich Wirtschaft und MINT fokussiert. Je spezifischer diese Untersuchung durchgeführt wird, desto besser können die benötigten Skills bestimmt werden. Aus diesem Grund ist eine Fokussierung und Ausweitung der Forschung auf weitere Be­reiche empfehlenswert. Weitere Forschungsarbeiten zu diesem Thema sollten die in Kapitel 4 aufgezeigten Grenzen der Forschung berück­sichtigen.



6 Fazit

Abschließend lässt sich feststellen, dass mit den oben erläuterten Er­kennt­nissen ein wichtiger Beitrag zur Future-Skills-Forschung geleistet werden konnte. Zudem hat sich gezeigt, dass die Erhebung von Daten rund um die Themen Future Skills, Megatrends und Technologietrends einen hohen Stellenwert in der beruflichen Praxis von Expertinnen und Experten, Führungskräften, Personalentwicklerinnen und -entwicklern sowie Recruiterinnen und Recruitern einnimmt. 33 der Umfrageteilneh­menden und alle Expertinnen und Experten aus den Interviews haben angegeben, die Ergebnisse der Forschung im Nachgang erhalten zu wollen. Daher sollten diese Themen weiterhin in regelmäßigen Abständen durch das Digitalisierungskolleg erhoben werden. Als Grundlage für die Erhebungen könnte auch in den nächsten Jahren der vorliegende Um­frage­bogen und der Interviewleitfaden verwendet werden, um die Ver­gleichbarkeit und Aussagekraft der Ergebnisse zu erhöhen. Die Zusam­men­arbeit von Hochschulen und Universitäten im Bereich der Future-Skills-Forschung gekoppelt mit entsprechenden didaktischen Konzepten und deren Erprobung ist essenziell, um die Lehre bestmöglich an den aktuellen Bedarf an Skills anzupassen und die Studierenden damit optimal auf den Berufseinstieg vorzubereiten.



Anhang

Tabelle 1 Erarbeitete Literaturanalyse Future Skills Teil 1

[Literaturquellen: AgenturQ, 2021; Ehlers, 2022; McKinsey Global Institute, 2017; StepStone & Kienbaum Institut, 2021; Stifterverband & McKinsey & Company, 2018; Stifterverband & McKinsey & Company, 2021; Quacquarelli Symonds, 2018; Weriz, 2022]

[Quelle: eigene Darstellung]

Tabelle 2 Erarbeitete Literaturanalyse Future Skills Teil 2 Zusätzliche Kompetenzen

[Literaturquellen: AgenturQ, 2021; Ehlers, 2022; McKinsey Global Institute, 2017; StepStone & Kienbaum Institut, 2021; Stifterverband & McKinsey & Company, 2018; Stifterverband & McKinsey & Company, 2021; Quacquarelli Symonds, 2018; Wertiz, 2022]

[Quelle: eigene Darstellung]



¹ Im Rahmen des Kurses wird Wert darauf gelegt, verschiedene Methoden auszuprobieren; somit wird hier auf die Transkription verzichtet.



DIE AUTORINNEN UND AUTOREN

Lisa Besler, Antonia Neppl, Sabrina Scherm und Johannes Seidl sind Studie­rende im 3. Semester ihres Masterstudiums M.Sc. Angewandte Wirtschafts­psychologie und widmeten sich im Rahmen eines Kursprojekts dem Thema Future https://cdn-i.pageflow.io/main/image_files/processed_attachments/000/542/831/v1/medium/1-6-portrait_l-besler.webpSkills.



Ruhul Amin Noel ist ein versierter Experte mit zwölf Jahren Erfahrung in der Personal- und Organisationsentwicklung. Er hat einen Masterabschluss in Internationalem Management und Nachhaltigkeit. Derzeit ist er als wissen­schaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden in der Weiden Business School (WEBIS) sowie dem Institute of Psychology & Behaviroal Science (IPBS) tätig, wo er seine praktische Erfahrung mit akademischem Fachwissen ver­bin­det. Er bildet sich leidenschaftlich gern weiter und freut sich darauf, sein Wissen im Rahmen seiner Promotion zu vertiefen.



Prof. Dr. Gabriele M. Murry ist berufen auf die Professur Wirtschafts­psychologie an der Weiden Business School (WEBIS) der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden. Dort leitet Murry den Studiengang M.Sc. Angewandte Wirtschaftspsychologie sowie das Institute of Psychology & Behaviroal Science (IPBS). In der Lehre vertritt sie einen huma­nistischen Ansatz aus der positiven Psychologie heraus, wobei sie sehr stark auf persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung setzt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind im Bereich Future Skills, dem Umgang mit diversen Gruppen, Media Framing sowie auch der Mensch-Maschine-Interaktion angesiedelt. Im Bereich der hochschulischen Weiterbildung leitet sie eine Coachingausbildung zum Business Coach, in der sie den systemischen Ansatz inklusive Aufstellungsarbeit vertritt.



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07 · FUTURE SKILLS: PERSPEKTIVE DES BETRIEBLICHEN BILDUNGSPERSONALS UND DER INTERESSENVERTRETUNG ⸺

JANA WIENBERG · RAMONA BUSKE · MARTIN ALLESPACH University of Labour (Frankfurt am Main)

Im folgenden Beitrag wird ein Begriff von Future Skills begründet, der sich nicht alleine auf technische Beherrschbarkeit und ökonomische Verwertung bezieht, sondern zukünftige Entwicklungen in ihren gesell­schaftlichen und betrieblichen Zusammenhängen erfasst und diese in Bezug setzt zu persönlichen Entwicklungsperspektiven und Handlungs­kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daraus ergibt sich für die betriebliche Aus- und Weiterbildung eine ganz besondere Funktion. Für diesen Beitrag wird deshalb ein empirischer Zugang aus der Perspektive des betrieblichen Bildungspersonals und der betrieb­lichen Interessenvertretung gewählt.



1 Herausforderungen der Transformation

Future Skills bilden diejenigen Fähigkeiten ab, die es den betrieblichen Akteuren ermöglichen, die beruflichen Herausforderungen der Zukunft bestmöglich zu meistern (Ehlers, 2020). Diese Herausforderungen sind vielfältig. Sie beziehen sich etwa auf Transformation (Hirsch-Kreinsen, 2020; Schäfer & Ebersbach, 2021), wie sie durch den Klimawandel und die Digitalisierung/KI (Huchler, 2023) ausgelöst werden. Zu diesen Heraus­forderungen gehört aber zunehmend ebenso das kollegiale, soziale und demokratische Miteinander – auch im Betrieb. Der betrieblichen Bil­dungs­arbeit kommt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zu (Deutscher Gewerkschaftsbund & Deutsche Kommission Justitia et Pax, 2021; Zika et al., 2019). So kann nur durch Einbeziehung der Ideen und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb ein transformativer Umbau gelingen (Otto, 2021).

Der Komplexität des Nachhaltigkeitsgedankens und der Formulierung von Future Skills lässt sich nur durch die Einbindung der Akteure im Feld der Berufsbildung beteiligungsorientiert begegnen. Im Rahmen des Beitrags soll die Zielgruppe des betrieblichen Bildungspersonals und der Interessenvertretungen¹ als Multiplikatoren der Berufsbildung näher betrachtet und im Umgang mit zukunftsrelevanten Kompetenzen (Future Skills) untersucht werden. Daher wurde eine qualitative Befragung durchgeführt. Ergebnisse der leitfadengestützten Interviews mit dem betrieblichen Bildungspersonal und den Interessenvertretungen zum Thema nachhaltige Aus- und Weiterbildung und zu den dafür erforderlichen Future Skills werden vorgestellt und diskutiert. Konkret wird folgenden Fragen nachgegangen:

  • Welches Verständnis von Future Skills besteht bei den Befragten?
  • Wie wird mit den Bildungsbedarfen im Betrieb konkret umgegangen?
  • Welche Future Skills erscheinen aktuell sowie aus einer kurz- und mittelfristigen Perspektive erforderlich?

Der Beitrag widmet sich im zweiten Abschnitt einer kurzen Einordnung in den aktuellen Diskussions- und Forschungsstand zu Future Skills. Im dritten Abschnitt wird ausgehend vom Bildungsverständnis, das dieser Arbeit zugrunde liegt, erörtert, welche grundlegenden Vorstellungen die Basis unserer Betrachtung von Future Skills bilden.

Der vierte Abschnitt nimmt die theoretische Rahmung der Arbeit vor: Es werden die verschiedenen Möglichkeiten der Weiterbildungsplanung im Kontext der Future Skills betrachtet. Dabei werden nicht nur das Ver­ständ­nis und die Grundannahmen, sondern auch verschiedene Pers­pek­tiven im Umgang mit Future Skills aufgezeigt.

Abschnitt fünf widmet sich den Forschungsfragen und dem Erkennt­nis­interesse der Arbeit. Es wird das methodische Vorgehen der Unter­suchung dargelegt. Die Ergebnisdarstellung und Diskussion erfolgen im sechsten Abschnitt. Hier werden die empirischen Befunde im Kontext der Forschungsfragen diskutiert, die im Fokus stehenden Kompetenzen in der betrachteten Praxis herausgearbeitet. Ebenso werden die Umgangsweisen mit Weiter­bildungsbedarfen sowie die Planungen dargelegt und in die theoretischen Überlegungen eingeordnet.

Im siebten Abschnitt erfolgt ein Ausblick auf mögliche Anschlussfragen und es wird die Relevanz der gewonnenen Erkenntnisse für die Praxis und die Wissenschaft beleuchtet.

2 Diskussionsstand und Verortung des Beitrags

Der Beitrag untersucht Future Skills aus der Perspektive des betrieb­lichen Bildungspersonals und der Interessenvertretungen und wendet sich direkt der Arbeitswelt und der Sphäre der betrieblichen Aus- und Weiter­bildung zu. Als Future Skills werden Kompetenzen oder Kom­pe­tenzbündel diskutiert, die im Kontext der gegenwärtigen Trans­forma­tionsprozesse für die Bewältigung der zukünftigen gesellschaft­lichen und technolo­gischen Herausforderungen fundamental sind (Abschnitt 1). Damit ist es notwendig, dass Personen unabhängig von ihrer jeweiligen aktuellen Bildungsetappe (zum Beispiel Hochschule, Schule oder Erwerbstätigkeit) Future Skills (weiter-)entwickeln beziehungsweise erwerben.

