ORIENTIERUNG RICHTUNG ZUKUNFT
JAHRESBERICHT 2024/25
ORIENTIERUNG RICHTUNG ZUKUNFT
WEGE IN EIN STARKES BILDUNGS- UND WISSENSCHAFTSSYSTEM
INHALTSVERZEICHNIS
01 WEGE IN EIN STARKES BILDUNGS- UND WISSENSCHAFTSSYSTEM
Wie der Stifterverband nötigen Veränderungen anstößt und begleitet.
Videogrußwort
MUT ZUR VERÄNDERUNG
Das Forschungssystem und die Hochschullandschaft in Deutschland haben eine hervorragende Substanz. Doch reicht das allein aus, um auch in Zukunft weltweit im Wettbewerb bestehen zu können? Wie müssen sich Strukturen und Systeme verändern? Welche Rolle spielt hier Bildung? Und wie bringt sich der Stifterverband bei all dem ein? Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes, gibt einen kurzen Einblick in die Arbeit des Stifterverbandes als Gestalter der Gesellschaft durch Bildung, Wissenschaft und Forschung und erläutert, welche Aufgaben in der neuen Legislaturperiode jetzt auf uns zukommen.
Videogrußwort von Michael Kaschke, Präsident des Stiftverbandes
In der neuen Legislaturperiode stehen viele Veränderungen an. Als Stifterverband wollen wir diese Veränderung mitgestalten. Und wir werden weiterhin unsere Stimme erheben, wenn es nicht in die richtige Richtung geht.
Michael Kaschke
Präsident des Stifterverbandes
02 NEUE IMPULSE FÜR DIE LEHRKRÄFTEBILDUNG
Partner mobilisieren und erste Erfolge: Was wir in der Allianz für Lehrkräfte bereits bewirkt haben
Handlungsfeld »Bildung & Kompetenzen«
MEHR LEHRKRÄFTE FÜR DIE ZUKUNFT
Gemeinsam mit starken Partnern treibt der Stifterverband die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung voran. Die Allianz für Lehrkräfte sorgt dafür, dass mehr Menschen den Weg in den Lehrberuf finden und mit den richtigen Kompetenzen ausgestattet werden. Wie das gelingt? Mit konkreten Maßnahmen, mutigen Reformen und starken Kooperationen. 2024 gab es bereits erste Erfolge.
Die Zahlen sind alarmierend: Schon heute fehlen rund 15.000 Lehrkräfte, bis 2030 könnten es 68.000 sein. Das stellt unser Bildungssystem vor große Herausforderungen. Was sich in der Lehrkräftebildung jetzt ändern muss und warum wir gerade jetzt eine Allianz für Lehrkräfte brauchen, erklären Bettina Jorzik vom Stifterverband und weitere namhafte Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten im Video.
In der Lehrkräftebildung gibt es sehr viele Beteiligte. Und man fragt sich: Wo kommen denn jetzt diese ganzen Akteure alle zusammen? Nirgendwo.
Bettina Jorzik
Allianzverantwortliche beim Stifterverband
WELCHES ZIEL WIR VERFOLGEN
Mit der Allianz für Lehrkräfte hat der Stifterverband eine starke Gemeinschaft aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ins Leben gerufen. Ihr Ziel: die Lehrkräftelücke zu schließen und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Dazu gehört zum einen, die Ausbildung durchlässiger zu gestalten: Das bedeutet, dass nicht nur jene Personen Lehrkraft werden können, die ein Lehramtsstudium mit zwei Fächern absolviert haben, sondern dass auch ein Quer- oder Seiteneinstieg in den Beruf möglich ist, beispielsweise mit einem anderen Studienabschluss oder gar ohne vorheriges Referendariat. Auf diese Weise sollen mehr Menschen für den Lehrberuf gewonnen und dort gehalten werden. Zum anderen gilt es, dass Lehrkräfte mehr Future Skills, insbesondere digitale und KI-Kompetenzen, erwerben.
WIR BRAUCHEN MEHR LEHRKRÄFTE IN DEUTSCHLAND
Im Jahr 2030 werden in Deutschland Prognosen zufolge bis zu 68.000 Lehrkräfte im Schulsystem fehlen. Um die Zukunftsfähigkeit des Systems zu gewährleisten, muss diese strukturelle Lücke drastisch reduziert werden.
Ziel des Stifterverbandes: Bis 2030 muss die Lehrkräftelücke auf 34.000 Stellen halbiert werden.
WAS BEREITS GESCHEHEN IST
Damit Lehrkräfte bestmöglich auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet sind, braucht es das Zusammenspiel verschiedener Akteure – von Bildungsinitiativen und Stiftungen über Institutionen zur Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften bis hin zu Unternehmen. Getreu dem Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, ein Kind zu erziehen“ ist sich die Allianz für Lehrkräfte sicher: Es braucht die ganze Gesellschaft, um gute Lehrkräfte zu bilden.
Die Allianz versteht sich daher als Ort, an dem alle Beteiligten zusammenkommen, um gemeinsam die Lehrkräftebildung voranzubringen. Hier sollen keine neuen klassischen Förderprogramme entwickelt, sondern vielmehr gut funktionierende Ansätze identifiziert, etabliert und in die Breite gebracht werden. Als Basis dafür dient der im Herbst 2023 vom Stifterverband veröffentlichte Masterplan „Lehrkräftebildung neu gestalten“. Hier bereits formulierte Maßnahmen zur Öffnung und Flexibilisierung der Lehrkräftebildung sollen nun in der Allianz im engen Austausch mit den Bildungs- und Wissenschaftsministerien der Länder weiterentwickelt werden – hin zu länderspezifischen Reformmaßnahmen. Dazu finden sukzessive mit allen Bundesländern Werkstattgespräche statt. Mit Wahlprüfsteinen für die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Hamburg hat die Allianz für Lehrkräfte zudem die Positionen der Parteien zum Thema analysiert und Impulse gegeben, wie sich die Lehrkräftebildung auf Bundesländerebene in Zukunft weiterentwickeln sollte.
Über den KI-Campus stärkt die Allianz die Qualität der Lehrkräfteausbildung, insbesondere bei den Themen digitale Transformation und KI. Die Lernplattform bietet Onlinekurse, mit denen Lehrkräfte schnell und unkompliziert all jene Kompetenzen erwerben können, die sie für einen modernen, digitalen Schulalltag benötigen. Ziel ist es, dass die Lernangebote zusätzlich in die offiziellen Schul- und Weiterbildungsportale der Länder aufgenommen werden.