Der Blick auf diese Kompetenzen erfolgt vornehmlich aus der Perspektive der (bestmöglichen) Vorbereitung der Hochschulabsolventinnen und -ab­solventen auf die technologischen und gesellschaftlichen Herausfor­de­rungen der Arbeitswelt. Damit erscheint die Diskussion um zukunfts­rele­vante Kompetenzen zuvorderst als eine Auseinandersetzung im Hoch­schul­sektor: So ermitteln Kotsiou et al. (2021, S.179) in einer Meta­analyse von Future Skills nur einen Bruchteil von Frameworks, die explizit beruf­liche Zwecke und Fachkräfte betreffen. Die deutliche Mehrheit von Frame­works bezieht sich auf den Bereich der höheren Bildung und/oder darunter, das heißt hochschulische beziehungsweise schulische Bildung. Kalz (2023) stuft die Diskussion um Future Skills mit Blick auf Deutsch­land als Trend im Diskurs der Hochschulbildung ein, welcher mit der Kritik verbunden ist, dass Hochschulen stärker anschlussfähig an die Arbeitswelt sein müssten (Kalz, 2023, S. 333).

Der hochschulische Blickwinkel drückt sich auch im identifizierten Forschungsstand nach Ehlers (2020) aus. Der Forschungsstand zu Future Skills lässt sich hauptsächlich entlang drei Strömen nachzeichnen: zum einen den Forschungsarbeiten zu Merkmalen von (Hochschul-)Absolven­ten; zum zweiten den Publikationen zum Bereich 21st Century Skills, sowie drittens dem Bereich der Employability-Forschung (Ehlers, 2020, S. 117–118). Dabei geht es in der Mehrheit der Studien um die von Arbeitgebern als wichtig erachteten Kompetenzen und die Vorbereitung der Hoch­schulabsolventinnen und -absolventen beziehungsweise um Analysen der Hochschulcurricula (Ehlers, 2020, S. 118–121).

Der vorliegende Beitrag möchte mit seinen skizzierten Fragestellungen (Abschnitt 1) Hinweise darauf geben, inwieweit Future Skills in der betrieb­lichen Aus- und Weiterbildung wahrgenommen werden, welche Future Skills besonders identifiziert werden können und wie mit den Weiter­bil­dungs­bedarfen für deren Erwerb in den Unternehmen umgegangen wird. Soweit ersichtlich, wird betriebliche Ausbildung beziehungsweise Bildung in vorhandenen Analysen zu Future Skills weitgehend ausgeblendet². Um ein Begriffsverständnis von Future Skills für den vorliegenden Beitrag zu Bildungsbedarfen im Betrieb zu skizzieren, soll zunächst das zugrunde liegende Verständnis von Bildung dargelegt werden.

3 Zugrunde liegendes Bildungsverständnis und Begriffsklärung

Qualifizierung und betriebliche Weiterbildung werden in der (betrieb­lichen) Praxis häufig synonym verwendet. Es macht aber, begrifflich wie in Bezug auf die konkrete Gestaltung der Lehr-Lern-Prozesse, einen Unterschied, auf welches Konzept rekurriert wird. Der Qualifizierungs­begriff legt den Schwerpunkt auf die Erlangung von anforderungs­bezogenen Kompetenzen; es geht um die Anpassung an technische und organisatorische Veränderungen. Der Weiterbildungsbegriff geht über die Vermittlung von spezifischen, verrichtungsorientierten Fähigkeiten und Fertigkeiten hinaus. Ein kritisch-konstruktiver Bildungsbegriff (Klafki, 1995), wie wir ihn diesem Artikel zugrunde legen, verweist auf Kategorien »wie umfassende berufliche Handlungskompetenz (sie bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, in beruflichen Kontexten eigenständig, flexibel und verantwortungsbewusst zu handeln), Mündigkeit, Teilhabe, Emanzi­pation und Persönlichkeitsentwicklung« (Allespach, i. E., o. S.). Für die Weiterbildung verweist dies auf die Befähigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, betriebliche, gesellschaftliche, ökonomische, organisa­torische und technologische Strukturen kritisch zu reflektieren und aktiv mitzugestalten. Es geht um berufliche Tüchtigkeit und berufliche Mündigkeit (Jungkunz, 1995).

Berufliche Tüchtigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, die an einen bestimm­ten Beruf oder eine berufliche Rolle gestellten Anforderungen effektiv und effizient zu erfüllen. Dies umfasst sowohl die fachlichen Kompe­ten­zen als auch die praktischen Fähigkeiten und das technische Wissen, die für die Ausführung spezifischer beruflicher Aufgaben erforderlich sind (Meueler, 2005). Berufliche Mündigkeit geht über die reine Ausführung von Aufgaben hinaus und betont die Fähigkeit zur Selbst­bestimmung, kritischen Reflexion und Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Berufliche Mündigkeit beinhaltet das Ver­ständnis für die sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der eigenen Arbeit sowie die Fähigkeit, ethische Entscheidungen zu treffen und für diese einzu­stehen. Sie fördert die Entwicklung der Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter, die nicht nur in ihrem Beruf kompetent sind, sondern auch aktiv an der Gestaltung einer gerechteren und humanen Arbeitswelt und Gesellschaft teilnehmen (Allespach, 2005).

Ein kritisches Bildungsverständnis muss folglich eine Lernkultur fördern, die nicht nur auf die Vermittlung von Fähigkeiten abzielt, sondern auch die Entwicklung des individuellen Bewusstseins für gesellschaftliche Ver­antwortung und ethisches Handeln unterstützt. Dies trägt dazu bei, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur in der Lage sind, ihre Arbeit kompetent auszuführen (berufliche Tüchtigkeit), sondern auch befähigt werden, selbstbestimmt zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und einen positiven Beitrag zum Arbeitsplatz und zur Gesellschaft zu leisten (berufliche Mündigkeit).

Ein kritisches Bildungsverständnis integriert diese Kompetenzen in den Lernprozess, indem es nicht nur den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten, sondern auch die Entwicklung eines bewussten und reflektierten Ver­ständnisses für die Rolle des Einzelnen in Betrieb und Gesellschaft betont. Dieses Bildungsverständnis fördert eine ganzheitliche Sichtweise, die kritisches Denken, soziales Engagement und ethische Verantwortung als untrennbare Bestandteile der beruflichen und persönlichen Entwicklung versteht (Allespach, 2005).



3.1 Vom kritischen Bildungsverständnis zu Future Skills

Bezogen auf Future Skills beschreibt der Rekurs auf einen kritisch-konstruk­tiven Weiterbildungsbegriff und auf berufliche Mündigkeit einen kontextuellen Rahmen, der über die unmittelbaren Erfordernisse des Arbeitsplatzes hinausgeht.

Statt etwa lediglich technische Fähigkeiten zu vermitteln, wird ein tief­greifendes Verständnis darüber gefördert, wie digitale Technologien betriebliche und gesellschaftliche Prozesse beeinflussen. Es ermutigt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, über die ethischen Implikationen des Technologieeinsatzes nachzudenken und digitale Werkzeuge verant­wortungsvoll einzusetzen.

Solidarisches Handeln, gesellschaftliche Verantwortung und kritische Reflexion sind zentrale Elemente, die unseres Erachtens in Diskussionen zu Future Skills weiterhin verstärkt diskutiert werden sollten:

  • Solidarisches Handeln und gesellschaftliche Verantwortung beziehen sich auf das Bewusstsein und Engagement von Individuen und Organi­sationen, zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beizu­tragen.
  • Kritische Reflexion versteht sich als Fähigkeit, bestehende Annahmen, Praktiken und Machtstrukturen zu hinterfragen und eine tiefgreifende Analyse der eigenen Rolle innerhalb sozialer, ökonomischer und öko­logischer Systeme vorzunehmen. Kritische Reflexion ermöglicht es, komplexe Probleme zu erkennen, innovative Lösungen zu entwickeln und ethisch verantwortungsvoll zu handeln.

Diese Kompetenzen sind essenziell für Future Skills, da sie die Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter befähigen:

  • anpassungsfähig und resilient in einer sich schnell wandelnden Welt zu sein, indem sie nicht nur technologische Veränderungen, sondern auch soziale und ökologische Herausforderungen berücksichtigen,
  • innovativ und kreativ Probleme zu lösen, indem sie über traditionelle Lösungsansätze hinausdenken und das Wohl der gesamten Gesellschaft einbeziehen,
  • ethisch und verantwortungsvoll zu handeln, indem sie die langfristigen Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf Menschen und die Umwelt bedenken.



3.2 Kritische Reflexion durch transformatives Lernen

Im Zusammenhang mit den Notwendigkeiten, wie sie sich aus den sozial-ökologischen Transformationsprozessen unter anderem auch für die betriebliche Weiterbildung ergeben, verweisen Jorck, Brumbacher und Heck (2023) auf das Konzept des transformativen Lernens nach Mezirow (1997). Dieses Modell des Lernens betont die Bedeutung von Reflexion und kritischer Selbstreflexion als Mittel zur Förderung des persönlichen und gesellschaftlichen Wandels. »Es fokussiert auf die Problematisierung und Desorientierung zu Beginn eines Veränderungsprozesses und ver­sucht, Denkgewohnheiten durch systematisierte kritische Reflexion bewusst zu machen und diese gezielt zu verändern, um neue Handlungs­möglichkeiten zu eröffnen. Bemerkenswert und zugleich herausfordernd ist bei von Jorck, Brumbacher und Heck (2023) der Anspruch, die Mit­arbeiter:innen zu erreichen und mit ihnen gemeinsam über notwendige Veränderungen zu reflektieren« (Allespach & Kehrbaum, i. E., o. S.).