MEILENSTEINE DER ALLIANZ FÜR LEHRKRÄFTE
VORARBEIT DES STIFTERVERBANDES
Der Stifterverband kam mit Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen, Politik und Bildungs- und Wissenschaftsadministration, Lehrkräfteverbänden und Zivilgesellschaft zusammen, um Lehrkräftebildung neu zu denken und weiterzuentwickeln. Mehr über die Zukunftswerkstatt erfahren
Der Stifterverband hat analysiert, wie viele potenzielle Lehrkräfte wir auf dem Weg in den Beruf verlieren Mehr zum Lehrkräftetrichter
Veröffentlichung mit Empfehlungen zur Einführung von Ein-Fach-Lehrkräften, zum Quer-/Seiteneinstieg, zur Erprobung dualer Lehramtsstudiengänge sowie zur Einführung von Stipendien(-programmen) für Lehramtsstudierende Download des Masterplans
Mehr erfahren? Einfach auf den pulsierenden Punkt klicken.
WAS WIR GEMEINSAM ERREICHT HABEN
Seit dem Start im April 2024 haben sich 75 Partner aus den Bereichen Hochschule, Schule, Wirtschaft und Zivilgesellschaft der Allianz angeschlossen, zu ihnen zählen namhafte Unternehmen und Stiftungen wie die DZ Bank, der Mercedes-Benz Fonds, die Hopp Foundation oder die TÜV SÜD Stiftung, aber auch zahlreiche Verbände, Wissenschaftsorganisationen und Bildungsinitiativen sowie engagierte Einzelpersonen. Gemeinsam wollen sie bestehende Projekte nun wirkungsvoll zusammenführen und konnten 2024 bereits viel bewirken.
Datenbasierte Entscheidungsgrundlage: Mit der Länderausgabe des „Lehrkräftetrichters“ hat der Stifterverband erstmals detaillierte Analysen zur Lehrkräfteausbildung auf Länderebene erstellt. Diese Daten helfen der Politik, gezielt Reformen anzustoßen.
Politische Weichen gestellt: Der Stifterverband hat das Thema Lehrkräftemangel prominent in den politischen Debatten platziert. Datenanalysen wie der Lehrkräftetrichter und politische Impulse wie der Masterplan haben die Notwendigkeit unterstrichen, neben regulär ausgebildeten Lehrkräften auch gezielt andere Personen für einen Quer- oder Seiteneinstieg zu gewinnen – eine Forderung, die die Kultusministerkonferenz in ihrem Beschluss vom März 2024 aufgegriffen hat.
Konkrete Reformen in den Bundesländern: Die Arbeit der Allianz hat dazu beigetragen, dass sich in vielen Bundesländern etwas bewegt. Sachsen hat beispielsweise die Intensivierung des Seiteneinstiegs mit in den Koalitionsvertrag aufgenommen und auch in Brandenburg ist eine Erleichterung des Seiteneinstiegs und die Zulassung von Ein-Fach-Lehrkräften geplant. Baden-Württemberg arbeitet an einem dualen Lehramtsstudium, Hessen öffnet die Verbeamtung für Ein-Fach-Lehrkräfte, Berlin und Baden-Württemberg bieten Quereinstiegsmaster an.
Erste Roadmap für mehr Lehrkräfte: In Rheinland-Pfalz wurde mit 60 relevanten Akteurinnen und Akteuren ein konkreter Maßnahmenplan erarbeitet, der an den spezifischen Herausforderungen des Bundeslandes ansetzt. Die Umsetzung dieser Maßnahmen würde dazu beitragen, dass mehr Menschen in die Lehrkräftebildung kommen und besser in den Praxisphasen begleitet werden.
KI-Kompetenzen in der Lehrkräftefortbildung: Kurse des KI-Campus des Stifterverbandes wurden in die offiziellen Fortbildungskataloge von drei Bundesländern aufgenommen und erreichen durch diese Verankerung deutlich mehr Lehrkräfte.
WIRKUNGSGESCHICHTE
NEUE WEGE INS KLASSENZIMMER
Um die Lehrkräftelücke zu schließen, gilt es, neue Zielgruppen für den Lehrkräfteberuf zu gewinnen – beispielsweise indem der Quer- und Seiteneinstieg in den Beruf erleichtert wird. Alexander Finke zum Beispiel hat erst eine technische Ausbildung und dann ein Ingenieurstudium absolviert. Statt in diesem Beruf zu arbeiten, wird er nun Lehrer für berufsbildende Schulen. Möglich macht das ein neuer Quereinstiegsmaster an der Universität Flensburg. Unterstützung auf diesem Weg bekommt er von der TÜV SÜD Stiftung und der Allianz für Lehrkräfte des Stifterverbandes.
Der Weg als Lehrkraft an die Schule führt in der Regel über ein grundständiges Lehramtsstudium mit anschließendem Referendariat. Aktuell reichen die so qualifizierten Lehrkräfte allerdings nicht aus, um den Bedarf an Lehrkräften an unseren Schulen zu decken. Im Masterplan Lehrkräftebildung empfiehlt der Stifterverband daher unter anderem die Einführung sogenannter Quereinstiegsmasterstudiengänge. Diese sollen langfristig einen qualitätsgesicherten Ausbau des Quer- und Seiteneinstiegs ermöglichen und gleichzeitig den Einstieg in den Lehrkräfteberuf erleichtern. Auch die Universität Flensburg geht diesen Weg und hat einen Master of Vocational Education eingeführt. Er ermöglicht es Personen mit Bachelor- oder Diplomabschluss in einer technischen Fachrichtung, in einen Lehramtsmasterstudiengang für berufsbildende Schulen zu wechseln, denn hier ist die Lehrkräftelücke besonders groß. Voraussetzung ist, dass man vor dem Studium bereits eine Berufsausbildung oder ein Praktikum von mindestens zwölf Monaten absolviert hat. Nach dem Master folgt dann das Referendariat an einer berufsbildenden Schule. Das umfasst eine große Bandbreite an Schulformen von der Berufsvorbereitung über die duale berufliche Erstausbildung (klassische „Berufsschule“) sowie schulische Berufsausbildungen bis hin zu beruflichen Gymnasien.
Ohne das Stipendium müsste ich jobben, und dadurch würde sich meine Studiums- und Ausbildungsphase in die Länge ziehen.