Transformatives Lernen kann Individuen ermutigen, kritisch über ihre eigenen Erfahrungen nachzudenken, und fördert ein tieferes Verständnis ihrer selbst und der Welt. Damit ist ein direkter Zusammenhang zu Future Skills, also den Fähigkeiten, die für den Erfolg in der zukünftigen Arbeits­welt als entscheidend angesehen werden, beschrieben.

Indem Organisationen transformatives Lernen fördern, bereiten sie Individuen nicht nur darauf vor, die technischen und beruflichen Heraus­forderungen der Zukunft zu meistern, sondern auch darauf, proaktive, reflektierte und verantwortungsbewusste Akteure in einer sich ständig verändernden (Arbeits-)Welt zu sein.



3.3 Begriffsverständnis im vorliegenden Beitrag

Zusätzlich zu den genannten inhaltlichen Elementen, die Future Skills ein­beziehen sollten, lassen sich für eine Präzisierung folgende Bezugspunkte berücksichtigen beziehungsweise lässt sich auf folgende Aspekte besonderes Augenmerk legen:

a) Verhältnis von Future Skills zu Fachkompetenzen, b) Herausforderung individuell versus kollektiv, c) Skills versus Kompetenz, d) Charakteristik der Umweltbedingungen.



Verhältnis zu Fachkompetenzen: Wenn über Future Skills als fachüber­greifende beziehungsweise weiter gefasst branchenübergreifende Kom­petenzen (Stifterverband & McKinsey, 2018/2021) gesprochen wird, ist deren Verhältnis zu Fachwissen beziehungsweise Fachkompetenz wichtig und wird die Bedeutung des Fachwissens für Future Skills berührt. Die in der Literatur zugespitzte implizite oder gar explizite Abwertung des Fachwissens (Kalz, 2023, S. 344) darf es nach unserer Auffassung nicht geben. Beide Arten bilden die Basis für eine umfassende berufliche Handlungskompetenz, die in beruflicher Tüchtigkeit und beruflicher Mündigkeit resultiert. Future Skills benötigen insofern Fachkompetenz und ergänzen diese. Insofern lässt sich hier der Definition des Stifter­verbandes folgen, nach der Future Skills »bedingt als auch ergänzt durch spezifisches Wissen« (Stifterverband & McKinsey, 2018/2021, S. 3) werden.

Herausforderung individuell vs. kollektiv: Betrachtet man zukünftige Probleme und Herausforderungen in Transformationsprozessen insge­samt, so sind diese gemeinsam, das heißt im Verbund mit anderen, anzugehen, auszuloten und zu bewältigen. Kompetenzen müssen daher auch auf Interaktion, gemeinsame Abstimmung und gemeinsames Handeln gerichtet sein. Insofern müssen Future Skills (auch) eine auf Gesellschaft ausgerichtete beziehungsweise gesellschaftsgestaltende Komponente enthalten. Es geht um solidarisches Handeln zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Die meisten Veröffentlichungen nehmen mit Future Skills gesellschaftliche Herausforderungen in den Blick, zum Beispiel UNESCO (2019), OECD (2019). Darunter gibt es auch Betrachtungen zu Fähigkeiten zur Schaffung einer demokratischen Gesellschaft (Barrett, 2016, S. 5). Als auf die soziale Umwelt bezogene Future Skills lassen sich beispielsweise »Sinnstiftung und Wert­bezogen­heit, die Fähigkeit, Zukünfte gestaltend mitzubestimmen, mit anderen zusammenzuarbeiten und zu kooperieren und in besonderer Weise kommunikationsfähig, kritik- und konsensfähig zu sein« ermitteln (Ehlers, 2020, S. 86).

Skills vs. Kompetenz: Der englische Begriff der Skills ist in seiner Bedeu­tung begrenzt auf ein enges Verständnis von Fähigkeiten. Unserem Verständnis nach sind nicht nur Skills im engen Sinne von Fähigkeiten, sondern weiterhin Werte für Future Skills als Ermöglichung eines erfolg­reichen Handelns und (Mit-)Gestaltens bedeutsam, womit der zugrunde liegende Kompetenzbegriff angesprochen ist. Es lässt sich Weinert (2001) folgen, nach dem der Kompetenzbegriff auch Werte enthalten kann, wenn man argumentiert, dass Kompetenz eben nicht nur aus rein kogni­tiven Fähigkeiten besteht, sondern auch aus motivationalen, volitionalen und emotionalen Aspekten, welche Wertvorstellungen einschließen, weil Werte einen wichtigen Einfluss auf Motivation, Handlungsentscheidungen und Handlungsziele haben (Weinert, 2001, S. 27).

Bedingungen der Umwelt: Bezugspunkt unseres Verständnisses von Future Skills ist auch das Konzept VUCA³ (Sullivan, 2012; Lawrence, 2013; s. zusammenfassend Taşkan, Junça-Solve & Caetano, 2022), welches chaotische, instabile und sich schnell verändernde Arbeitsumgebungen beschreibt. Während die Komponente der Volatilität Veränderung und den ständigen Wandel der Welt innehat, wird Unsicherheit größtenteils mit der unvorhersehbaren Natur von Ereignissen in Verbindung gebracht (Taşkan, Junça-Solve & Caetano, 2022, S. 202, 212). Komplexität bezieht sich auf die Menge an Faktoren und ihre vielfachen Beziehungen. Das letzte Merkmal, Mehrdeutigkeit (Ambiguität) repräsentiert mangelnde Klarheit über die Bedeutung eines Ereignisses beziehungsweise die Unfähigkeit, die Bedeutung zu verstehen und zu interpretieren (ebd., S. 210, 212). Ehlers (2020) spricht als Umweltbedingungen für Future Skills treffend von hochemergenten Arbeits- beziehungsweise Handlungs­kontexten⁴ und versteht darunter, dass Systemveränderungen, wie sie im Rahmen der Transformation auftreten, aufgrund der Verflochtenheit und Dynamik der Systemebenen nicht linear auf einen vorherigen Zustand rückführbar beziehungsweise auch nicht deterministisch sind und insofern keine Vorhersagen getroffen werden können (Ehlers, 2020, S. 158).

Zusammenfassend sehen wir als Zielstellung von Future Skills die (Mit-)­Gestaltung von zukünftigen Arbeits- und Handlungskontexten, die durch sich verändernde und nicht vorhersehbare Umweltbedingungen sowie Unsicherheit, die auf das VUCA-Konzept referenzieren, gekenn­zeichnet sind. Unsere Begriffsauffassung geht über eine Definition hinaus, die sich in erster Linie auf die Fähigkeit zur Anpassung an die verändernden Lebens- und Arbeitsumstände im Sinne einer (erfolg­rei­chen) Bewältigung beschränkt. Handlungskompetenz soll nicht (nur) im Sinne der Bewäl­tigung von Herausforderungen verstanden werden, sondern umfasst auch eine aktive Komponente, nämlich Heraus­forde­rungen (pro)aktiv (mit)­gestalten zu können. Dazu sind zuvorderst Kom­petenzen solidarischen und demokratischen Denkens und Handelns bedeutsam, und eine wichtige Basis hierfür bildet insgesamt Reflexions­fähigkeit, die im Sinne von Mezirow (1997) mit transformativem Lernen in Verbindung steht.

4 Betriebliche Weiterbildungsplanung

Nach den vorigen Ausführungen des dieser Untersuchung zugrunde lie­genden Bildungs- und Begriffsverständnisses werden nun Möglich­keiten skizziert, wie die betriebliche Weiterbildungsplanung erfolgen kann.

Hierbei steht die betriebliche Weiterbildungsplanung vor der Heraus­for­de­rung, sich den Anforderungen einer sich stetig wandelnden Arbeits­welt zu stellen. Die Komplexität sozio-technischer Systeme sollte berück­sich­tigt und eine Kultur der Mitbestimmung und des gemeinsamen Lernens gefördert werden. Eine Weiterbildungskultur, die auf Autonomie, Selbst­bestimmung und Emanzipation setzt, schafft die Voraussetzungen für lebenslanges Lernen und eine erfolgreiche Anpassung an die Anfor­de­run­gen der Zukunft.

Für die Weiterbildungsplanung im Betrieb werden unterschiedliche Ansätze diskutiert, darunter anforderungsbezogene, strategische, inno­vationsorientierte und beteiligungsorientierte Ansätze (Allespach, i. E.), welche mitunter nicht auf eine reine Qualifikation abzielen, sondern Aspekte von Mündigkeit und Tüchtigkeit (Abschnitt 3) im Rahmen der betrieblichen Aus- und Weiterbildung implizieren.

Konkret lassen sich nach Allespach (i. E.) folgende Modelle der Weiter­bildungsplanung im betrieblichen Kontext differenzieren und charakteri­sieren:

1. Anforderungsbezogene Planung Diese Planung orientiert sich an den betrieblichen Anforderungen und Bedürfnissen. Sie kann jedoch kritisch betrachtet werden, da sie allge­mein als technokratisch, selektiv und anpassungsorientiert angesehen wird. Sie könnte die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen vernachlässigen.

2. Strategische Planung Sie bezieht sich auf eine langfristige strategische Ausrichtung der Weiter­bildungsmaßnahmen im Unternehmen. Es wird jedoch nicht weiter expli­ziert, wie dieser Ansatz in Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter oder Veränderungsprozesse wirkt.

3. Innovationsorientierte Planung Hier steht die Förderung von Innovationen im Mittelpunkt. Details dazu werden im Text nicht explizit genannt, aber es kann angenommen wer­den, dass die Weiterbildung darauf abzielt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf innovative Veränderungen vorzubereiten.

4. Beteiligungsorientierte Planung Dieses Modell betont die Partizipation der Mitarbeiterinnen sowie Mitar­beiter und wird als Aushandlungsprozess zwischen Mitarbeiterinnen und Management verstanden. Der Text hebt die Bedeutung bildungs­theore­tischer Bezugspunkte, insbesondere der subjektwissenschaftlichen Lern­theorie, hervor. Selbstbestimmung, Autonomie und Emanzipation sind zentrale Aspekte. Es wird auch ein Schritt-für-Schritt-Plan für eine beteili­gungsorientierte Weiterbildungsplanung vorgestellt, der von der Bedarfs­analyse bis zur Umsetzung und Evaluierung reicht. Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter werden dabei als aktive Mitgestaltende ihrer Weiterbildung betrachtet.