Alexander Finke
studiert in Flesburg Lehramt für berufsbildende Schulen im Quereinstiegsmaster (siehe Interview)
Der Stifterverband hat im Rahmen der Allianz für Lehrkräfte gemeinsam mit der TÜV SÜD Stiftung zwölf Deutschlandstipendien für diese Quereinstiegsmaster für berufliche Schulen eingerichtet. Gefördert werden Studierende an der Technischen Universität Berlin und der Europa-Universität Flensburg, die sich für einen Lehramtsmaster eingeschrieben haben. Das Besondere: Die Stiftung hat den Fördereranteil der Stipendien auf 300 Euro aufgestockt. Zusammen mit den 150 Euro, die der Bund pro Deutschlandstipendium gibt, stehen Studierenden wie Alexander Finke (siehe Interview unten) damit insgesamt 450 Euro im Monat zur Verfügung. Ziel der Stipendien ist, die Attraktivität der Quereinstiegs-Masterstudiengänge zu erhöhen, was langfristig dazu beitragen kann, mehr Studierende zu rekrutieren und ihren Verbleib bis zum erfolgreichen Studienabschluss und den Einstieg in den Lehrkräfteberuf zu unterstützen.
Alexander Finke studiert in Flensburg Lehramt für berufsbildende Schulen. Zuvor hat er eine Lehre zum Industriemechaniker absolviert und ein Bachelorstudium in Maschinenbau abgeschlossen. Bei seinem Studium wird er mit einem Deutschlandstipendium der TÜV SÜD Stiftung unterstützt, das die Stiftung gemeinsam mit der Allianz für Lehrkräfte eingerichtet hat.
Ich denke total gern daran zurück: Es herrschte eine lockere Atmosphäre – ganz anders, als ich das vorher beim Abitur kennengelernt habe.
Wir waren alle zielstrebiger. Alle wollten, so wie ich ja auch, Industriemechaniker werden, und dafür brauchten wir nun einmal die Inhalte aus der Berufsschule. Beim Abitur habe ich bei vielen so eine Antihaltung als Grundstimmung ausgemacht: Wofür brauche ich um Himmels willen den Satz des Pythagoras, wenn ich doch später Anwalt, Kaufmann oder Germanist werden will? Diese Einstellung habe ich an der Berufsschule nicht mehr gespürt.
Das erste Mal kam mir der Gedanke noch während der Lehre. Da habe ich einen Lehrer erlebt, der ein richtiges Vorbild war. Er hatte es geschafft, einen Draht zu uns Schülern aufzubauen und immer wieder eine Verbindung zwischen den theoretischen Inhalten und der Praxis im Betrieb herzustellen. Das konnte er deshalb so gut, weil er selbst früher die Lehre durchlaufen und viele Anekdoten parat hatte.
Die Firma, bei der ich damals gearbeitet habe, hat mir ein duales Maschinenbaustudium ermöglicht. Ich habe den Bachelor sogar in Regelstudienzeit abgeschlossen, aber mir war schnell klar: Das Ingenieurdasein ist nichts für mich. Aber zum Glück gab es während des Studiums ein Wahlpflichtfach namens „Einführung in die Berufsbildungspädagogik“. In dem Moment habe ich mich an meine Erfahrungen aus der Ausbildung erinnert – und mich schließlich für das Lehramtsstudium entschieden.
Es ist ein großer Pluspunkt, auf jeden Fall. Ohne das Stipendium müsste ich jobben, und dadurch würde sich meine Studiums- und Ausbildungsphase noch weiter in die Länge ziehen. Und noch eins ist für mich wichtig: Dass ich im Ehrenamt tätig bin, aus einer Nichtakademikerfamilie stamme und gute Leistungen im Bachelorstudium erbracht habe – das wurde beim Stipendium zum ersten Mal wertgeschätzt!
Ja, ich war mal für eine Woche an einer Lehrwerkstatt für Umschüler. Und das hat mich richtig beeindruckt: Mit wie viel Engagement die bei der Sache waren – das fand ich toll. Sogar in den Pausen haben sie an ihrem Werkstück weitergearbeitet; sie sollten ein Stück Stahl feilen. Dieses Feilen gehört zu jeder Lehre dazu, die ersten Wochen macht man nichts anderes – daran habe ich mich natürlich aus meiner eigenen Lehre erinnert. Und genau deshalb konnte ich schnell Vertrauen aufbauen, weil ich ja die gleichen Erfahrungen gemacht habe wie die jetzigen Schülerinnen und Schüler.
(lacht) Ja, ich bin mit ihm immer noch in Kontakt. Ich habe mich bei ihm gemeldet, als bei mir die Entscheidung gefallen ist, jetzt selbst Berufsschullehramt zu studieren. Er hat sich aufrichtig gefreut.
WERDEN SIE TEIL DER ALLIANZ!
Starke Bildung braucht starke Lehrkräfte. Dank erfahrener Partner wie der Heraeus Bildungsstiftung konnte die Allianz 2024 bereits erfolgreich wirken. Wollen auch Sie die Lehrkräftebildung in Deutschland voranbringen? Dann seine Sie dabei und werden Teil der Allianz!
Wer bereits dabei ist, wie Sie sich beteiligen können und alle weiteren Informationen zur Allianz für Lehrkräfte finden Sie hier
Die Heraeus Bildungsstiftung versteht Lehrkräfte als zentrale Change Agents für das Lernen im 21. Jahrhundert, die Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, Transformationsprozesse in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen verantwortlich zu gestalten. Wir unterstützen die Allianz für Lehrkräfte daher durch Fortbildungs- und Qualifizierungsprogramme sowie Initiativen.
Martin Fugmann
Geschäftsführender Vorstand der Heraeus Bildungsstiftung
03 NEUE WEGE BEIM IP-TRANSFER
Wie wir bessere Rahmenbedingungen für den IP-Transfer gestalten und damit das Innovationssystem stärken
Handlungsfeld »Kollaborative Forschung & Innovation«
WISSEN SCHNELLER IN DIE ANWENDUNG BRINGEN
Mit dem Pilotprojekt IP-Transfer 3.0 sorgt der Stifterverband für Transparenz, Geschwindigkeit und Rechtssicherheit bei der Verwertung geistigen Eigentums. Erste Ergebnisse zeigen, dass das Thema in Hochschulen und Politik an Relevanz gewinnt. Dazu hat auch die Arbeit des Stifterverbandes beigetragen.