Darüber hinaus ist für eine erfolgreiche beteiligungsorientierte Bildungs­planung eine entwicklungsförderliche Unternehmenskultur erforderlich, welche eine Reflexion, klare Kommunikation, Fehlerkultur und Anerken­nung individueller Lernpräferenzen umfasst. Dies ist nicht nur aus demo­kratischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Mitgestaltende ihrer Arbeitswelt ein­zubeziehen und somit die betriebliche Weiterbildung attraktiver zu gestalten (Allespach, i. E.).

Durch die Partizipation an betrieblichen Gestaltungsräumen erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Einfluss auf ihre eigenen Lernpro­zesse und können aktiv dazu beitragen, dass ihre Interessen und Anforde­rungen berücksichtigt werden. Dadurch werden sie in ihrer Rolle als aktiven Mitgestaltenden ihrer Arbeit und ihres Arbeitsumfeldes gestärkt und erfahren ein höheres Maß an Selbstbestimmung, so dass die Betei­ligung der Beschäftigten zur Stärkung ihrer Mündigkeit und Emanzipation beitragen kann (Allespach, i. E.).

5 Forschungsansatz und methodisches Vorgehen

Im Rahmen einer qualitativen Analyse wurden etwa einstündige leitfaden­gestützte Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern des betrieblichen Bildungspersonals und der Interessenvertretung (N=10) sowohl in Groß­konzernen als auch Organisationen im öffentlichen Dienst durchgeführt. Zum einen wurde der Forschungsfrage nachgegangen, welches Verständ­nis von Future Skills bei den Befragten besteht und wie konkret mit den Bildungsbedarfen in der Personalplanung umgegangen wird. Zum anderen wurde betrachtet, welche Future Skills aktuell sowie aus einer kurz- und mittelfristigen Perspektive erforderlich scheinen. Die Untersuchung folgt hierbei dem Paradigma der Aktions- und Praxisforschung, welche an der Schnittstelle zwischen Wissenschafts- und Praxissystem angesiedelt ist und darauf abzielt, gegenseitige Anschlüsse zu finden und fruchtbar wer­den zu lassen (Allespach & Rudel, 2021, S. 18 f.). Dabei sollen Metho­den und Konzepte der Aktionsforschung zum Einsatz kommen, bei denen die Mitbestimmungsakteure als Subjekte der Forschung (und nicht nur als Objekte) verstanden werden. Subjekte stehen nicht nur als zu Erfor­schen­de im Fokus, sondern sind gleichzeitig auch »Co-Forschende« ihrer eigenen Praxis (von Unger, 2014).

Dem sind wir in unserer Untersuchung nachgekommen, indem ein Teil der Interviewpartnerinnen und -partner als Co-Forschende agiert haben. Das Erkenntnisinteresse innerhalb der Gespräche war von den Forschungs­fragen geleitet und zielte darauf ab, gemeinsam mit den Co-Forschenden Handlungskompetenzen hinsichtlich nachhaltigkeitsorientierter Berufs­bildung und Future Skills zu eruieren und schließlich weiterentwickeln zu können. Dazu wurden auf Basis der Gespräche Thesen entwickelt und die­se mit den Co-Forschenden kommunikativ validiert, um so dem Er­kennt­nisinteresse zu erforderlichen Future Skills in der Berufsbildung nach­zu­kommen.

Die Ergebnisse verfolgen den Anspruch, die berufliche Praxis der Han­delnden zu verändern, was beinhaltet, dass Ergebnisse stets Momente eines prozesshaften Ablaufs (ebd.) sind und als Teil einer Gesamtheit in der Theoretisierung gedacht werden müssen. Der Forschungsablauf ließ sich daher nur thesengeleitet umsetzen. Damit einher ging der Versuch, nicht über (Bergold & Thomas, 2012, S. 8) die betroffenen Personen und Umstände zu forschen, sondern mit ihnen. Klüver & Krüger (1972) resü­mie­ren, dass dazu eine Rollenänderung von Beforschten zu »Subjekten im Gesamtprozess« stattfinden muss, die sich wechselseitig bedingt und demnach auch für Forschende von elementarer Bedeutung ist.

Eine enge Verschränkung von Theorie und betrieblicher Praxis stellt eine notwendige und günstige Voraussetzung für einen dialektischen For­schungs­ansatz dar, bei dem sich beide Teile aus einem gemeinsamen Erkenntnisinteresse heraus wechselseitig Anregungen geben. Ent­spre­chend diesen Voraussetzungen liegt unserem Forschungsprojekt ein Forschungsansatz zugrunde, bei dem die Dialektik von Theorie und Praxis konstitutiv ist und der Subjektivität, Partizipation, Kooperation und Emanzipation der Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer berücksichtigt und ermöglicht. Die Aktions- und Praxisforschung versteht sich nicht einseitig als Effektivitätsforschung, sondern intendiert vielmehr die Durchsetzung von Selbst- und Mitbestimmung sowie Solidarität in dem Sinne, wie es Klafki als oberste Bildungsziele herausgearbeitet hat (Klafki, 1995). Damit ist empirische Forschung auch eine Form bewusster (eman­zipatorischer) gesellschaftlicher Praxis. Theorie und Praxis, Reflexion und Aktion sind dialektisch aufeinander bezogen und bilden ein Ganzes. In der Praxis und den dort stattfindenden konkreten Handlungen zeigt sich, welche Möglichkeiten ein Subjekt jeweils realisieren kann und welche Schwierigkeiten dabei auftreten.

6 Ergebnisdarstellung und Diskussion

Wie bereits im vorigen Kapitel erläutert, wurde das Interviewmaterial unserer explorativ angelegten Untersuchung nach Grounded Theory (Glaser & Strauss, 2010) kodiert und im Rahmen eines partizipativen Forschungsansatzes mit den Erforschten/Co-Forschenden kommunikativ validiert. Im Zuge dessen konnte der Betonung der Handlung und Wandel­barkeit sozialer Phänomene sowie einer Akteursorientierung nachgekommen werden (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2009, S. 193).

Im Folgenden wird eingangs das in den Interviews geschilderte Ver­ständnis von Future Skills beschrieben (6.1). Anschließend werden die Ergebnis­se, welche den konkreten Umgang mit den Bildungsbedarfen abbilden (6.2), dargestellt und in einem weiteren Schritt in Teilen auf die Systema­tik der Weiterbildungsplanung (4) übertragen. Die aus dem Daten­material generierten Future Skills (6.3) werden nachfolgend spezi­fischer ausgeführt.



6.1 Welches Verständnis von Future Skills besteht bei den Befragten?

Es lässt sich festhalten, dass die Gesprächspartnerinnen und -partner mit der Thematik und Debatte um Zukunftskompetenzen recht unter­schied­lich vertraut sind. Die Gespräche zeigen eine variable Auseinander­setzung der Akteure mit der Thematik auf: Während sich für einige Gesprächs­part­nerinnen und -partner ein (teils differenziertes) Verständnis von Zukunfts­kompetenz herausschälen lässt und die jeweilige Institution hin­sichtlich dessen eingeordnet wird, ist die Begrifflichkeit für die betrieb­lichen Gesprächspartnerinnen und -partner als solches noch kein Kern­thema.

Verständnis von Zukunftskompetenzen und Wahrnehmung der Debatte Offen befragt nach dem Themenbereich Zukunftskompetenzen zeigt sich bei den Gesprächspartnerinnen und -partnern aus dem Bereich Personal­rat und Gewerkschaftlicher Bildungsarbeit ein recht klares Verständnis von Zukunftskompetenzen, welches auch explizit formuliert wird. So bedarf es einer stets offenen Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ter, sodass die Möglichkeit besteht, dass neue Kompetenzen hinzu­kom­men beziehungsweise ausgetauscht werden:

also gerade dieses, wenn ich das jetzt richtig verstehe, dass ich weniger eben meinen Koffer gepackt habe, mit dem ich dann durchs Berufsleben ziehe, sondern dass es eigentlich immer eine offene Tasche ist. Da hole ich etwas heraus und ergänze es mit etwas anderem und muss so flexibel auch bleiben und mich anpassen können. Und eben das liegt eher im Transfer von Kompetenzen, die ich habe, als in der reinen Anwendung.

Die Aussage verweist darauf, dass kein fertiges Kompetenzbündel mitgebracht werden soll, sondern es gilt flexibel zu bleiben. Es geht nicht darum, vorher Gelerntes 1:1 in der spezifischen Situation anzuwenden, sondern dass Erfahrungen, Handlungsoptionen, Denkansätze übertragen und von gewohnten Situationen in ungewohnte transferiert werden, zusammenfassend, dass eine Flexibilität im Denken besteht. Ein weiterer Gesprächspartner spricht von einer Denkweise, die nach Alternativen sucht, und verschiedene Handlungsoptionen in neue Zusammenhänge bringt und verknüpft, um anstehende Probleme zu lösen. Zukunfts­kom­petenzen zielten (auch) darauf ab, dass Lebens- und Arbeitswelt unter den Bedingungen unterschiedlicher Interessen und unter der Unsicherheit, was die Zukunft betrifft, gestaltet werden müssen. Insgesamt gehe es um Kompetenzen und Bildungsbedarfe, die für demokratische Verhaltens­weisen wichtig seien und Kommunikation, Kollaboration, kreatives Denken sowie kritisches Denken beträfen (6.3).

Eine öffentliche Debatte um Zukunftskompetenzen wird jedoch noch nicht wahrgenommen. Als Vergleich wird die Diskussion um KI heran­ge­zogen, an die sich die Debatte um Zukunftskompetenzen anschließen könnte. Mit Blick auf den Bereich der dualen Ausbildung wird auf sehr traditionelle Berufswünsche von Seiten der Heranwachsenden verwiesen und von den Berufsberatenden auf der anderen Seite würden zukunfts­gerichtete Kompetenzen auch noch nicht mitgedacht. Der Gesprächs­partner führt frühere Debatten von Wissensgesellschaft und kognitiver Gesellschaft an, die sich »verlaufen« hätten, aber die Debatte um Employability wäre ein Thema. Die Möglichkeiten, »was ich alles lernen kann«, werden seiner Wahrnehmung nach jedoch noch nicht diskutiert. Den Gewerkschaften käme in dem Zusammenhang eine unterstützende, initiative Rolle zu, denn sie öffneten die Debatte in Bezug auf soziale und demokratische Kompetenzen.