Ob in der Medizin, in der Mobilität oder in der digitalen Welt – bahnbrechende Innovationen basieren fast immer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Doch der Weg von der Forschung zur Marktreife eines Produktes ist lang und komplex. Welche Herausforderungen es gibt und wie insbesondere der Transfer geistigen Eigentums, der sogenannte IP-Transfer (IP: Intellectual Property), verbessert werden kann, erklären wir im folgenden Video:
WIE WIR DAS THEMA ANGEHEN
Der Stifterverband stärkt mit seinen Aktivitäten seit Jahren den Wissens- und Technologietransfer in Deutschland. Mehr als 50 Hochschulen haben das Transfer-Audit des Stifterverbandes bereits durchlaufen und haben daraufhin Strategien für eine bessere Verwertung von Wissen entwickelt. Aktuell unterstützt der Stifterverband Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen dabei, mehr und besser finanzierbare forschungsbasierte Ausgründungen hervorzubringen. Dazu hat er unter anderem mit seinen Partnern Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) und Fraunhofer ISI das Pilotprojekt IP-Transfer 3.0 auf den Weg gebracht. Unterstützt wird das Projekt von Niedersachsen.next Startup. Mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik auf Bundes- und Landesebene tauscht er sich zudem über bessere Rahmenbedingungen für den IP-Transfer aus und entwickelt dafür gemeinsam neue Lösungen.
NEUE IP-TRANSFERMODELLE: TESTEN UND WISSEN TEILEN
Das Politprojekt IP-Transfer 3.0 begleitet 17 Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Forschungsverbünde dabei, neue IP-Transfer-Modelle zu erproben. Ziel ist es, die Verwertung geistigen Eigentums aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen transparenter, schneller und rechtssicher zu gestalten. Wie kann es gelingen, dass Verhandlungsprozesse und Verträge nicht erst nach 18 oder gar 54 Monaten abgeschlossen werden, sondern nach maximal 3 bis 6 Monaten? Was brauchen Hochschulen und Gründungsteams dafür? Wie müssen Strukturen angepasst und welche rechtlichen Voraussetzungen müssen geschaffen werden? Dazu testen die Hochschulen neue Modelle und diskutieren ihre Erfahrungen in Workshops und Arbeitstreffen. Ergänzende Befragungen von Investorinnen und Investoren, Gründungsteams und Technologietransferstellen haben zusätzliche Erkenntnisse gebracht – hin zu mehr praxisnahen und klaren Rahmenbedingungen des IP-Transfers.
3 statt 18 Monate: Das Pilotprojekt IP-Transfer 3.0 trägt dazu bei, Verhandlungsprozesse und Verträge schneller abzuschließen
Aus den bisherigen Erkenntnissen des Pilotprojekts haben die Beteiligten zudem eine Toolbox für den IP-Transfer entwickelt, das Transfer-Taschenmesser. Dieses digitale Werkzeug enthält Leitfäden, Musterverträge und Entscheidungshilfen wie eine IP-Scorecard – ein Modell, das Hochschulen bei der Bewertung von IP unterstützt, um die Verhandlungen zum IP-Transfer positiv zu beeinflussen und deutlich zu beschleunigen. Ziel ist es aber, nicht nur die 17 Pilotinstitutionen, sondern langfristig alle deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit praxisnahen Hilfsmitteln zu unterstützen, um mehr und besser finanzierbare forschungsbasierte Ausgründungen hervorzubringen – und damit letztlich den Innovationsstandort Deutschland zu stärken. Erste Tools wurden bereits von anderen Institutionen aufgenommen und weiterentwickelt.
WIE WIR WIRKEN: HOCHSCHULEN
Herausforderung Zu wenig Forschungsergebnisse werden erfolgreich zur Anwendung in die Wirtschaft und Zivilgesellschaft gebracht. Die Transfer-Prozesse von Intellectual Property (IP) an deutschen Hochschulen sind oft zu kompliziert, dauern mit im Schnitt 18,4 Monaten viel zu lang, sind wenig transparent, es fehlen Standards und eine nachhaltige Finanzierung von Transferstrukturen.
WAS WIR TUN
Pilotprojekt IP-Transfer 3.0 (Laufzeit bis 2026) 17 Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen testen neue Modelle des IP-Transfers; regelmäßiger Austausch, um voneinander zu lernen
Transfer-Taschenmesser Bereitstellung und Weiterentwicklung einer Toolbox mit u.a. IP-Scorecard, IP-Wahl-O-Meter und Musterverträgen Analyse 3 Befragungen von Investorinnen und Investoren sowie Gründungsteams, 1 Befragung der Technologietransferstellen derzeit im Feld (Stand: März 2025)
WAS WIR BEREITS ERREICHT HABEN
WAS WIR ERREICHEN WOLLEN
Mehr Innovationen entstehen an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zum Wohle der Gesellschaft.
IMPULSE FÜR HOCHSCHULEN UND POLITIK
Erste Zwischenergebnisse aus dem Pilotprojekt IP-Transfer 3.0 zeigen: Der Transfer forschungsbasierter Innovationen hat sich bereits nachhaltig verändert. Hochschulen passen ihre Strategien an, entwickeln und nutzen neue IP-Transfer-Modelle und bauen ihr Know-how aus – hin zu einem Hochschulsystem, das IP-Transfer als eine wichtige Ausprägung von Transfer etabliert. Gleichzeitig hat der Stifterverband mit dem Pilotprojekt das Thema verstärkt auf die politische Agenda gesetzt. In Hintergrundgesprächen mit Bundes- und Landesministerien, Hochschulleitungen sowie Expertinnen und Experten setzt sich der Stifterverband seit 2022 für bessere Rahmenbedingungen für einen vereinfachten IP-Transfer und für mehr forschungsbasierte Gründungen ein. Erste Erfolge sind sichtbar:
Damit wird der Wissenstransfer nicht nur effizienter, sondern er gewinnt auch an strategischer Bedeutung – ein entscheidender Schritt für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.
Bayern setzt Maßstäbe im Bereich des IP-Transfers: Mit der Schwerpunktsetzung für die Förderung von Wissens- und Technologietransfer im Bayerischen Hochschulinnovationsgesetz und in der Rahmenvereinbarung mit den staatlichen Hochschulen sowie durch gezielte Förderprogramme schaffen wir ein Umfeld, in dem Wissenstransfer und Innovationskraft Hand in Hand gehen. Zudem planen wir aktuell, eine Regelung in das Bayerische Hochschulinnovationsgesetz aufzunehmen, um die Prozesse des IP-Transfers an den Hochschulen weiter zu beschleunigen. Wir müssen den Weg für forschungsbasierte Gründungen noch stärker ebnen, denn erfolgreiche Innovationen sind der Motor unseres Wohlstands.
Markus Blume
Bayerischer Staatsminister
für Wissenschaft und Kunst
WIRKUNGSGESCHICHTE
SONNIGE AUSSICHTEN FÜR SPIN-OFFS
Mit den Impulsen aus dem Programm IP-Transfer 3.0 hat die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Ausgründungs-prozesse deutlich vereinfacht. Davon profitieren Hochschule und Start-ups gleichermaßen.
Es ist nervig: Da scheint im Sommer so wunderbar die Sonne, doch gleichzeitig heizt das Sonnenlicht das Büro auf und macht den Arbeitsplatz insbesondere südseitig fast zur Sauna. Eine transparente Fensterfolie könnte Linderung verschaffen – und das Aufheizen des Büros um bis zu sieben Grad Celsius und den Stromverbrauch etwa für die Kühlung um bis zu 26 Prozent reduzieren. Das ist im Kern das Versprechen, mit dem das Start-up AMPERIAL der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg den Markt erobern möchte.
Laut einer aktuellen Spin-off-Befragung dauert es im Durchschnitt etwa 18 Monate, bis sich Hochschule und Gründungsteam auf einen Vertrag über die Nutzung des Intellectual Property (IP, zu Deutsch: geistiges Eigentum) geeinigt haben. Im Fall von AMPERIAL ging dieser Prozess allerdings deutlich schneller. „Zwischen der FAU und uns dauerte es drei bis vier Monate, bis die Verträge unterzeichnet waren“, sagt Matthias Trost, als CEO von AMPERIAL zuständig unter anderem für Vertrieb, Marketing und Personal. Ein wesentlicher Grund: das neue FAU-Trusted-Handshake-Modell. Es bietet drei standardisierte Varianten, nach denen eine Beteiligung der FAU an Ausgründungen geregelt werden kann.
Gründungsteams machen einmal in ihrem Leben eine IP-Verhandlung, die Universität wesentlich öfter. Deshalb gibt es Informations- und Machtasymmetrien. Die Tranzparenz des FAU Trusted-Handshake-Modells hat uns sehr geholfen.
Matthias Trost
Co-Gründer und CEO von AMPERIAL
MEHR TRANSPARENZ BEI AUSGRÜNDUNGEN
Matthias Trost
Entwickelt hat das Modell an der FAU ein Team um den Leiter der FAU-Gründungsberatung Christoph Heynen, der auch Teil der Pilotgruppe des Projekts „IP-Transfer 3.0“ ist, das der Stifterverband gemeinsam mit der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) seit 2022 umsetzt. „Ziel unserer Teilnahme war, ein eigenes standardisierbares Prozess- und Konditionsmodell zu entwickeln und die Transparenz für Gründungsteams beim IP-Transfer zu erhöhen“, sagt Heynen, der seit rund 25 Jahren den Technologietransferbereich der FAU leitet. Seit dem vorigen Jahr bietet er Gründungsteams das Trusted-Handshake-Modell an. Die drei Optionen „Frontflip“, „Balance“ und „Backflip“ unterscheiden sich im Wesentlichen in der Höhe der virtuellen Anteile am Spin-off, hinsichtlich Zahlungen beim Erreichen von Meilensteinen und Sublizenzbeteiligungen sowie bezüglich der Frage, zu welchem Zeitpunkt und auf welche Art die Ausgründung das IP vergütet. Bei der „Frontflip“-Option bekommt die FAU zum Beispiel virtuelle Anteile zwischen 10 und 12 Prozent, bei „Balance“ 5 Prozent und bei „Backflip“ gar keine. Virtuelle Anteile (virtual shares) beziehen sich auf eine rein schuldrechtliche Beteiligung an der Ausgründung ohne Gesellschafterrechte, bei der beispielsweise wissenschaftliche Einrichtungen beteiligt werden, ohne selbst Gesellschafter zu sein oder über Stimmrechte zu verfügen.
Einer der wesentlichen Vorteile des FAU-Ansatzes: „Durch das neue Modell können wir bereits im Vorfeld Transparenz herstellen, wir legen also unsere Karten offen auf den Tisch. Die Gründungsteams sehen so sofort, zu welchen Konditionen sie IP transferieren können“, sagt der Gründungsberater. Dies führe dazu, dass die Verhandlungen auf Augenhöhe geführt werden – und dass zwischen FAU und Gründungsteams eine wichtige Vertrauensbasis entstehe, quasi der Handschlag zwischen Universität und Gründungsteams.
Eine Einschätzung, die auch Co-Gründer Matthias Trost bestätigt: „Gründungsteams machen einmal in ihrem Leben eine IP-Verhandlung, die Universität wesentlich öfter. Deshalb gibt es Informations- und Machtasymmetrien“, sagt er. Da die FAU die drei Basisszenarien des Trusted-Handshake-Modells bereitstellte, konnten Trost und die Co-Gründer schon vor den Verhandlungen analysieren, welche Option am besten zum Geschäftsmodell, zu den Entwicklungsperspektiven und den Investoren von AMPERIAL passt. „Diese Transparenz hat uns sehr geholfen.“ Das Team entschied sich schließlich für die Option „Backflip“. „Da wir zu Beginn nur Fördermittel und keine Investorengelder hatten, wollten wir am Anfang so wenig wie möglich Cashflow abfließen lassen“, erklärt Trost. Die Möglichkeit, der FAU virtuelle Anteile an der Ausgründung abzutreten, sei aufgrund des bürokratischen Mehraufwands nicht die bevorzugte Variante gewesen. „Wir wollen die FAU stattdessen anders an einem möglichen Erfolg beteiligen, zum Beispiel über Beteiligungen an Umsatz, Gewinn oder Lizenzeinnahmen“, sagt er. Dies finde sich am besten in der „Backflip“-Option wieder.
SCHNELLE PROZESSE
Das neu erfundene Nanomaterial von AMPERIAL wird in einer Druckmaschine hauchdünn auf eine transparente Folie aufgebracht, die in den Gebäuden Abkühlung bringt.
Für die FAU und die Gründungsteams hat das neue Modell aber noch ein weiteres Plus: Der Prozess der Ausgründung wird beschleunigt. „Wir können an der FAU den zeitlichen Ablauf um rund 40 Prozent verkürzen, von rund neun auf fünf Monate“, schätzt Transferberater Heynen. „Davor dauerten die Verhandlungen sehr lang, weil sich Gründungsteams erstmals etwa mit schwierigen juristischen Fragen befassen mussten“, sagt er. Allerdings biete das Trusted-Handshake-Modell „keine Lösung von der Stange“. Heynen: „Es gibt immer noch Verhandlungen zur Anpassung von Details sowie zur Klärung rechtlicher Feinheiten in Absichtserklärungen und Verträgen.“ Auch bei AMPERIAL wurden noch einige Feinheiten nachverhandelt.
IP-Transfer ist mittlerweile als wesentliches strategisches Thema platziert, das Interesse der Hochschulspitze daran hat deutlich zugenommen.