Demgegenüber wird aus der betrieblichen Sicht, das heißt in den Aus­sagen der befragten Betriebsräte, noch kein Verständnis von Zukunfts­kompetenzen im Sinne von Kompetenzen, die zur Bewältigung und Gestaltung der unsicheren Zukunft beitragen, deutlich. Sie stellen eine »Worthülse« dar und es lässt sich zusammenfassen, dass eher die unter­nehmens­individuellen aktuellen Bedarfe im Blickpunkt der Betrachtung stehen. Beispielsweise seien momentan die Themen mobiles Arbeiten oder fachlich benötigte Weiterbildung trotz Schichtsystem drängend. Weitergehende Überlegungen zur Bewältigung zukünftig auftretender Problemkonstellationen wurden in den Aussagen noch nicht sichtbar.

Verortung der Bemühungen der eigenen Institution Während der Gesprächspartner der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eine unterstützende Rolle der Gewerkschaften für eine zukünftige Dis­kussion von Zukunftskompetenzen sieht, werden von den anderen Gesprächs­partnerinnen und -partnern Aktivitäten oder Bewusstsein der eigenen Organisation in Bezug auf Future Skills noch nicht gesehen. Verglichen mit dem eigenen dargelegten Verständnis von Zukunfts­kom­petenzen urteilt eine Gesprächspartnerin, dass ihr Unternehmen noch nicht so weit sei. Ein betrieblicher Gesprächspartner bewertet die vor­herrschende Problematik, die Begleitung der Auszubildenden vor Ort trotz mobilen Arbeitens der erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzustellen, nicht als Thema von Zukunftskompetenzen, sondern als Begleiterscheinung heutigen Arbeitens nach Corona. Es lässt sich als Reagieren auf die Umstände verstehen; ein proaktives Schauen nach vorn findet nicht statt.



6.2 Wie wird mit den Bildungsbedarfen konkret umgegangen?

Bezugnehmend auf die vorgestellte Systematik der Weiter­bildungs­planung (Kapitel 4), in der Allespach die Bedeutung einer systematischen Verbindung zwischen Weiterbildung und Personal­entwicklungs­planung betont und die Weiter­bildungs­planung als einen Aus­hand­lungs­prozess darstellt, welcher die Schritte einer Bedarfsanalyse, Zielsetzung, Ressourcen­allokation, Auswahl der Maßnahmen und Evaluation umfasst, werden im Folgenden die Erkenntnisse aus den Interviews dargelegt:



Anforderungsbezogene Weiterbildungsplanung: Ad-hoc-Strategien Wie in dem Datenmaterial festgestellt erfolgt die konkrete Bewältigung von Bildungsbedarfen überwiegend durch eine anforderungsbezogene Weiterbildungsplanung. Diese orientiert sich sowohl an aktuellen als auch an erwarteten Arbeitszusammenhängen und fokussiert auf die Anpassung an Markt, Organisation und Technik. Die Planung resultiert aus einer Prognose der gegenwärtigen und zu erwartenden Arbeitszusammen­hänge, wobei der Schwerpunkt auf der aktuellen Sichtbarkeit der Anpassung an Markt, Organisation und Technik liegt – ein Modell, das eine technokratische Machbarkeit betont.

Dies zeigt sich oft in einer »klassischen« Auffassung von Weiterbildung, die darauf abzielt, die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an neue Softwareprodukte oder aktuelle Vorschriften anzupassen. Der Umgang mit neuen Technologien und die Nutzung digitaler Medien sind dabei primär auf die aktuellen Marktanforderungen und die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgerichtet.

Diese Ausrichtung spiegelt ein Verständnis von Anpassungsqualifizierung wider, bei dem vorwiegend Ad-hoc-Strategien in der Weiterbildungs­planung zum Einsatz kommen, das heißt, Maßnahmen zur Kompetenz­entwicklung erfolgen vorrangig situativ und kurzfristig, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.

Strategische Weiterbildungsplanung: Eine ganzheitliche Perspektive Diesem Ansatz zugeordnete Aussagen der Interviewten zeichnen sich durch eine Ausrichtung der Maßnahmen an den strategischen Zielen des Unternehmens aus. Diese Betonung der strategischen Dimension bleibt jedoch gleichzeitig in manchen Fällen anforderungsbezogen. Die (Bil­dungs-)Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, die strategischen Ziele des Unternehmens zu unterstützen und gezielt Kompetenzen und Fähigkeiten zu fördern, die unter anderem zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDG) beitragen.

Bildung wird als strategische Dimension betrachtet. Dennoch wird das Modell als anforderungsbezogene Variante interpretiert, da die Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter sowie ihre Kompetenzen eher als abhängige Variable betrachtet werden. Dies ordnet sich in verhaltensorientierte Lernkonzepte ein, die die Lernenden zum Objekt fremder Verfügung machen.

In einem berichteten Beispiel ermöglicht die grundlegende Ausrichtung der Organisation, den konkreten Bedarf von Diversität als begleitendes Thema abzuleiten. Die sichtbare Umsetzung des Führungsverständnisses und darauf ausgerichteter Workshops verdeutlicht den Gedanken der strategischen Weiterbildungsplanung. Allerdings weisen die beschrie­be­nen Probleme und Umsetzungshindernisse auf eine begrenzte Realisie­rung und den Bedarf zur Verbesserung hin.

Die Überlegungen zu Teamentwicklungs- und Personal­entwicklungs­maß­nahmen bereichsübergreifend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht nur explizit für Führungskräfte, deuten auf eine vermehrt strate­gi­sche Sichtweise hin, die jedoch weiterhin vom Bedarf getrieben ist.

In einem Fall zeigt sich eine direkte Bezugnahme auf die Transformation, indem Menschen berufsbegleitend befähigt werden, um deren Zukunft zu sichern. Der Verweis auf »Ausbildung« und »Berufsbilder« deutet zudem darauf hin, dass es sich um mehr als eine einzige Maßnahme der An­passung an die gegenwärtigen und unmittelbar bevorstehenden Heraus­forderungen handelt. Es wird vielmehr eine ganzheitliche, langfristige Perspektive eingenommen.

Innovationsorientierte Weiterbildungsplanung: Ein Blick in die Zukunft Als innovationsorientierte Weiterbildungsplanung eingeordnete Pla­nun­gen, die teils von den Interviewpartnerinnen und -partnern beschrie­be­nen wurden, sind darauf ausgerichtet, die Entwicklung von Innovationen im Unternehmen zu fördern. Dadurch sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befähigt werden, aktiv Veränderungen mitzugestalten und Innovationen voranzutreiben. Im Gegensatz zu rein anforderungs­bezo­genen Ansätzen geht die innovationsorientierte Weiterbildungsplanung über den bloßen Anforderungsbezug hinaus und betont eine Betei­li­gungs­orientierung. Hierbei steht nicht nur die Anpassung von Kompe­ten­zen im Vordergrund, sondern die gezielte Einbindung der spezifischen Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Expertinnen und Experten ihres Arbeitsplatzes.

Trotz dieser Ausrichtung auf betriebliche Innovationen weisen (weitere) Interviewantworten darauf hin, dass insbesondere in der gewerk­schaft­lichen Bildungsarbeit ein übergreifender Blick auf die dualen Ausbildungs­inhalte im Ausbildungsrahmenplan geworfen wird. Hier werden die geforderten Inhalte und Kompetenzen weitergeführt, wobei besonderes Augenmerk auf die individuellen Interessen gelegt wird. Dies verdeutlicht, dass die innovationsorientierte Weiterbildungsplanung nicht nur betrieb­liche, sondern auch übergeordnete gesellschaftliche Perspektiven berücksichtigen kann und sollte.

Beteiligungsorientierte Weiterbildungsplanung: Ein gemeinsamer Weg Die beteiligungsorientierte Weiterbildungsplanung, die auf einer sub­jekt­wissenschaftlichen Lerntheorie (Holzkamp, 1993) basiert, gestaltet sich als Aushandlungsprozess zwischen den Mitarbeiterinnen sowie Mit­ar­beitern und dem Management. Dieser Prozess berücksichtigt nicht nur betrieb­liche Ziele, sondern auch individuelle Bildungsinteressen. Die (Weiter­bildungs-)Planung wird somit zu einem gleichberechtigten Aus­handlungs­prozess zwischen den Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeitern und dem Management, der auf die Entwicklungsperspektiven der Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter sowie die Bildungsinteressen des Betriebes eingeht.

Der Fokus liegt darauf, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Akteuren ihrer eigenen Weiterbildungsplanung zu machen. Dies impliziert einen Selektionsprozess, bei dem die ermittelten Kompetenzen einzelnen Mit­arbeiterinnen und Mitarbeitern (nicht) zugeordnet werden. In unserer Untersuchung wurde deutlich, dass hierbei nicht ausschließlich fachliche Kompetenzen in der Weiterbildungsplanung berücksichtigt werden, sondern auch Sozialkompetenzen und andere relevante Fähigkeiten. Die beteiligungsorientierte Weiterbildungsplanung ermöglicht zudem Quer­einstiege in der Karriere, wodurch verschiedene Entwicklungspfade in den Unternehmen geöffnet wurden.

Durch die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Mitbe­stimmung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte die Motivation der Belegschaft gestärkt werden, den transformativen Wandel der Arbeitswelt aktiv mitzugestalten. Auf diese Weise wird die Weiter­bil­dungs­planung zu einem gemeinsamen Weg, der sowohl die individuellen als auch die unternehmerischen Bedürfnisse integriert und somit eine nachhaltige und motivierende Entwicklung fördert.