Christoph Heynen
Leiter FAU-Gründungsberatung
Heynen und sein Team werden das IP-Transfer-Modell an der FAU weiter optimieren. Erreicht haben sie damit aber schon jetzt, dass das Thema IP-Transfer in der Hochschulleitung mehr Aufmerksamkeit erhalten hat – eines der zentralen Ziele des Projekts IP-Transfer 3.0. „Das Thema ist mittlerweile als wesentliches strategisches Thema platziert, das Interesse der Hochschulspitze daran hat deutlich zugenommen“, sagt er. Derweil blickt AMPERIAL-Co-Gründer Trost optimistisch in die Zukunft. „Wir haben eine tolle Rückmeldung des Marktes erhalten und bereits Kundenanfragen für bis zu 30.000 Quadratmeter Folie vorliegen.“ Im Sommer will AMPERIAL mit kleineren Pilotinstallationen in den Markt eintreten, diese sollen dann 2026 deutlich ausgebaut werden.
04 DER STIFTERVERBAND: UNSERE ANALYSEKOMPETENZ
Wer wir sind und wie wir arbeiten
MEHR DATEN, MEHR ORIENTIERUNG
Wir schauen voraus, geben Impulse – und ermöglichen damit die nötigen Veränderungen im Bildungs- und Wissenschaftssystem.
Wie muss sich die Hochschulbildung in Deutschland entwickeln, um Nachwuchskräfte mit den für die Zukunft nötigen Kompetenzen zu versorgen? Wie viel investieren deutsche Unternehmen in die eigene Forschung und reicht das, um den Innovationsstandort Deutschland zu sichern? Diese und weitere Fragen analysiert der Stifterverband regelmäßig in Studien und Erhebungen. Dazu nutzt er Daten und wissenschaftliche Ergebnisse, die er selbst erhebt, sowie Untersuchungen, die er in Auftrag gibt oder von Dritten bereitgestellt werden. Sie zeigen klar auf, wo Veränderungen im Bildungs-, Wissenschafts- und Innovationssystem nötig sind.
Auf diese Weise identifiziert der Stifterverband Stärken und Schwächen, macht Handlungsbedarfe sichtbar und verdeutlicht, welche Themen verstärkt in den Fokus politischer Debatten rücken müssen. Das Ziel: evidenzbasierte Entscheidungen in Politik und Wissenschaft zu ermöglichen – mit konkreten Handlungsempfehlungen und Zukunftsszenarien. 2024 hat der Stifterverband seine Analysekompetenz durch zwei neue Daten-Tools ausgebaut.
Der Daten-Navigator: passgenaue Daten für Bildung, Wissenschaft und Innovation
Im Daten-Navigator hat der Stifterverband Datensätze zu Themen aus seinen Handlungsfeldern „Bildung & Kompetenzen« sowie »Kollaborative Forschung & Innovation“ zusammengetragen, die sowohl von der Wirtschaft als auch von der Wissenschaft durchsucht und in Form von Rohdaten oder aussagekräftigen Visualisierungen für eigene Analysen genutzt werden können. Dazu zählen unter anderem Daten zu Wirtschaftsinvestitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) sowie zu verschiedenen Aspekten des deutschen Hochschulsystems wie Wettbewerbsfähigkeit, Drittmittel oder Gründungsförderung. Zudem zeigt er auf, wie sich ausgewählte Indikatoren aus den beiden Handlungsfeldern des Stifterverbandes entwickeln.
Zusätzlich liefert der Daten-Navigator Analysen und Bewertungen und ordnet Trends und Entwicklungen ein. Das erlaubt einen zielgerichteten, analytischen Blick in unser Bildungs-, Wissenschafts- und Innovationssystem, der Unternehmen einen vielfältigen analytischen Input für Branchenanalysen, Planungsprozesse oder Unternehmensprognosen bietet. So ermöglicht er Unternehmen etwa Abschätzungen für die Versorgung mit MINT-Fachkräften und KI-Kompetenzen aus dem deutschen Bildungssystem.
Higher Education Explorer: Stärken der Hochschulen identifizieren
Vorlesungsverzeichnisse sind ein Spiegel der Lehre an Hochschulen: Inhalte der Lehrveranstaltungen, Formate, Sprachen und vieles mehr werden dort Semester für Semester festgehalten. Bislang wurde dieser Datenfundus jedoch nicht systematisch erfasst. Nun hat der Stifterverband ihn nutzbar gemacht – im Higher Education Explorer (HEX) hat er erstmals Inhalte der Vorlesungsverzeichnisse von Hochschulen in Deutschland analysiert und themenspezifisch aufbereitet. Die Datenbank wird kontinuierlich erweitert und umfasst zurzeit mehr als zwei Millionen Hochschulkurse, Lehrveranstaltungen von 22 großen Universitäten sowie das Angebot von mehr als 15.000 Lehrstühlen und Instituten. Diese Daten ermöglichen es Unternehmen beispielsweise, geeignete Lehrstühle, Fakultäten, Hochschulen oder Standorte für Forschungsprojekte, Ausbildungskooperationen oder Weiterbildung des eigenen Personals zu identifizieren. Auch Expertinnen und Experten für Fachtagungen, Gutachten oder Einschätzungen können so einfach und schnell gefunden werden. Auf der anderen Seite hilft der Higher Education Explorer Hochschulen dabei, ihre Strategie, das Qualitätsmanagement oder die Studiengangentwicklung zu verbessern.
und mehr Daten umfasst der Higher Education Explorer (Hochschulkursen, Lehrveranstaltungen von 22 großen Universitäten, Angebote von mehr als 15.000 Lehrstühlen und Instituten.)
WER IST DER STIFTERVERBAND?
Gemeinsam mit seinen Mitgliedern, Förderern und Partnern, arbeitet der Stifterverband daran, das Bildungs- und Wissenschaftssystem wirksam und zukunftsgerichtet zu gestalten. Auf diese Weise trägt er dazu bei, die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken.
Kein Unternehmen, keine Branche, keine Disziplin kann die komplexen Herausforderungen unserer Zeit im Alleingang lösen. Vielmehr braucht es eine starke Gemeinschaft, die zielgerichtet und systematisch an den entscheidenden Stellschrauben zur Veränderung des Bildungs- und Wissenschaftssystems ansetzt. Der Stifterverband ist diese Gemeinschaft. Hier haben sich mehr als 3.500 Unternehmen, Stiftungen, Wissenschaftsorganisationen und Privatpersonen zusammengefunden, die sich nicht in unverbundenen Einzelmaßnahmen verlieren, sondern ihre Ressourcen wirkungsvoll bündeln. Die gemeinsam, mutig und verantwortungsvoll handeln. Die durch Analysen, Förderungen, Kooperationen und Überzeugungsarbeit gezielt Veränderungen in unserem Bildungs- und Wissenschaftssystem ermöglichen. So trägt der Stifterverband gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Partnern dazu bei, die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken – unabhängig, gemeinwohlorientiert, partnerschaftlich.