6.3 Welche Kompetenzen erscheinen aktuell sowie aus einer kurz- und mittelfristigen Perspektive erforderlich?

Bezogen auf die zukünftige Arbeitswelt lassen sich verschiedene Kom­petenzen ermitteln, die mehrheitlich überfachlicher Art⁶ sind. Die sieben identifizierten Future Skills werden im Folgenden zunächst tabellarisch mit Ankerbeispielen dargestellt nach der Häufigkeit ihrer Nennungen (s. Tabelle 1) und dann beschrieben. Die dargestellten Future Skills sind den Interviews zufolge für alle Personen gleichermaßen wichtig, bezogen auf die im Beitrag fokussierten Personengruppen Bildungspersonal und Interessenvertretung (teilweise mit Personalverantwortung beziehungs­weise Führungsaufgaben) lassen sich aber teils besondere Schwerpunkt­setzungen und Präzisierungen identifizieren, die ebenfalls beschrieben werden.

Tabelle 1 Future Skills in der Arbeitswelt Nennung in den Interviews

1 Kommunikation und Kollaboration

»ich beschreibe eigentlich hier im Kern, […] immer Kommunikations- und Interaktionsprozesse […]. Was ist es eigentlich für eine Grundkompetenz, Kommunikationskompetenz zu lernen, das ist immer im informellen Bereich, […]. Wenn es darum geht, sollten Betriebsratssitzungen jetzt überwiegend in Präsenz stattfinden oder hybrid oder online. Sagt das Bundesarbeits­gericht, dass diese Gestik entscheidend ist, dass auch mal ein Zwiegespräch entscheidend sei, Gestikulieren, Augen als die Augen, sich in die Augen schauen, also den ganzen Körper wahrzunehmen, wichtig ist für die demokratische Willensbildung. […] [also], dass diese zwischenmenschliche Interaktion im Nahbereich, also nicht zweidimensional, sondern eben dreidimensional im Nahbereich. Da kommt ja auch diese emotionale Ebene mit rein, diese sprachnackte Ebene mit rein.« (Kai_VII, Pos. 17)

»Das wird ja immer vergessen, dass wir Innovationen auch durch zwischen­menschlichen Austausch nur erzeugen können. Die fallen nicht vom Himmel, also dass die Leute sich auch artikulieren können im Rahmen oder aus der Perspektive dieser unterschiedlichen Disziplinen.« (Kai_VII, Pos. 11)

»Auch von sich weggehen zu können, also jetzt noch mal als Kompe­tenz, sich in die Schuhe eines anderen zu versetzen oder meine Wirk­lich­keit nicht als selbstverständlich anzunehmen, sondern eben diese Kenntnis, zu wissen, das ist meine Wirklichkeit und jeder andere hat eine andere. Und in den Prozessen und um gute Ergebnisse zu erzielen, müssen wir die unterschiedlichen Sichtweisen zusammenbringen, um etwas weiterentwickeln zu können.« (Janina_VI, Pos. 18)

2 Flexibles Denken und Umgang mit Kontingenz

»Also, man kann sich heute nicht mehr hinsetzen und sagen, ich spiele das Spiel nicht mit, und da wird die Arbeitswelt aus meiner Sicht über diese Menschen hinweg rollen. Also, das ist auch das, was ich wahrnehme. Also wenn der Mitarbeiter sagt, das habe ich noch nie gemacht, und das ist heute noch viel schlimmer als noch vor zehn Jahren. Ja, also vor zehn Jahren konnte man sich da vielleicht noch hinsetzen und konnte sagen, ich bin seit 50 Jahren im Unternehmen, also übertrieben gesprochen, und das haben wir noch nie gemacht, und das ist nicht mein Job, und das mache ich nicht. Wer in der Arbeitswelt bestehen will, muss sich anpassen.« (Nils_IX, Pos. 10)

»Da hole ich etwas heraus und ergänze es mit etwas anderem und muss so flexibel irgendwie auch bleiben und mich anpassen können. Und eben das liegt eher im Transfer von Kompetenzen, die ich habe, als in der reinen Anwendung.« (Janina_VI, Pos. 8)

»Also ich glaube tatsächlich, dass einerseits Flexibilität eine große Bedeutung hat im Sinne von sich weiterentwickeln zu wollen. Also das ist die Bereitschaft sich weiterzuentwickeln, sich auf Veränderungen einzulassen, dann Freude an oder eine Neugierde auch an Veränderungen, das ist, glaube ich, wichtig, [wenn wir] über den Tellerrand hinausschauen wollen.« (Janina_VI, Pos. 16)

»Wir müssen uns mit Kontingenz, mit Zufällen auseinandersetzen. Wir müssen die Kompetenz lernen, wie wir Kontingenz souverän bewältigen […] wir wissen ja nie, wie es in zwei Jahren aussieht. Das machen wir explizit.« (Kai_VII, Pos. 11)

3 Interdisziplinäres Denken

»Dann wird Interdisziplinarität eigentlich zu der Kompetenz der Zukunft. Interdisziplinäres Denken heißt in der Praxis Verständnis, zuhören, nach­fragen, weil natürlich haben die Biologen andere Begriffe als die Maschinenbauer und die Philosophen, aber wenn die den gleichen Begriff hören, haben die auch andere Bedeutungen. […] Dabei ist der Normalfall eigentlich Missverständnis, aber es funktioniert trotzdem gut. Aber wenn man über Innovation redet, dann müsste man explizit über diese unter­schiedlichen Bedeutungen reden, weil daraus dann eben auch was echt Praktisches entstehen kann.« (Kai_VII, Pos. 11)

»Für solche Innovationsprozesse, dass man tatsächlich interdisziplinär aus der Praxis heraus die Wissenschaft denkt. Das ist oftmals noch so, was trägt die Wissenschaft bei für einzelne Produkte, und dann sind die immer noch sehr aus ihrer speziellen Sicht. Aber wenn die sich erst mal inspirieren lassen jetzt von einer Idee, und dann schauen, welche Rolle spielt jetzt Wissen dabei in einem bestimmten Entwicklungsprozess, dann hätten wir auch eine andere Form der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Wirtschaft.« (Kai_VII, Pos. 5)

4 Mut und Verantwortungsbewusstsein

»Und schon reden die Leute miteinander, also das Vertrauen in menschliche Grundkompetenzen, das sind ja Kompetenzen der Aufklärung, das sind ja keine neuen Kompetenzen der VUCA-Welt.« (Kai_VII, Pos. 11)

»Man braucht aber auch den Mut der Leute. Man braucht das Verantwortungsbewusstsein der Leute und dass überhaupt die Motivation, das Engagement und auch die Hoffnung entsteht, tatsächlich was Besseres für uns und für die Region machen zu können.« (Kai_VII, Pos. 5)

5 Demokratische (Grund-)Kompetenz und Haltung

»Sonst wird nämlich der Umsetzungsprozess, also die eigentliche Inno­vation, nicht die Invention, sondern die eigentliche Innovation wird dann schwierig, wenn man sich nicht versteht, aber etwas umsetzen will, und deshalb sind das demokratische Grundkompetenzen, weil natürlich mit­einander reden, auch Konflikte zu lösen, ist für den Wirtschaftsprozess genauso wichtig wie für gesellschaftliche Problemlösungen, und das würde ich als wichtige Kompetenzen der Zukunft betrachten.« (Kai_VII, Pos. 11)

»[…] auch mal dieses Zwiegespräch. Das ist diese, ich sag ja auch, die wichtigste Kompetenz, die man lernen muss in der Demokratie, ist Zwie­tracht nicht Eintracht. Aber Zwietracht klingt körperlich, wirkt körperlich eher negativ. Aber Demokratie heißt Zwietracht, nicht Eintracht. Wir müssen lernen, eben Zwietracht zu gestalten.« (Kai_VII, Pos. 19)

6 Resilienz und Belastbarkeit

»Wir haben einen eklatanten Fachkräftemangel und XX Tage krank pro Beschäftigen, man könnte sagen, ein Viertel der Menschen, die sind nicht mehr da jeden Tag, und die Aufgaben werden mehr. Das macht eine Riesenfrage nach Resilienz und Belastbarkeit, also wenn [wir] sagen, wir wollen Beschäftigte haben, die Kolleginnen und Kollegen haben, die jeden Tag noch gerne auf die Arbeit gehen. Dann müssen sie Kompetenzen mitbringen und die Führungskraft dazu. Das bedeutet also Kompetenzen entwickeln für Resilienz und Belastbarkeit.« (Ingolf_V, Pos. 21)

»Da geht es um Themen wie Gesundheit, Sport, Sucht, also Alkohol­genuss, sicheres Verhalten im Straßenverkehr, Arbeitssicherheit, was haben wir noch alles, also Ernährungsberatung, alles solche Sachen also. […] ich glaube, man hat als Unternehmer, wenn man halt einen hohen Fachkräfte­bedarf hat, hat man eben nur noch die eine Chance, dass man quasi zu einer Art caring company wird, die eben dafür sorgt, dass zum einen die Mitarbeiter, […] einem auch erhalten bleiben und nicht bei der nächsten Gelegenheit abwandern, und man muss natürlich auch dafür sorgen, dass die Mitarbeiter sozusagen vom Auszubildendenalter an, also bis zum Rentenalter eben dann auch fit und gesund bleiben und eben auch ihrer Aufgabe nachkommen können.« (Gespräch_III_Unternehmen C_mit G, Pos. 35)

7 Interkulturelle Kompetenz

»Interkulturelle Kompetenz ist ein Merkmal, das überall gefragt werden muss, qua Beschluss.« (Janina _VI, Pos. 16)

»Interkulturelle Kompetenz in unserer [Organisation] wichtig ist. Wir haben mit ganz vielen Menschen zu tun, mittlerweile, die eine andere Herkunft haben: Flüchtlinge, geflüchtete Menschen aus der Ukraine etc.« (Ingolf_V, Pos. 66)

[Quelle: eigene Darstellung]



(1) Kommunikation und Kollaboration Die Kompetenzen Kommunikation und Kollaboration sind entscheidende Fähigkeiten, die insbesondere im beruflichen Kontext von großer Be­deu­tung sind. Auf kommunikativer Ebene beinhaltet dies eine hohe Inter­aktions­fähigkeit, welche das Wissen und den adäquaten Einsatz unter­schiedlicher Kommunikationsformen unerlässlich macht, um Bedürfnisse zu verstehen, Probleme zu lösen und langfristige (Arbeits-)Beziehungen aufzubauen.