Eine starke Gemeinschaft: Der (fast vollständige) Vorstand des Stifterverbandes, der neben den CEOs zahlreicher DAX-Konzerne, führende mittelständische Unternehmen sowie die Präsidentinnen und Präsidenten der großen Wirtschaftsverbände und Wissenschaftsorganisationen versammelt.
Unternehmen, Stiftungen, Wissenschaftsorganisationen und Privatpersonen engagieren sich im Stifterverband
Partner unterstützen ein Jahr nach ihrem Start die Zukunftsmission Bildung
Mal 5: Durch vom Stifterverband organisierte Aktionspartnerschaften wird jeder investierte Euro verfünffacht.
WIE WIR ARBEITEN UND WIE WIR WIRKEN
Der Stifterverband ist ein Verein, sein Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Wichtigstes Gremium des Stifterverbandes ist die Mitgliederversammlung, die alle zwei Jahre den Vorstand und alle vier Jahre das Kuratorium wählt. Der Vorstand beschließt den Haushalt für das jeweilige Geschäftsjahr und die Förderprogramme des Stifterverbandes.
Schirmherr Frank-Walter Steinmeier mit Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbandes, beim Empfang des Bundespräsidenten im Januar 2025.
Inhaltlich arbeitet der Stifterverband in zwei zentralen Handlungsfeldern: Bildung & Kompetenzen sowie Kollaborative Forschung & Innovation. Denn für die großen Aufgaben unserer Zeit brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte – Menschen mit den nötigen Kompetenzen für die Arbeitswelt von morgen. Wir brauchen neues Wissen und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die in innovative Produkte und Wertschöpfung münden. Dazu analysiert der Stifterverband regelmäßig, wo Veränderungen nötig sind, und gibt nötige Impulse für politische Debatten. Er fördert Modellprojekte, macht Beispiele guter Praxis sichtbar, skaliert sie in die Breite und entwickelt – gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Partnern – Ideen und Strategien, um die Politik zu Reformen anzustoßen.
NEU IM STIFTERVERBAND
3 FRAGEN AN FELIX KROSCHKE
Als Familienunternehmer in dritter Generation habe ich von Anfang an gelernt, dass wir als erfolgreiches Unternehmen auch eine gesellschaftliche Verantwortung tragen und es daher zu unserem Selbstverständnis gehört, sich gemeinnützig zu engagieren. Mein Vater und mein Onkel haben vor mehr als 30 Jahren die Kroschke Kinderstiftung gegründet, die sich für die Gesundheit von Kindern einsetzt. Mittlerweile bin ich Vorstandsvorsitzender dieser Stiftung und stolz, diese Tradition fortzuführen – und mit weiterem Engagement, beispielsweise im Stifterverband, zu erweitern.
Der Stifterverband ergänzt unser bestehendes Engagement perfekt. Er bietet ein bereicherndes Netzwerk und wertvolle Erkenntnisse, die ich in meine Arbeit einfließen lassen kann. Besonders beeindruckt hat mich das vielfältige Netzwerk und die inspirierenden Persönlichkeiten, die dort aktiv sind.
Bildung und Wissenschaft sind der Schlüssel zu vielen gesellschaftlichen Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Stifterverband wollen wir uns dort einbringen, wo ich als einzelner Unternehmer nur wenig bewegen kann. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass die zur Verfügung stehenden Mittel wirkungsvoll eingesetzt werden, um den größtmöglichen Impact zu erzielen. Da sind Partner wie der Stifterverband unverzichtbar.
Felix Kroschke ist seit 2017 Geschäftsführer der Christoph Kroschke GmbH und der Kroschke Deutschland GmbH – zwei Tochterunternehmen der Kroschke Gruppe. Gemeinsam mit seinem Bruder Philipp führt er die Geschäfte bereits in dritter Generation fort und hat den Familienbetrieb zu einer international agierenden Unternehmensgruppe weiterentwickelt. Die Christoph Kroschke GmbH ist seit 2025 Mitglied im Stifterverband. Felix Kroschke engagiert sich zudem im Landeskuratorium Hamburg/Schleswig-Holstein.
GESTALTEN SIE MIT UNS BILDUNG UND WISSENSCHAFT!
Sie wollen das Bildungs- und Wissenschaftssystem wirksam und nachhaltig verändern? Sie wollen im gesellschaftlichen Diskurs zu zentralen Themen unserer Zeit gehört werden und Ihre Stärken einbringen? Dann engagieren Sie sich im Stifterverband!
DAS JAHR IN BILDERN
Wie wir Bildung und Wissenschaft gestalten – ein Rückblick
IMPULSE GEBEN UND ÜBERZEUGEN
Forum Innovation zur Richtungswahl 30. Januar 2025 · Berlin
Auf dem „Forum Innovation zur Richtungswahl 2025“ haben die Spitzen der Parteien ihre Konzepte für mehr Innovationsfähigkeit in Deutschland vorgestellt und diese mit Entscheiderinnen und Entscheidern aus Wirtschaft, Wissenschaft und großen Stiftungen diskutiert. Der Stifterverband hat das Forum gemeinsam mit der Leopoldina und der VolkswagenStiftung veranstaltet, um Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor der Bundestagswahl 2025 miteinander ins Gespräch zu bringen und zentrale innovationspolitische Weichenstellungen für die nächste Legislaturperiode zu diskutieren.
Zum Thesenpapier Die Positionen der Parteien
Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) stellt die Konzepte ihrer Partei für die Forschungs- und Innovationspolitik vor.
Begrüßung durch die Veranstalter: (v.l.n.r.) Moderator Jan-Martin Wiarda, Michael Kaschke (Stifterverband), Gerald Haug (Leopoldina) und Georg Schütte (VolkswagenStiftung)
Vortrag von Thomas Jarzombek (CDU)
Vortrag von Christian Dürr (FDP)
Vortrag von Oliver Kaczmarek (SPD)
Pausengespräch: Otmar D. Wiestler (Präsident Helmholtz-Gemeinschaft, rechts) und sein designierter Nachfolger Martin Keller (National Renewable Energy Laboratory)
Jochen Hanebeck (Infineon), Martin Brudermüller (BASF) und Georg Schütte (VolkswagenStiftung) (v.l.n.r.)