In kollaborativen Arbeitszusammenhängen sind Kompetenzen unerläss­lich, welche die Zusammenarbeit in Teams fördern, um komplexe Pro­bleme zu lösen und partizipativ innovative Ideen zu entwickeln, sowie die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren.

Kommunikation und Kollaboration sind im beruflichen Kontext nicht nur Fähigkeiten, sondern auch Schlüsselkomponenten für den Aufbau starker Teams, die in der Lage sind, gemeinsame Ziele zu erreichen und sich den Herausforderungen des Arbeitslebens erfolgreich zu stellen.

Die aus den Daten generierten Ergebnisse verdeutlichen in einer ziel­gruppen­spezifischen Betrachtung das Erfordernis einer stärkeren Förde­rung sozialer Kompetenzen insbesondere des Bildungspersonals und nicht eine vorherrschende Fokussierung auf technisches Wissen (Gespräch_III, Pos. 7, 21). Die Interessenvertretungen sind zunehmend gefordert, refle­xive Prozesse voranzutreiben und Retrospektiven einzunehmen – wie zum Beispiel Analysefähigkeiten, welche ermöglichen, vorausschauend Heraus­forderungen zu identifizieren und zukunftsrelevante Themen­gebiete abstecken zu können (Janina_VI, Pos. 28).

Für die Führungsebene ist Kommunikations- und Konfliktfähigkeit als zentrale Zukunftskompetenz benannt worden: Eine konfliktfähige Führungs­kraft erkennt demzufolge unterschiedliche Meinungen im Team, geht aktiv in den Dialog und fördert offene Kommunikation im Unter­nehmen. Gemeinsam mit Teammitgliedern sucht sie konstruktiv nach Lösungen, zeigt Verständnis für diverse Perspektiven und setzt sich für einen respektvollen Umgang ein.

(2) Flexibles Denken und Umgang mit Kontingenz Die Kompetenz flexibles Denken und Umgang mit Kontingenz ist in beruf­lichen und persönlichen Kontexten gleichermaßen wichtig, insbesondere in einer sich ständig verändernden Umgebung. Zum einen umfasst flexi­bles Denken, auch im Sinne einer Perspektivverschränkung, die Fähigkeit, sich nicht nur an neue Situationen, Anforderungen oder Herausfor­derungen anzupassen, sondern diese auch mitzugestalten und mitunter unkonventionelle Ansätze zu verfolgen und neue Ideen zu entwickeln. Hierbei stellen Kreativität und Agilität einen wesentlichen Bestandteil von Flexibilität dar.

Auch der Umgang mit Kontingenz erfordert ein Bewusstsein für Risiken und Unsicherheiten. Dies beinhaltet zum einen die Fähigkeit, potenzielle Herausforderungen vorherzusehen und Strategien zu entwickeln, um mit unvorhergesehenen Ereignissen umzugehen; zum anderen die Entschei­dungsfähigkeit, in unsicheren und/oder druckreichen Situationen zu agieren, sowie eine bedarfsgerechte und zugleich flexible Planungs­fähig­keit. Beide Kompetenzen sind miteinander verbunden und tragen dazu bei, mit Unsicherheiten und Veränderungen adäquat umzugehen. Flexibles Denken ermöglicht es, sich an Veränderungen anzupassen, während der Umgang mit Kontingenz dabei hilft, auf unvorhersehbare Ereignisse vorbereitet zu sein.

Insbesondere für die Gruppe der Interessenvertretungen erweist sich die Kompetenz, mit Kontingenz umzugehen, als eine zentrale. Beispielsweise erscheint es vor dem Hintergrund zunehmender (Beschäftigungs-)Un­si­cher­heiten im Zuge der Transformation in der Arbeitswelt heraus­for­dernd, in wandelnden Zeiten Stabilität herzustellen und zugleich, wenn es die Aushandlungsprozesse erforderlich machen, bewusst auch Kontingenz zu erzeugen (Kai_VII, Pos. 11).

03 · Interdisziplinäres Denken Die Kompetenz des interdisziplinären Denkens bezieht sich auf die Fähig­keit, über die Grenzen einer spezifischen Fachrichtung hinauszublicken und verschiedene Disziplinen zu integrieren, um im Zuge zunehmender Vernetzung und Komplexität komplexe Probleme zu verstehen, anzu­gehen und zu lösen. Interdisziplinäres Denken zeigt sich oft in der Fähig­keit, neben einer grundsätzlichen Offenheit gegenüber Neuem theore­tisches Wissen in praktische Anwendungen zu übersetzen, wodurch die Auseinandersetzung mit komplexen Herausforderungen in der realen (Arbeits-)Welt, im Sinne einer transdisziplinären Perspektive, überhaupt erst ermöglicht wird.

04 · Mut und Verantwortungsbewusstsein Die Kompetenzen Mut und Verantwortungsbewusstsein beinhalten eine Entschlossenheit und die Bereitschaft, trotz Unsicherheiten oder Risiken voranzugehen. Mut ist hierbei eng mit der Bereitschaft verbunden, neue Ideen zu verfolgen, um beispielsweise innovative Ansätze zu unterstützen. Es erfordert, sich aus der Komfortzone zu bewegen und sowohl sein (Arbeits-)Umfeld als auch sich selbst zu reflektieren. Diese beiden Kom­petenzen sind in einer sich ständig verändernden und komplexen Welt von großer Bedeutung. Mut befähigt dazu, Herausforderungen zu meis­tern und Chancen zu ergreifen, während Verantwortungsbewusstsein sicherstellt, dass dies auf ethisch vertretbare und nachhaltige Weise geschieht. Zusammen tragen sie dazu bei, eine starke und integre Persön­lich­keit zu entwickeln, die in verschiedenen Lebensbereichen erfolgreich agieren kann.

Insbesondere für das Bildungspersonal konnten Kompetenzen identifiziert werden, welche eine Mentorenrolle der Ausbilderinnen und Ausbilder fördern und zugleich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augen­höhe zwischen den Auszubildenden und dem betrieblichen Bildungs­perso­nal sowie angstfreie Kontroversen zulassen (Kai_VII, Pos. 13).

Für Interessenvertretungen ist eine zentrale Zukunftskompetenz für die Betriebsratsarbeit, dass Kolleginnen und Kollegen ihre Ängste im Kollektiv teilen können und daraus wiederum Mut entsteht, welcher als Voraus­setzung und Antrieb für Engagement und Kritikfähigkeit (gegenüber dem Arbeitgeber) angesehen werden kann (Kai_VII, Pos. 11).

05 · Demokratische (Grund-)Kompetenz und Haltung Die demokratische (Grund-)Kompetenz und Haltung beziehen sich auf die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen, die für die wirksame Teilnahme an demokratischen Prozessen und für ein demokratisches Zusammenleben in einer Gesellschaft notwendig sind, wie unter anderem die Anerkennung von Vielfalt, kritisches Denken, Dialogbereitschaft. Die Kompetenz geht mit einer (nicht widerspruchsfreien) Kommunikationsfähigkeit einher, welches es ermöglicht, Konflikte zu lösen – sowohl bezogen auf den arbeits­weltlichen als auch auf gesellschaftlichen Kontext.

Als zentrale Herausforderung für Führungskräfte kann das Entgegen­bringen von Wertschätzung sowie die Anerkennung der Individualität angesehen werden, in der Form, dass Interessengegensätze explizit zum Thema gemacht werden und das individuelle Handeln sich darauf bezieht (Kai_VII, Pos. 17).

06 · Resilienz und Belastbarkeit Die Kompetenzen Resilienz und Belastbarkeit beziehen sich auf die Fähig­keit, mit Stress, Druck, Krisen oder Herausforderungen widerstand­fähig und regenerativ im Zuge zunehmender Arbeitsbewältigung umzu­gehen. Hierbei geht es nicht ausschließlich um die Bewältigung auf individueller Ebene, zum Beispiel einer hohen Arbeitslast zu begegnen, sondern sie bezieht sich auch auf die Stärkung von Teamarbeit. Eine Unternehmens­kultur, welche eine Fehlerkultur (im Sinne einer Fehlerresilienz) aner­kennt, trägt dazu bei, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens erst zu ermöglichen.

Resilienz und Belastbarkeit sind demnach nicht nur persönliche Eigen­schaften, sondern stellen erlernbare Fähigkeiten und Strategie­entwick­lungen zur Stressbewältigung dar.

Führungskräfte sollten in der Lage sein, im Personalbereich sowohl eine Aufgabenkritik zu formulieren als auch eine Kultur der Fehlertoleranz zu etablieren. Fehl- oder Überlastungen sind demzufolge nicht als Schwäche auszudeuten, sondern es sind konstruktive Lösungen im Team zu ent­wickeln. Zudem ist es eine entscheidende Führungskompetenz, »Men­schen [zu]empowern, Menschen [zu] ermächtigen, instand setzen« (Ingolf_V, Pos. 21, 23).

07 · Interkulturelle Kompetenz Interkulturelle Kompetenz bezieht sich auf die Fähigkeit, in einer globa­lisierten Welt und in diversen sozialen Umgebungen ein kulturelles Bewusstsein zu entwickeln. Die Kompetenz beinhaltet zum einen die Reflexion eigener kultureller Prägungen, Werte und Perspektiven und erfordert maßgeblich die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zum anderen impliziert sie ein Verständnis für kulturelle Vielfalt, im Sinne der Aner­kennung und Wertschätzung kultureller Vielfalt, wie beispielsweise ein Verständnis für unterschiedliche Perspektiven, die Sensibilität für Kommunikationsunterschiede, Hierarchien oder Verhaltensnormen im arbeitsweltlichen Kontext. Interkulturelle Kompetenz zeigt sich auch in der Fähigkeit zur konstruktiven Lösung von Konflikten, die auf kulturellen Unterschieden beruhen. Die Kompetenz ist besonders wichtig in beruf­lichen Umgebungen, in denen Teams oft aus Menschen mit verschie­denen Nationalitäten und kulturellen Hintergründen bestehen.