Vorstandssitzung und Empfang beim Bundespräsidenten 30. Januar 2025 · Berlin
Der Vorstand des Stifterverbandes tagt zweimal im Jahr. Die Januarsitzung ist traditionell mit einem Empfang des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (Schirmherr des Stifterverbandes) im Schloss Bellevue verbunden. Die Keynote hielt in diesem Jahr der KI-Pionier Richard Socher, Gründer der KI-Plattform you.com. Er referierte über die neuesten Entwicklungen von KI.
Katja Becker (Deutsche Forschungsgemeinschaft) während der Vorstandssitzung
Gemeinsam Wirken: Der Vorstand des Stifterverbandes
Jochen Hanebeck (Infineon)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßt Richard Socher (you.com) und Michael Kaschke (Stifterverband)
Empfang im Schloss Bellevue: Impulsvortrag von Richard Socher (you.com)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Präsidentinnen und Präsidenten großer deutscher Wissenschaftsorganisationen
Nicola Leibinger-Kammüller (Trumpf)
IDEEN ENTWICKELN UND ERMÖGLICHEN
University:Future Festival 13. – 15. Mai 2025 · Berlin, Braunschweig, Graz, Nürnberg, Zürich und online
Der Stifterverband lud gemeinsam mit dem Hochschulforum Digitalisierung und der Stiftung Innovation in der Hochschullehre zum University:Future Festival 2025 ein. Unter dem Motto „/imagine“ konnte das Festival online und auf Präsenzbühnen an fünf Standorten verfolgt werden. Auf der größten Veranstaltung zur (digitalen) Zukunft der akademischen Bildung in Deutschland kamen mehr als 4.800 Personen zusammen, um über Künstliche Intelligenz (KI), Future Skills, Neues Lernen und Strategieprozesse zu reden.
Hauptbühne des University:Future Festivals in Berlin. Das Motto 2025: „/imagine“
Keynote „Spaß mit der Maus – Lernen beim Verstehen“ von Christoph Biemann
Lisa Niendorf (Humboldt-Universität zu Berlin) referierte zum Thema „Wind of Change? Wertschätzung in der Hochschule“
Familien-Duell: Welche Hochschulteams kennen sich am besten aus in der deutschen Hochschullandschaft?
Das Veranstaltungsteam
Interaktion mit dem Publikum zur Frage: „Das deutsche Hochschulsystem wird resilient und zukunftssicher, wenn ...“
Deutscher Zukunftspreis 28. November 2024 · Berlin
Mit dem Deutschen Zukunftspreis zeichnet der Bundespräsident jedes Jahr Einzelpersonen oder Gruppen für eine hervorragende technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Innovation aus. 2024 ging der Preis an ein Team von ams OSRAM und das Fraunhofer IZM für eine neuartige Lichttechnologie, die in Autoscheinwerfern verbaut das Autofahren sicherer machen kann.
Mehr Infos zur Auszeichnung und den Preisträgern
Das Gewinnerteam (v.l.n.r.): Hermann Oppermann (ams-OSRAM), Stefan Grötsch (Fraunhofer IZM), Norwin von Malm (ams-OSRAM)
Feierlicher Ausklang nach der Preisverleihung
KOOPERIEREN UND VERNETZEN
Jahresversammlung 2024 26. Juni 2024 · Berlin
Der Stifterverband hatte seine Mitglieder, Förderer, Stifter und Partner zur Jahresversammlung 2024 nach Berlin eingeladen. Unter der Überschrift „Zukunftsfest“ sind zentrale Akteurinnen und Akteuren des Stifterverband-Netzwerks mit renommierten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft ins Gespräch gekommen.
Begrüßung durch Cornelius Riese (DZ Bank)
KI & Co.: Wie neue Technologien Wirtschaft und Gesellschaft verändern: Diskussionsrunde mit Aljoscha Burchardt (DFKI), Johann Blauth (QuantCo), Simone Bagel-Trah (Henkel) und Andrea Frank (Stifterverband) (v.l.n.r.)
Finanzbericht des Schatzmeisters Reinhard Christian Zinkann (Miele)
Musikalische Begleitung mit KI-komponiertem Song
Networking (v.l.n.r.): Mario Brandenburg (FDP), Volker Meyer-Guckel (Stifterverband) und Aljoscha Burchardt (DFKI)
Zukunftsforen 2024/25 · diverse Orte
Im Rahmen der regionalen Zukunftsforen treffen sich die Mitglieder des Stifterverbandes regelmäßig auf Ebene der Bundesländer, um Impulse für die Programmarbeit des Stifterverbandes zu geben und mit der Landespolitik ins Gespräch zu kommen.
Zukunftsforum zum Thema „Mehr Lehrkräfte, neue Kompetenzen“ in Hamburg (September 2024): Begrüßung durch Michael Behrendt (Hapag-Lloyd)
Frank Walthes (Versicherungskammer Bayern) begrüßt die Gäste auf dem Zukunftsforum Bildung & Kompetenzen in Bayern im Oktober 2024
Networking auf dem Zukunftsforum Bildung und Kompetenzen in Bayern im Oktober 2024
„KI in der Arbeitswelt: Welche Kompetenzen brauchen wir?“: Diskussion auf dem Zukunftsforum im Oktober 2024 in Berlin
Zukunftsforum Forschung & Innovation in Wiesbaden zum Thema „Flickenteppich Innovationspolitik: Wie entwickeln wir mehr Dynamik und Wachstum?“ im Februar 2025: Clemens Hoch (SPD), Frank-Christophe Lintz (AbbVie), Mario Richter (AbbVie), Christine Burtscheidt (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur), Christian Boehringer (C. H. Boehringer Sohn), Georg Krausch (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Volker Meyer-Guckel (Stifterverband) (v.l.n.r.)
Zukunftsforum in Bremen (Februar 2025): Marte Sybil Kessler (Stifterverband) gibt einen Impuls zu Bremen als neuer Leuchtturm für mehr Gründungsspirit in Deutschland
Zukunftsforum in Bremen (Februar 2025): Impuls von Kathrin Moosdorf, Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen
Zukunftsforum zu „KI in Bildung und Arbeit“ im April 2025 in Essen: Begrüßung von Stefan Klebert (GEA)
Lunchtalk auf dem Zukunftsforum „Gründungsstandort Niedersachsen: Chancen und Herausforderungen“ im Mai 2025 in Hannover
Networking auf dem Zukunftsforum in Hannover im Mai 2025