Insbesondere für die Managementebene wurde ersichtlich, dass Füh­rungs­kräfte über Wissen um die Unterschiedlichkeit und Methoden verfügen sollten, die es ermöglichen, einerseits heterogene Gruppen zusammenzuführen und andererseits die Menschen in ihrer Unter­schiedlichkeit sein lassen zu können (Janina_VI, Pos. 24).



Betrachtet man die ermittelten Future Skills, so wird eine große Über­einstimmung aller Gruppen deutlich, das heißt, es finden sich zentrale Future Skills. Spezifische Besonderheiten einzelner Gruppen werden nur teilweise genannt, beispielsweise sind Kommunikation und Kollaboration insbesondere für Führungskräfte und die Interessen­vertretung wichtig. Flexibles Denken und Umgang mit Kontingenz sowie Interdisziplinäres Denken sind für alle Personen in der beruflichen Tätigkeit bedeutsam.

Inhaltlich zeigen sich sieben verschiedene Future Skills, wobei insbe­son­dere Mut und Verantwortungsbewusstsein sowie Demokratische Kompe­tenz und Haltung direkt in Bezug zu einer aktiven Mitgestaltung der Arbeits­welt stehen. Resilienz und Belastbarkeit lässt sich als Basis für alle weite­ren Kompetenzen ansehen, Interkulturelle Kompetenz und Kommuni­kation und Kollaboration hängen durch Reflexionen unmittelbar zusammen.

7 Resümee und Ausblick

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass ein kritisches Bildungsverständnis in der Auseinandersetzung mit Future Skills erforderlich ist, welches die berufliche Tüchtigkeit, Mündigkeit, selbstbestimmtes Handeln und ge­sellschaftliche Teilhabe fokussiert. Future Skills werden als Ergänzung zu Fachkompetenzen verstanden, die nicht nur Fähigkeiten, sondern bei­piels­weise auch Werthaltungen umfassen. Vor diesem Begriffs­ver­ständnis werden Future Skills nicht nur als technische Fähigkeiten, son­dern auch als Bewusstsein für ethisches, gesellschaftlich verantwort­liches und solidarisches Handeln definiert. Kommunikations- und Kritik­fähigkeit verweisen hierbei auf demokratische Kompetenzen, wodurch Future Skills auf gemeinsames Handeln ausgerichtet sind und sich eine aktive Mitge­staltung der Umwelt anstelle bloßer Anpassung ausdrückt.

Betrachtet man die Ergebnisse der Interviews vor dem Hintergrund des entwickelten Verständnisses von Future Skills (Abschnitt 3), so zeigen sich Übereinstimmungen.

Future Skills sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befähigen, resilient zu sein, indem sie auch soziale und ökologische Herausforderungen berücksichtigen (Abschnitt 3). In den Interviews zeigte sich hierzu, dass Resilienz und Belastbarkeit essentielle erlernbare Fähigkeiten und Strategieentwicklungen im Umgang mit herausfordernden Arbeits­situationen darstellen, welche zur Bewältigung beitragen und eine Kompetenzentwicklung und Befähigung zur Mündigkeit und Tüchtigkeit sind (Future Skill Resilienz und Belastbarkeit). Auch Flexibles Denken und Umgang mit Kontingenz erscheinen hier zentral.

Es war argumentiert worden, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Lösung von Problemen innovativ und kreativ angehen, indem sie neue Lösungsansätze einbeziehen und ihr Handeln von Ethik und Verantwor­tung geprägt ist (Abschnitt 3). Das beinhaltete, das Wohl der Gesellschaft einzubeziehen und Auswirkungen des eigenen Handelns auf Gesellschaft und Umwelt zu berücksichtigen. Diese Aspekte lassen sich in den ermit­telten Future Skills Mut und Verantwortungsbewusstsein sowie Demo­kratische Kompetenz und Haltung wiederfinden, wenn es um Verant­wortungsbewusstsein und Engagement für Neuerungen sowie die Kompetenzen des Miteinanderredens, der Konfliktlösung und der Gestaltung der Gesellschaft geht.

Insofern zeigt sich in den Interviews auch, dass Future Skills auf gemein­same Abstimmung und gemeinsames Handeln zur Lösung gesell­schaft­licher Herausforderungen ausgerichtet sein müssten (Abschnitt 3) und konkret jeder Einzelne befähigt sein muss, sich mit anderen Menschen und Sichtweisen auseinanderzusetzen und die Perspektiven anderer einzunehmen (Kommunikation und Kollaboration, Interkulturelle Kom­petenz). Hierin kommt auch die Bedeutung von Werten zum Ausdruck, die auf einen weiten Kompetenzbegriff (Abschnitt 3) verweisen.

Die ermittelte Kompetenz Flexibles Denken und Umgang mit Kontingenz legt besonderen Fokus auf den Umgang mit den bestehenden Umwelt­bedingungen, die sich durch Unsicherheit und Unvorher­seh­bar­keit, aber auch Komplexität auszeichnen (Abschnitt 3).

Spannend ist, dass als eine der Future Skills Interdisziplinäres Denken identifiziert werden konnte. Einige Aussagen wiesen damit explizit nicht nur auf ein kritisches oder (nicht näher spezifiziertes) kreatives Denken hin, sondern auf eines, welches das Verständnis verschiedener Disziplinen und Perspektiven zusammenbringt. Insofern wird hier Fachwissen verschiedener Disziplinen angesprochen, welches es zusammenzubringen gilt. Dies impliziert, dass die Bedeutsamkeit des Fachwissens nicht in Frage gestellt wird, was unserem Verständnis entspricht (Abschnitt 3).

Folgende weiterführende Forschungsdesiderate lassen sich aus unserer Untersuchung identifizieren und ableiten:

  1. Inwiefern kann ein Verständnis von Future Skills, welches sowohl technische Fähigkeiten als auch Werthaltungen umfasst, zu einer persönlichkeitsfördernden Entwicklung der Kompetenzen beitragen
  2. Wie trägt die Förderung von Kommunikations- und Kritikfähigkeit als Teil der Future Skills zur Entwicklung demokratischer Kompetenzen bei und inwiefern beeinflusst dies gemeinsames Handeln?
  3. In welcher Weise beeinflussen die Umweltbedingungen die Festlegung und Entwicklung von Future Skills, und wie kann eine stärkere Ausrichtung auf aktive Mitgestaltung anstelle bloßer Anpassung erfolgen? Auf der konzeptionellen und methodisch-didaktischen Ebene lässt sich folgenden Fragen weiterführend nachgehen:
  4. Welche konkreten Methoden und Ansätze fördern die Entwicklung von Future Skills in verschiedenen Bildungskontexten und beruflichen Umfeldern?
  5. Wie können Reflexionsprozesse strukturiert und implementiert werden, um die Entwicklung von Future Skills zu unterstützen, insbe­sondere unter Berücksichtigung unterschiedlicher Lernstile und individueller Bedürfnisse?
  6. Und abschließend: Welche institutionellen und organisatorischen Settings bieten sich als besonders förderlich für die Entwicklung von Future Skills an, und wie können diese in unterschiedlichen Bildungs­kontexten implementiert werden?

Die exemplarisch aufgeführten Konzeptionsfragen (4–6) fokussieren konkrete Ansätze zur Förderung von Reflexionsprozessen und der Gestaltung eines bedarfsorientierten Settings für die Entwicklung von Future Skills in der (Arbeits-)Welt.

Die Weiterbearbeitung der identifizierten Desiderate (1–3) kann über­ge­ordnet dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für die Zusammen­hänge zwischen kritischem Bildungsverständnis, ganzheit­lichem Verständnis von Future Skills, ethischen Aspekten, demokratischen Kompetenzen und dem mitgestaltbaren Einfluss von Umweltbedingungen zu erlangen.



¹ Der Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Betrieb ist mitbestimmungsrelevant.

² Erfolgskritische Kompetenzen der Zukunft in Hinblick auf berufliche Weiterbildung werden vereinzelt thematisiert zum Beispiel Kienbaum & Stepstone, 2021, branchen­spezifisch Agentur Q, 2021.

³ Die Bezeichnung setzt sich aus den Komponenten Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität zusammen.

Emergenz bezieht sich auf die Tatsache, dass Veränderungen im System bestehend aus Makro-, Meso- und Mikrosystemebene auf einer der Ebenen ausgelöst werden, sich inner­halb der Ebenen und ihrer Dynamik fortpflanzen und letztlich nicht mehr linear auf die Änderungen der höher- oder nebengelegenen Ebene zurückgeführt werden können und damit irreduzibel sind.

Die Interviews wurden anonymisiert und sprachlich geglättet.

Ganz vereinzelt wurden auf die Frage nach Zukunftskompetenzen auch fachliche Kompetenzen genannt, zum Beispiel Verständnis digitaler Themen, Sprachkenntnisse und PC-Kenntnisse.



DIE AUTORINNEN UND AUTOREN

Prof. Dr. Jana Wienberg ist Professorin für Angewandte Bildungswissenschaften, University of Labour, Frankfurt am Main. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Beschleunigung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Betriebliche Aus- und Weiterbildung, Nachhaltigkeit in der Aus- und Weiterbildung, Resonanzforschung, Lernen in der zweiten Lebenshälfte.



Dr. Ramona Buske ist Referentin für Hochschulentwicklung und Qualitätsmanagement, Lehrbeauftragte, University of Labour. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Qualität von Lehr-Lern-Prozessen, konzeptionelle und didaktische Weiterentwicklung von hochschulischen Bildungsangeboten, Qualitätssicherung und -entwicklung in Bildungsinstitutionen.



Prof. Dr. Martin Allespach ist Präsident der University of Labour; Direktor und Leiter der Europäischen Akademie der Arbeit an der Goethe-Universität Frankfurt am Main; apl. Professur im Bereich Lebenslanges Lernen an der Universität in Hamburg. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Betriebliche Aus- und Weiterbildung, politische und gewerkschaftliche Bildungsarbeit.





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